KZ-Gedenkstätten:Lebendige Erinnerung seit zwei Jahrzehnten

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Hier erscheinen sie wieder ganz harmonisch: Doch vor wenigen Monaten herrschte noch ein offener Streit zwischen der Stiftung Bayerische Gedenkstätten von Karl Freller (links) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (rechts). (Foto: Tobias Hase/Stiftung Bayerische Gedenkstätten)

Bei einem Staatsempfang wird die Arbeit der Stiftung Bayerische Gedenkstätten gewürdigt.

Mehr als 250 Menschen haben am Montagabend in der Münchner Residenz das 20-jährige Bestehen der Stiftung Bayerische Gedenkstätten gefeiert. Mit dabei waren langjährige Wegbegleiter der Stiftung sowie Vertreter aus Politik, Kultur sowie der Religionen und Konfessionen. Zu den Ehrengästen des Festaktes, den die Staatskanzlei veranstaltete, zählten die Shoah-Überlebenden und Zeitzeugen Ernst Grube, der auch Präsident der Lagergemeinschaft Dachau ist, Pavel Hoffmann, Abba Naor, Eva Umlauf und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Die Stiftung ist als Dachorganisation zuständig für die beiden bayerischen KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg und für insgesamt 75 KZ-Friedhöfe in Bayern. Stiftungsdirektor und Landtagsvizepräsident Karl Freller (CSU) blickte in seinem Grußwort laut einer Pressemitteilung dankbar auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurück. Den Blick nach vorn - auf große geplante Projekte - verband er mit einem Versprechen im Namen der Stiftung, auch zukünftig verlässlich und unerschütterlich am moralischen Appell des "Nie wieder!" festzuhalten.

Abba Naor hat im vergangenen Jahr 110 Termine an bayerischen Schulen wahrgenommen

Gastgeber und Leiter der Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU), hob die Bedeutung der Erinnerungsarbeit und die wichtige Rolle der KZ-Gedenkstätten hervor. Im Anschluss sprach Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) über das Gedenken an alle Opfergruppen und betonte die Bedeutung der Zeitzeugenschaft, was sie mit einem Dank an die anwesenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für ihr Engagement verband.

Drei Shoah-Überlebende und engagierte Zeitzeugen: (v. l.) Pavel Hoffmann, Ernst Grube und Abba Naor. (Foto: Tobias Hase / Stiftung Bayerische Gedenkstätten)

Der Shoah-Überlebende und Vizepräsident des Comité International de Dachau (CID), Abba Naor, erzählte von seinen Erinnerungen und wie er vor vielen Jahren gemeinsam mit der Stiftung ein Konzept zu den Schulbesuchen entwickelte. Abba Naor allein hat im Jahr 2022 nach Angaben der Stiftung Bayerische Gedenkstätten 110 Termine an bayerischen Schulen und Bildungsstätten wahrgenommen. Alle im Umfeld der Stiftung aktiven Zeitzeugen hätten in den vergangenen zwei Jahrzehnten tausende von Schülerinnen und Schüler erreicht und - so Naor - damit deren Leben verändert.

Die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg sowie die Orte, die an ihre früheren Außenlagern erinnern, werden Jahr für Jahr von einer stetig wachsenden und zunehmend internationaleren Zahl an Besuchern frequentiert; zuletzt waren es laut der Stiftung etwa 90 000 Besucher in Flossenbürg und annähernd eine Million in Dachau. Knapp 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Verwaltung und an den beiden KZ-Gedenkstätten im Auftrag der Stiftung, ein großer Teil von ihnen als Rundgangsreferenten. Besonderen Zulauf erfahren beide KZ-Gedenkstätten von Schülerinnen und Schülern aus Bayern und Baden-Württemberg. Für die jungen Besuchergruppen gibt es umfassende pädagogische Begleitangebote vor Ort, für die Vor- und Nachbereitung auch digital und für ein internationales junges Publikum aufbereitet.

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