Das Opfer der Prügelattacke:Mutig, freundlich, engagiert

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"Er hat sich öfter eingemischt": Dominik Brunner, der von zwei Jugendlichen an einem Münchner S-Bahnhof zu Tode geprügelt wurde, hat sich schon früher für Schwache und Unterdrückte eingesetzt.

Max Hägler

Dominik Haselbeck kann den Tod immer noch nicht recht fassen. Er kannte Dominik Brunner aus der Arbeit und aus siegreichen Momenten. Kampfsportler ist Haselbeck, einer der besten Kickboxer der Welt.

Trauernde haben dieses Foto von Dominik Brunner (Mitte) an dem Ort aufgestellt, an dem der Mann zu Tode geprügelt wurde. (Foto: Foto: ddp)

Lange Zeit arbeitete er auch als Kommissionär bei dem Ziegelwerk Erlus - dem Unternehmen, in dem der am Wochende getötete Dominik Brunner seit Jahren im Management beschäftigt war, zuletzt als Finanzvorstand. Weil beides zusammenfiel, der Sport und der Job, ist Erlus seit langer Zeit Sponsor, und deshalb stand Dominik Brunner ab und an auch auf den Brettern von Kampfsportler Haselbeck. "Beim vorletzten Kampf hat er mir den Gürtel überreicht", erinnert sich Haselbeck.

Immer wieder Handgreiflichkeiten erlebt

Zehn Kilometer von der Firma entfernt fand der Kampf statt, in Essenbach an der Isar. Haselbeck siegte in der vierten Runde und holte einen neuen WM-Titel. Auf den Fotos von damals ist Brunner lachend zu sehen. "Er hat sich total engagiert", sagt Haselbeck. "Als Vertreter der Firma für mich, aber auch für andere Schwache und Unterdrückte."

Bereits früher, vor dem letztlich tödlichen Eingreifen am Münchner S-Bahnhof Solln, habe Brunner wohl immer wieder Handgreiflichkeiten erlebt, weil er sich in der Öffentlichkeit eingemischt habe, so berichtet Haselbeck. Wobei weder diese Courage noch das Sportsponsoring gedeckt waren durch eigene Kampfsporterfahrungen Brunners. "Er hat vor vielen Jahren einmal Karate gemacht, aber mehr nicht", sagt Haselbeck.

Er selbst hat sich mittlerweile ganz auf den Sport konzentriert und auf begleitende Jugendarbeit. Da bemerke man, dass die Kinder immer aggressiver würden. "Ich bin nach dem Vorfall in einer verdammten Zwickmühle, wenn ich gefragt werde, was man in solchen Situationen tun soll." Allein helfen, das sei jedenfalls sehr gefährlich, meint Haselbeck.

Allerdings scheint Brunner nie allzu viel Öffentlichkeit gesucht zu haben. In Ergoldsbach kannte man den "Niki" vom Sehen, freundlich sei er gewesen, sagen sie. Aber in Vereinen oder Initiativen war er nicht engagiert, sagt Bürgermeister Ludwig Robald.

"Alle sind paralyisiert"

Was vielleicht auch an dem Münchner Zweitwohnsitz des kinderlosen Juristen gelegen haben könnte: In Solln, wenige hundert Meter entfernt von dem Ort, an dem er getötet wurde, hatte Brunner eine Wohnung. Ob er hier beerdigt wird oder in Ergoldsbach, ist noch völlig unklar. Eine Trauerfeier wollen sie ausrichten, "sofern das im Sinne der Eltern ist", sagt Robald. Das wisse er aber im Moment noch nicht.

Im Unternehmen von Brunner war man am Montag geschockt. Eine Stellungnahme gab es nicht. "Alle sind paralysiert", hieß es aus dem Pressebüro. Man bereite eine Stellungnahme vor.

© SZ vom 15.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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