Für Matthias Weinzierl von Bellevue di Monaco ist der Pegida-Aufmarsch am Samstag ein Vorgang, "den wir nicht zur Normalität werden lassen dürfen". Für die Polizei ist der Nachmittag ebenfalls weit von der Normalität entfernt. Mehr als 300 Beamte werden im Einsatz sein, heißt es offiziell aus dem Präsidium. Und das dürfte noch niedrig gegriffen sein.
"Eine Herausforderung" nennt Polizeisprecher Marcus Da Gloria Martins die Tatsache, dass die Gruppe um Michael Stürzenberger und Lutz Bachmann auf ihrem Marsch durch die Innenstadt direkt an zwei Gegendemonstrationen vorbeigeschleust werden soll - am Isartor und am Max-Joseph-Platz. Auch auf dem Marienplatz, den die Islamfeinde für Auftakt- und Schlusskundgebung (um 15 Uhr und 17.30 Uhr) angemeldet haben, werden wohl die Vertreter der Münchner Zivilgesellschaft, die gegen den rechten Aufmarsch protestieren, in der Mehrzahl sein.
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Etwa 450 fremdenfeindliche Vorfälle hat es 2017 in der Stadt gegeben, das sind deutlich mehr als im Jahr zuvor. Die rechte Szene geht immer professioneller vor, warnt die Fachstelle für Demokratie.
Der Pegida-Umzug am Samstag ist Importware. Dem Mitgründer der rechten Gruppierung und seinem Münchner Mitstreiter Stürzenberger ist es schon lange ein Dorn im Auge, dass der Begriff Pegida in München von Heinz Meyer gekapert wurde. Offiziell heißt es, man wehre sich dagegen, dass Pegida in München unter Meyer zu einem Treffpunkt Rechtsradikaler geworden sei. In Wirklichkeit dürfte es beim Ausflug von "Pegida Dresden" nach München aber wohl um die Deutungshoheit im rechten Lager gehen.
Meyer kontert und will im Gegenzug am Samstagabend mit seinen Anhängern auf dem Dresdener Altmarkt auftreten. Ob die Dauergäste der Münchner Pegida - unter anderem aus der Neonazi-Partei "Der dritte Weg" - Meyer nach Dresden folgen oder doch lieber zu Bachmanns "Original" auf den Marienplatz kommen, ist eine der offenen Fragen. Vorsichtshalber greift Stürzenberger niedrig und kündigt etwa 200 Teilnehmer an - was immerhin drei Mal mehr wäre, als die Münchner Pegida bei ihren Heimspielen noch zusammenbekommt.
Größer, bunter und fantasievoller wird jedenfalls der von Parteien, Gewerkschaften, Kultureinrichtungen und zahlreichen Initiativen getragene Protest gegen den rechten Umzug werden. Auf dem Max-Joseph-Platz werden von 13.30 Uhr an mehr als 35 Ensembles vom Münchner Kneipenchor über den Attac-Chor bis zum Kirchenchor von Sankt Hildegard in Pasing gegen Pegida ansingen. Auch "München ist bunt" ist dabei. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wird die Chorprobe um 13.30 Uhr eröffnen.
Dass die Teilnehmer - mehr als 700 haben auf Facebook zugesagt, weitere knapp 3000 Interesse signalisiert - nach Hause gehen, bevor der rechte Umzug auftaucht, erwarten weder die Organisatoren noch die Polizei. Ein festes Programm sei nicht geplant, sagt Weinzierl: "Wir hoffen auf die Kreativität der Teilnehmer." Fest steht aber, was gesungen wird: unter anderem das Partisanenlied "Bella Ciao", John Lennons Friedenshymne "Imagine" und zum Abschluss Beethovens Ode an die Freude. Das Protestbündnis "Nopegida" trifft sich um 14.30 Uhr auf dem Gärtnerplatz und zieht von dort zum Isartor, wo die 300 angemeldeten Teilnehmer den Pegidamarsch erwarten werden.