Die Gemeinden Sulzemoos, Bergkirchen und Schwabhausen wollen in den nächsten Jahren gemeinsam mindestens fünf Windkraftanlagen bauen. Die Gemeinderäte in Sulzemoos haben zwei entsprechenden Anträgen in der jüngsten Sitzung zugestimmt. Die Beschlüsse aus Bergkirchen und Schwabhausen sollen folgen. Sollten die Pläne verwirklicht werden, realisieren die drei Gemeinden damit das größte Windkraftprojekt im Landkreis Dachau.
Entsprechend des im vergangenen Sommer vom Bundestag beschlossenen "Wind-an-Land"-Gesetzes müssen Kommunen bis zum Jahr 2027 1,1 Prozent ihrer Fläche, bis 2032 dann knapp zwei Prozent als potenzielles Gebiet für den Bau von Windkraftanlagen an den jeweiligen Regionalen Planungsverband melden. Bis zur Festlegung der Flächen durch den Planungsverband aber gelte eine Übergangsregelung, die - trotz noch gültiger 10H-Regelung in Bayern - im Rahmen einer Privilegierung unter bestimmten Voraussetzungen Ausnahmen zulasse, sagt Bürgermeister Johannes Kneidl (CSU) in der Sitzung. "Dieses Zeitfenster wollen wir nützen."
Die drei Bürgermeister sind zuversichtlich
Herzstück der Ausweisungen im westlichen Landkreis soll ein "Bürgerpark" werden, den man gemeinsam mit den Nachbargemeinden Schwabhausen und Bergkirchen umsetzen will. Er soll aus mindestens fünf Windkraftanlagen bestehen, drei von ihnen auf dem Gemeindegebiet von Sulzemoos, davon zwei auf Privatgrund und einer auf einer in Gemeindebesitz befindlichen Fläche. Die Standorte liegen im Osten von Sulzemoos. Zwei weitere Anlagen sollen in der Nähe auf Schwabhauser beziehungsweise Bergkirchener Flur entstehen. Jede der Nachbargemeinden hat darüber hinaus auch noch weitere eigene Standorte im Blick.
Kneidl ist zuversichtlich, was die Realisierung des Bürgerparks angeht. Gedacht sei an den Bau von modernen Anlagen mit einer Gesamthöhe von 262 Metern, die entsprechende Energiemengen liefern können. Einer Genehmigung der Pläne stehe wohl nichts entgegen, glaubt Kneidl. Sobald Baurecht bestehe, solle das Projekt dann in eine gemeinsame Betreibergesellschaft eingebracht werden.
"Wir wollen als Partner mit im Boot sein"
Kneidl ist wichtig, dass das Projekt der drei beteiligten Gemeinden in Form eines Bürgerparks umgesetzt wird und auch, dass die Gemeinde daran beteiligt sein werde. "Wir wollen als Partner mit im Boot sein", sagt Kneidl, um "auf Augenhöhe mit entscheiden zu können". Einen "Großgesellschafter" wolle man ausschließen.
Die Gemeinde stellt deshalb für eine der Anlagen auch eigenen Grund zur Verfügung. Natürlich erhofft man sich in Sulzemoos auch entsprechende Einnahmen: zum einen Pachteinnahmen für das mit eingebrachte Grundstück, zum anderen Erlöse aus der Betreibergesellschaft und eine Beteiligung am Stromerlös. "Bestenfalls", so Kneidl, kämen später auch Einnahmen aus der Gewerbesteuer hinzu.
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Nach sechs Jahren kommt der Streit um eine Anlage im Landkreis Dachau vorerst zum Abschluss. Der Extremfall zeigt, was bei der Energiewende im Freistaat alles schiefläuft.
Darüberhinaus ist Kneidl auch ganz grundsätzlich die Förderung von Projekten für die Erzeugung erneuerbarer Energie ein wichtiges Anliegen. Mit drei großen Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Anlagen zur Biogasgewinnung würden in der Gemeinde bereits 200 Prozent des benötigten eigenen Stroms vor Ort erzeugt. Zusätzliche Energiegewinnung durch Windkraft würde für eine weitere Diversifizierung bei der Energieerzeugung innerhalb der Gemeinde sorgen.
In Schwabhausen, das einen der fünf Standorte in den geplanten Bürgerpark einbringen würde, hat es so wie in Sulzemoos keine Einwände bei der Beratung über den Vorbescheidsantrag gegeben. Auch Bürgermeister Wolfgang Hörl (Bürgerblock Arnbach) ist es wichtig, dass die Umsetzung der Pläne in Form eines Bürgerparks erfolgt.
In Bergkirchen soll das Thema am 16. Januar auf der Tagesordnung des Gemeinderats stehen. Bürgermeister Robert Axtner (CSU) ist zuversichtlich, dass auch in der eigenen Gemeinde dem Vorhaben zugestimmt wird, betont aber, dass er dem Gemeinderat mit dieser persönlichen Einschätzung natürlich nicht vorgreifen wolle. Seinen Optimismus begründet er damit, dass es derzeit schließlich um "einen großen Transformationsprozess im Bereich Energie" gehe. Wenn die ins Auge gefassten Anlagen tatsächlich kommen, "dann werden wir das unterstützen - wir wollen nicht außen vor sein", sagt er.
"Es wird definitiv kommen"
Noch ist das Projekt allerdings im Anfangsstadium. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man nicht sagen, "ob wirklich aus allen Standorten etwas wird", so der Sulzemooser Bürgermeister Kneidl. Außerdem müsse man natürlich mit einer erheblichen "Vorlaufszeit" rechnen, bis die Anlagen tatsächlich gebaut werden können. So sei unter anderem ein über ein Jahr lang laufendes Artenschutzgutachten nötig. Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Pläne wird natürlich auch die Frage der Finanzierung spielen: "Wir reden hier von einem großen zweistelligen Millionenbetrag", sagt Kneidl über den Umfang der nötigen Investitionen.
Dennoch ist Kneidl optimistisch: "Wir machen hier etwas ganz Tolles", freut er sich. Es handle sich über das aktuell größte Windkraftprojekt im Landkreis und er glaube: "Es wird definitiv kommen."