Münchner demonstrieren gegen Fremdenfeindlichkeit
Es ist weniger eine Kundgebung gegen Pegida, sondern vielmehr eine Demo, ja, ein Fest für ein buntes, weltoffenes München. Rund 12 000 Menschen sind laut Polizei am Montagabend vor das Nationaltheater gekommen, um zu rufen: "Platz da! Flüchtlinge sind hier willkommen."
So lautet das Motto der Kundgebung vor der Oper, zu der Dutzende Gruppen und Vereine aufgerufen hatten, allen voran das Bündnis "Bellevue di Monaco", das ein Haus für junge Flüchtlinge in der Innenstadt an der Müllerstraße schaffen will, ein Willkommenszentrum.
Sechs Fragen zu Pegida:"Islamisierung ist ein ideologischer Kampfbegriff"
Tausende Menschen in Deutschland gehen gegen eine Islamisierung Deutschlands auf die Straße. Woher kommt ihre Angst vor Muslimen? Gibt es so etwas wie eine Islamisierung tatsächlich? Oder sind das Hirngespinste fremdenfeindlicher Wutbürger? Wichtige Fragen und Antworten.
Es strömen so viele Menschen vor die Oper, dass die Polizei den Max-Joseph-Platz schon bald sperren muss. Irgendwann sprechen die Veranstalter sogar von 25 000 Teilnehmern. "Unrealistisch", sagt dazu ein Polizeisprecher. Aber dass es so viele sind, findet auch er "super". Später wird die Polizei offiziell von einem "sehr starken Zeichen für die Integration von Flüchtlingen und die Humanität in unserer Gesellschaft" sprechen. Der Abend sei sehr friedlich verlaufen.
Was Prominente auf der Bühne sagen
"München zeigt sich von seiner allerbesten Seite", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vor den Demonstranten. Und er lässt keinen Zweifel daran, wo München steht: "Bei uns ist Platz für Menschen verschiedener Hautfarbe, Herkunft oder Muttersprache. Bei uns ist auch Platz für alle Religionen und Gläubige."
Weit mehr als ein Drittel der Münchner habe Migrationshintergrund - Menschen aus 182 Nationen. Reiter sagt, er sei sicher, "dass in München Platz für die Flüchtlinge ist, die zu uns kommen. Und nicht nur ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen werden wir anbieten, nein, ich will, dass diese Flüchtlinge bei uns eine Heimat finden". In München sei "kein Platz, um Angst zu schüren. In München ist kein Platz für Hetze und die Verleumdung von Menschen."
Auf die Frage, ob er mit einem solchen Andrang gerechnet habe, antwortet wenig später der Kabarettist Christian "Fonsi" Springer: "Ja! Des is mei Stadt." Der Liedermacher Konstantin Wecker meint: "Wir demonstrieren in erster Linie für etwas. Wer mit Pegida sympathisiert, ist nicht bereit nachzudenken."
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Viele Münchner haben nachgedacht, sind gekommen. Und nun sind sie glücklich, stolz gar auf ihre Stadt.
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Es sei ein großes Glück, in München geboren zu sein und hier zu leben, sagt auch der Kabarettist Claus von Wagner. "Und Glück wird größer, wenn man es teilt." Zu Pegida sagt er, wenn man das Abendland mit menschenfeindlichen Parolen verteidigen wolle, "was gibt es dann noch zu verteidigen?".
Als ein Syrer spricht, wird es plötzlich still
Die Veranstaltung hat viel von einem Open-Air-Festival, bis Ahmed die Bühne betritt. Ahmed stammt aus Syrien, er ist seit ein paar Wochen in München. Seine Geschichte mag nicht zu den vielen Appellen und Goodwill-Bekundungen anderer Redner passen.
"Wir wurden hier erniedrigt und verlieren unsere Würde", sagt er auf Englisch. Die Menge wird still. "Ich musste in der Bayernkaserne drei Tage auf dem Boden schlafen." Seine Worte hallen nach, dann ruft Veranstalter Till Hofmann: "But you're very welcome!" Die Musikerin Fiva übernimmt die Bühne und singt: "Die Stadt gehört mir."
Natürlich ist die ganze Veranstaltung eine Reaktion auf die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", die vor allem in Dresden, aber auch in vielen westdeutschen Städten Montag für Montag auf die Straße gehen, um gegen Flüchtlinge, gegen Muslime, gegen die Fremden zu demonstrieren.
Drei Dutzend "Mügida"-Anhänger auf dem Promenadeplatz
Doch München ist nicht Dresden. Es ist nur eine kleine Gruppe von vielleicht drei Dutzend Menschen, die am Rand des Promenadeplatzes antiislamische Sprüche auf ihren Transparenten in die Höhe hält. Während der Max-Joseph-Platz voll ist, müssen die antiislamischen Demonstranten 500 Meter entfernt auch noch gegen junge Gegendemonstranten bestehen. Sie verschwinden völlig hinter der Wand von Transparenten der 70 Gegner, die skandieren: "Haut ab, haut ab!"
Um kurz nach 18 Uhr ist der Platz fast menschenleer. Eine Gruppe von Touristen, die einem Stadtführer zuhören, ist bis dahin die einzig nennenswerte Menschenansammlung. Am Rand des Promenadeplatzes spricht plötzlich eine ältere Dame einen der wenigen Passanten an. "Wollen Sie mit uns demonstrieren?", fragt die Frau mit Rucksack, die auf ihr schon zusammengerolltes Plakat "Freiheit statt Salafismus" geschrieben hat.
Der Presse wollen die Münchner Pegida-Anhänger keine Interviews geben. Vielleicht wissen sie auch nicht so recht, was sie sagen sollen. Doch sie spüren schnell: In München hat Pegida an diesem Montagabend nicht viel zu melden.
Als die Mini-Kundgebung von "Mügida" um halb sieben beginnt, stehen allenfalls drei Dutzend ihrer Anhänger geschützt hinter einer Polizeiabsperrung. "Refugees are welcome here", rufen die Gegendemonstranten den Pegida-Leuten entgegen. Die schweigen beharrlich, verteilen lediglich ein paar Flugblätter, auf denen dazu aufgerufen wird, der antiislamischen Bewegung zu folgen. Doch die ist bislang in München wirkungslos. Eine zweite Demonstration hatte ein Pegida-Aktivist vor einigen Tagen bereits abgesagt, wegen mangelnder Teilnehmerzahl.