Selten, dass auf einer Pressekonferenz jemand mit den Tränen kämpft. Als Christian Vorländer zum Protest gegen Pegida aufruft, versagt ihm fast die Stimme. Zunächst bittet der SPD-Stadtrat die Journalisten, sich zum Gedenken an die Opfer von Paris zu erheben. Dann hält er seinen Personalausweis vor sich, als wolle er seine drei Vornamen beweisen. Hans und Christian und dann noch ein arabischer Name: Salim.
Vorländer ist in Beirut geboren. 1976 musste die Familie mit vier kleinen Kindern vor dem Bürgerkrieg flüchten, sie waren froh um ein Heimatland. Er weiß, was es heißt, in der Not in einem anderen Land willkommen zu sein. Und nun das: Pegida in München und der Terror in Paris.
Polizei rechnet mit 3500 Teilnehmern
Weil viele Münchner zumindest ahnen, wie es Flüchtlingen ergeht, die dieser Tage nach Deutschland kommen, wollen sie die Pegida-Propaganda nicht unkommentiert lassen: Dutzende Gruppen, Vereine, Institutionen rufen zu einer Kundgebung am Montag auf, die beides sein will: Protest gegen den Bagida-Marsch und Willkommensruf für Flüchtlinge. Organisiert wird die Aktion von "München ist bunt" und "Bellevue di Monaco", dabei sind Parteien, Gewerkschaften, Residenztheater, Kammerspiele, Ausländerbeirat, katholische und evangelische Kirche, Münchner Forum für Islam. Und, und, und.
Anti-Pegida-Demo:12 000 Münchner setzen ein Zeichen
"München zeigt sich von seiner allerbesten Seite": Am Montagabend demonstrieren Tausende Menschen gegen die Pegida-Bewegung, die es schwer hat in der bayerischen Landeshauptstadt.
Solch ein breites Bündnis hat es schon lange nicht mehr gegeben. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wird wieder sprechen, wie neulich schon, vor der Oper. Die evangelische Landeskirche überlegt, ob man das Licht der Matthäuskirche, vor der sich Bagida trifft, ausschaltet. Im Rathaus prüfen sie, ob auch die Stadt Lichter ausknipsen und dem Aufruf "Licht aus für Rassisten" folgen soll.
Die Polizei rechnet mit 3500 Teilnehmern, 800 Beamte werden sich bemühen, dass alles friedlich bleibt. Zu einer Begida-Blockade ruft das Bündnis nicht auf. Der Münchner FDP-Chef Andreas Keck mahnt, das Nein zu Bagida nicht zu übertreiben: Er trete dafür ein, dass jeder seine Meinung sagen darf, auch eine Meinung, die einem selbst nicht passe. Christian Vorländer, noch mit Tränen in den Augen, bringt den Appell auf den Punkt: "Lasst uns München am Montag zum Leuchten bringen."