Flüchtlingsprojekt:Koalition unterstützt "Bellevue di Monaco"

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Ein von Flüchtlingen mit betriebenes Café, Räume für Bildung und Beratung - und Wohnraum: Das Wohn- und Kulturprojekt "Bellevue di Monaco" an der Müllerstraße 2 bis 6 soll verwirklicht werden. Bereits im Januar soll ein entsprechender Grundsatzbeschluss im Stadtrat gefällt werden.

Von Bernd Kastner, München

Die Stadt will das Wohn- und Kulturprojekt für Flüchtlinge "Bellevue di Monaco" an der Müllerstraße 2 bis 6 verwirklichen. Das ist das Ergebnis eines weiteren Spitzengesprächs am Dienstag zwischen der Rathausspitze um Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bürgermeister Josef Schmid (CSU) und den Bellevue-Machern um den Goldgrund-Aktivisten Till Hofmann. Nach SZ-Informationen unterstützen auch die Fraktionen von CSU und SPD mittlerweile das Projekt für junge Asylbewerber. Bereits im Januar soll ein entsprechender Grundsatzbeschluss im Stadtrat gefällt werden. Dies würde die Entscheidung vom vergangenen Frühjahr, die Gebäude Müllerstraße 2 und 4 abzureißen, revidieren.

Das "Bellevue" soll als Willkommenscenter ein Leuchtturmprojekt im Umgang mit Flüchtlingen werden. Vorbild ist unter anderem das "Grandhotel Cosmopolis" in Augsburg: Dort leben in einem ehemaligen Altenheim Asylbewerber mit Hotelgästen unter einem Dach, zudem gibt es Künstlerateliers in dem Haus.

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An der Müllerstraße soll unter anderem ein von Flüchtlingen mit betriebenes Café als Informationsstelle für die Öffentlichkeit entstehen, zudem Räume für Bildung und Beratung. Junge Flüchtlinge sollen dort für eine bestimmte Zeit wohnen. Hofmann strebt die Eröffnung des "Bellevue" im Herbst 2015 an. Zu den Initiatoren gehören neben Goldgrund auch Fachleute aus der Jugend- und Sozialarbeit. Sie wollen demnächst eine Sozialgenossenschaft gründen.

Mit der Einigung steht ein Ende des politischen Streits um die Anwesen in der Müllerstraße kurz bevor. Es waren Goldgrundaktivisten, die verkleidet als Gorillas in ein teilweise leer stehendes Haus eingedrungen waren und manche Zimmer für wenig Geld saniert hatten.

Damit machten sie den Leerstand vieler städtischer Wohnungen zu einem der Hauptthemen im Kommunalwahlkampf. Dass in die Müllerstraßen-Häuser nun wohl Flüchtlinge ziehen werden, dürfte maßgeblich auf das Bestreben von OB Reiter zurückgehen. Nach seinem Machtwort im Oktober, als er die überfüllte Bayernkaserne kurzerhand für geschlossen erklärte und damit die Staatsregierung in Zugzwang brachte, ist das Bellevue ein weiteres symbolisches Zeichen, dass die Stadtspitze eine andere Asylpolitik anstrebt.

© SZ vom 03.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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