Flüchtlinge in München:Chance für ein Vorzeigeprojekt

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Die Häuser in der Müllerstraße könnten zum Vorzeigeprojekt der Stadt werden. (Foto: Stephan Rumpf)

So groß das Chaos um die Unterbringung von Flüchtlingen ist: Es gibt die Chance für ein Leuchtturmprojekt mitten in München. Doch dafür müssten sich Goldgrund-Aktivisten und die Stadt einigen.

Ein Kommentar von Bernd Kastner

So groß die Not der neu ankommenden Flüchtlinge ist, so groß das Chaos in den Unterkünften bis gerade eben war, so groß ist derzeit die Chance, etwas Neues zu realisieren. Ein Leuchtturmprojekt, ein gelebter Willkommensgruß. Dafür müssen zwei Kontrahenten über ihren Schatten springen. Hier die Aktivisten um Goldgrund mit ihren Freunden aus der Sozial- und Kulturszene, dort das Rathaus mit Stadtrat und Kommunalreferat.

Es mag Goldgrund gegen den Strich gehen, aber die Truppe um Till Hofmann sollte den Abriss des leer stehenden Hauses Pestalozzistraße 2 schlucken. Das wäre ein Friedensangebot an die Stadt, ohne die sich die Idee eines "Bellevue di Monaco" am Viktualienmarkt nicht verwirklichen lässt. Im Gegenzug sollte der Stadtrat den Abrissbeschluss für die Müllerstraße 2 und 4 revidieren. Dann ließe sich dort zusammen mit der Nummer 6 und dem benachbarten Hochbunker ein Symbolprojekt umsetzen.

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Eine Sanierung wäre zu teuer: Die Stadt will ein leer stehendes Haus in der Pestalozzistraße 2 nun trotz Protesten abreißen. Flüchtlinge könnten hier trotzdem unterkommen - auf dem dann freien Areal könnten Container aufgestellt werden.

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Das "Bellevue" eignet sich nicht als Notquartier, aber als dauerhafte Wohn-, Arbeits- und Kulturstätte, wo Flüchtlinge mit Münchnern miteinander leben. Oberbürgermeister Dieter Reiter hat der Staatsregierung mit Macht klar gemacht, dass sie ihre Politik ändern muss, zugunsten der Flüchtlinge. Nun sollte der OB, der gerade mächtig an Statur gewinnt, seine Koalition aus SPD und CSU überzeugen, dass man sich in diesen Krisenzeiten korrigieren darf.

Dann könnte Goldgrund beweisen, dass sie nicht nur piesacken, sondern auch Wegweisendes zustande bringen können. In Augsburg haben es Flüchtlingshelfer mit dem bundesweit gerühmten Projekt "Grandhotel" vorgemacht. In München würden neben den Flüchtlingen auch Reiter und seine Stadt gewinnen. München, lautet die Bellevue-Botschaft, heißt Flüchtlinge willkommen, im Herzen der Stadt. Diese Chance gilt es zu ergreifen. Jetzt.

© SZ vom 20.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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