Gastronomie:Ewald Zechners Rückzug

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Ewald Zechner in den Räumlichkeiten seines Gasthauses Liegsalz in Pellheim. (Foto: Toni Heigl)

Der einstige Dachauer Gastro-Riese gibt mehrere Betriebe auf. Für ihn ist es eher ein taktischer Schritt. Zurückkommen will er nämlich definitiv - auch als Festwirt des Dachauer Volksfestes.

Von Jonas Junack, Dachau

Es war im vergangenen August, im schwitzigen Inneren des großen Festzeltes auf der Dachauer Thoma-Wiese, als Ewald Zechners Karriere einen Knick bekam. Vor voll besetzten Rängen verkündete der Großgastronom damals, dass er seinen Posten als Festwirt des Volksfestes räumen werde. Mit sofortiger Wirkung. Manch einer war irritiert davon, hatte Zechner doch erst wenige Monate zuvor in Nandlstadt im Landkreis Freising den Gasthof Oberbräu wiederbelebt. Doch die Zurückhaltung der von den Preissteigerungen gebeutelten Kunden, die Pacht- und Energiekosten - all das gab dem Wirt den Rest, dabei sei es vorher "für Jahrzehnte aufwärts" gegangen, wie er sagt.

Seither hat sich an Zechners gastronomischem Negativtrend offenbar wenig geändert: Auch im neuen Jahr schreitet der Exodus seiner Läden weiter voran. Sein Imbiss mit Großküche "Zum Gasteiger" in der Dachauer Altstadt ist seit Jahresende geschlossen. Einen Nachfolger gibt es bisher nicht. Fakt ist aber, dass die Verpächter wieder eine traditionelle bayerische Wirtschaft in ihren Räumen haben möchten. Die zwei Interessenten seien, laut Zechner, "nicht der Wahnsinn". Aber glaubt man dem ehemaligen Festwirt, ist der Laden auch mit großen Risiken verbunden. "Eine solche Großküche kostet 10 000 Euro im Monat. Und da habe ich noch nicht mal angefangen zu kochen", sagt der Gastronom: Solch ein Betrieb lohne sich nur für ihn, wenn er auch Volksfeste beliefere. Doch im Sommer hatte Zechner auch den Festwirtposten des Maisacher Volksfestes, nach nur einem Jahr Amtszeit, wieder geräumt. Einzig in Dachaus italienischer Partnerstadt Fondi will er auch im kommenden Jahr weiterhin das Bierfest bewirten.

Wer den Klosterbiergarten übernimmt, zeichnet sich bisher nicht ab

Von Zechners teilweisem Rückzug ist auch das Cateringangebot für die Mitarbeiter des Dachauer Landratsamtes betroffen. Die Behördenkantine gibt er ebenfalls auf. Doch da ist bereits eine Alternative: Im Landratsamt versorgt man sich nun mit einer gelieferten Brotzeit von einem anderen Anbieter. Auch für das Festzelt auf dem Dachauer Volksfest wurde eine Lösung gefunden. Ludwig Rettinger, Betreiber der Dachauer Tafernwirtschaft "Zum Fischer", übernimmt. Doch nicht überall lassen sich die Lücken, die Zechner reißt, so leicht schließen.

In Markt Indersdorf gibt der Gastwirt den Klosterbiergarten ab. Bis zur Sommersaison ist noch ein wenig Zeit - aber wer sein Nachfolger wird, zeichnet sich bisher nicht ab. Der Indersdorfer Bürgermeister Franz Obesser (CSU) freut sich zumindest, "dass an einer Nachfolge gearbeitet wird" und macht Werbung für diesen Biergarten in "superschöner Lage". Er hoffe, sagt Obesser, dass dieser in Zukunft vernünftig geführt werde.

Von den Schließungen seiner Unternehmen seien zwei feste Mitarbeiter direkt betroffen, sagt Zechner, sie hätten ihre Stellen verloren. Der Großteil seiner Mitarbeiter seien Aushilfskräfte, die beispielsweise im Cateringgeschäft je nach Bedarf einspringen. Außerdem hält Zechner an einer ganzen Reihe von Unternehmen weiterhin fest: Seinen Cateringservice, die Wirtshäuser in Liegsalz und Nandlstadt sowie die Schulkantine in der Dachauer Anton-Günther-Straße und eine weitere Kantine in München betreibt der Gastronom auch in Zukunft.

Zechner will sein Volksfest-Comeback

Er selbst hofft derweil darauf, in ein paar Jahren seinen Status als Dachauer Gastro-Gigant zurückzuerobern. Nach der Krise würde er gern wieder wachsen, sagt er. Glaubt man dem Gastwirt, ist sein Rückzug taktischer Natur. Auch das Dachauer Volksfest möchte er irgendwann wieder übernehmen. Was genau geschehen muss, damit diese Krise endet, kann er jedoch nicht erklären.

"Ich habe im Moment keine Lösung", sagt Zechner. Es gäbe eine "negative Grundstimmung" im Land, woran auch die Kommunikation der Ampelregierung einen Anteil habe. Auch die Rücknahme der reduzierten Mehrwertsteuer sei ein Fehler, sagt er. Gabi Eser, stellvertretende Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Landkreis Dachau und Gastwirtin der Odelzhausener Schlossbrauerei, spüre von dieser Krise wenig, erzählt sie. Auch zu den Auswirkungen der höheren Mehrwertsteuer könne sie noch nichts sagen.

Fakt ist, dass die Reallöhne der Menschen seit Ausbruch des Ukraine-Krieges fast durchweg gesunken sind und seitdem kaum steigen. Dementsprechend ist auch das vom Marktforschungsinstitut GfK errechnete Konsumklima im Keller. Die Umsätze im Gastgewerbe sind infolgedessen weiterhin unter dem Niveau, das sie vor der Pandemie hatten. Die Suche nach einem Nachfolger für die Bewirtung der nunmehr leer stehenden Gastrobetriebe wird dadurch nicht leichter.

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