Stromspar-Aktion:Dachau wird dunkel

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In Dachau wird es am Samstagabend finster. Die Stadt will sich an der Aktion "Earth Hour" beteiligen und den Strom ausschalten. Ob auch die Fernseher während des Länderspiels ausbleiben?

Walter Gierlich

Am Samstagabend wird's finster in Dachau. Rathaus und Pfarrkirche Sankt Jakob, die sonst weithin zu sehen sind, weil sie von Scheinwerfern angestrahlt werden, liegen dann im Dunkeln. So mancher Dachauer dürfte ins Grübeln kommen, was die Ursache dafür sein könnte, dass das Rathaus in Finsternis versinkt.

Normalerweise erstrahlt das Rathaus Dachau weithin sichtbar - doch nicht an diesem Samstagabend. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Haben die Verantwortlichen der großen Stromkonzerne etwa die Rufe Zehntausender Atomkraftgegner auf den bundesweiten Demonstrationen am Samstagnachmittag erhört und ihre Meiler tatsächlich abgeschaltet? Schließlich hieß es ja immer - gerade aus der CSU vor deren energiepolitischer Kehrtwende - dass bei uns ohne Atomstrom die Lichter ausgingen. Oder hatte wie in der vergangenen Woche schon einmal ein Marder ein Trafohäuschen genauer inspiziert und dabei einen Kurzschluss ausgelöst?

Nichts dergleichen ist die Ursache: Die Stadt Dachau macht vielmehr Symbolpolitik und beteiligt sich an der "Earth Hour 2011". Diese vom World Wildlife Fund for Nature (WWF) seit 2007 weltweit organisierte Aktion soll ein Zeichen setzen für den Klima- und Umweltschutz. Überall auf der Erde soll am 26. März um 20.30 Uhr das Licht für eine Stunde ausgeschaltet werden. 2007 startete die Aktion im australischen Sidney. Im vergangenen Jahr beteiligten sich bereits mehr als 4300 Städte in 125 Ländern.

Heuer macht die Stadt Dachau nicht nur erstmals mit, Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU), der sich im Vorjahr beim Bürgerentscheid Kontra Kohlestrom noch vehement für die Beteiligung seiner Stadtwerke an zwei dieser CO2-Schleudern eingesetzt hatte, gibt sich nun als Klimaschützer und appelliert sogar an Dachaus Privathaushalte, die Lichter auszumachen.

"Diese symbolische Stunde im Dunkeln sollte uns der Klimaschutz wert sein", schreibt er in seinem Aufruf. Da möchte man Mäuschen sein und schauen, ob Fußballfan Bürgel am Samstag aufs Länderspiel verzichtet. Aber vielleicht sieht er einfach im Dunkeln fern.

© SZ vom 26.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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