Sternsinger:Harte Zeiten für Könige

Lesezeit: 3 min

Die Sternsinger aus Pellheim: Magdalena, Veronika und Korbinian Fottner (v.l.) überliefern ihren Segen online per Video. (Foto: privat)

Trotz der Pandemie dürfen Pfarrverbände ihre Sternsinger am Donnerstag von Haus zu Haus schicken. Warum sich einige dennoch dagegen entscheiden

Von Jacqueline Lang, Dachau

Susanne Müller ist überzeugt: "Alles was man einmal abgeschafft hat, ist schwer wieder einzuführen." In Großinzemoos kümmert sie sich voller Elan für den Pfarrverband Röhrmoos und Hebertshausen darum, dass nach der einjährigen pandemiebedingten Zwangspause in diesem Jahr jeder, der möchte, wieder Besuch von den Sternsingern bekommt. Und die große Nachfrage gibt ihr recht: 14 Kinder werden am 6. Januar, Stand Montag, 70 Haushalte abklappern. Müller rechnet damit, dass bis Donnerstag noch ein paar Anmeldungen eintrudeln werden.

Eine einheitliche Regelung, wo im Landkreis Dachau Sternsinger unterwegs sein werden, gibt es allerdings, anders als im vergangenen Jahr, in diesem nicht. Nicht nur jeder Pfarrverband, auch jede Gemeinde handhabt dies anders. Muss man sich etwa in Großinzemoos bei Susanne Müller anmelden, wenn man möchte, dass der Segensspruch "20 * C+M+B + 22" an der Haustür angebracht wird, kann man in der Gemeinde Hebertshausen nur hoffen, dass eine der Sternsinger-Gruppen am eigenen Haus vorbeilaufen wird. Denn, so steht es auf der Homepage des Pfarrverbands, "auch Könige sind - pandemiebedingt - rar geworden" und so gebe es in diesem Jahr noch sieben Gruppen. Nicht nur am Donnerstag, sondern auch am Freitag und Samstag, sind die Kinder und Jugendlichen deshalb unterwegs, um trotz knapper Besetzung noch möglichst viele Haushalte im Gemeindegebiet zu erreichen.

Für alle Gruppen, die unterwegs sind, gelten in etwa die gleichen Regeln, wie für jene, die Müller zusammengetrommelt hat: Die Kinder werden im Vorfeld getestet, sie besuchen zwar die Häuser, gehen aber nirgends hinein und verteilen ihren Segen mit viel Abstand. Trotz der vielen Regeln bleibt das Sternsingen für viele Kinder im Landkreis aber ein Highlight zu Beginn des neuen Jahres - und das natürlich nicht ohne Grund. "Die gehen ja nicht leer aus", sagt Müller. Sie meint die Süßigkeiten, die viele Menschen für die kleinen Königinnen und Könige bereithalten. Ein bisschen Spaß muss auch in Pandemiezeiten sein.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Im Pfarrverband Bergkirchen und Schwabhausen gibt es viele unterschiedliche Varianten, wie die Menschen zu ihrem Segen kommen können: In Bergkirchen können sich die Gläubigen ihren Weihrauch seit Anfang des neuen Jahres entweder selbst in der Kirche abholen oder er wird ihnen nach vorheriger Anmeldung vorbeigebracht. In Palweis, Deutenhausen oder Kreuzholzhausen muss man sich nicht anmelden, jedem Haushalt wird am Mittwoch oder Donnerstag ein Besuch abgestattet, beziehungsweise werden die nötigen Utensilien für die Segnung daheim in den Briefkasten gelegt. Ingrid Strixner, die die Sternsinger-Aktion seit 16 Jahren in Lauterbach auf die Beine stellt, ist dieses Jahr erstmals allein unterwegs. "Mir ist es einfach zu riskant", sagt sie, wenn man sie fragt, warum sie so entschieden hat. Obwohl sich nur vier Haushalte explizit angemeldet haben für die Segnung, will sie an zwei Tagen jedem und jeder einen "schriftlichen Segen" vorbeibringen, sie kennt ja ohnehin alle persönlich. "Niemand wird vergessen", versichert Strixner.

Weil die Planung in diesem Jahr schwierig gewesen sei, habe sich der Pfarrverband Dachau St. Jakob gegen eine "klassische Sternsingeraktion" entschieden, sagt Susanne Deininger. Die Pastoralreferentin ist für St. Ursula in Pellheim und St. Jakob in Dachau zuständig und weiß aus Gesprächen mit vielen Eltern, dass diese ihre Kinder heuer nicht hätten mitlaufen lassen. Damit aber auch in Dachau niemand ohne einen Segen auskommen muss, legen einige Kinder Segensaufkleber sowie einen Flyer mit einem Spendenaufruf in die Briefkästen, unverkleidet und ohne Gesang.

Darüber hinaus werden in den jeweiligen Kirchen "Segenspäckchen" ausliegen, die unter anderem Weihrauch und Kreide enthalten. Das gab es auch schon vor Corona, aber in diesem Jahr werden wohl wieder ein paar mehr Päckchen ausgelegt werden. Mit einem Video, das Deininger mit den Heiligen Drei Königen - gespielt von Korbinian, Veronika und Magdalena Fottner - schon im vergangenen Jahr aufgenommen hat und das nun erneut auf der Homepage des Pfarrverbands zu finden ist, können sich alle, die möchten, "den Segen für Ihr Haus, Ihre Wohnung von unseren Sternsingern online zusprechen lassen". Ähnlich handhabt es der Pfarrverband Fahrenzhausen und Haimhausen. Hier teilen die Kinder und Jugendlichen laut Pastoralreferent Bernhard Skrabal Flyer und Segensaufkleber aus, in den Kirchen gibt es ebenfalls zudem die "Packerl" für die Segnung daheim.

Neben der Gemeinsamkeit geht es an diesem Feiertag vor allem darum, zu spenden. Heuer sammelt das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" unter dem Motto "Gesund werden - gesund bleiben" für die Gesundheitsversorgung von Kindern in Afrika.

Stellen sich also die Fragen: Macht es einen Unterschied, ob Sternsinger von Haus zu Haus laufen oder lediglich Flyer einwerfen? Und hat das womöglich Einfluss auf die Spendensumme? Während Skrabal mutmaßt, dass womöglich sogar mehr Menschen spenden, weil sie auch unabhängig von der Aktion etwas überweisen können, vermutet Susanne Deininger "dass es weniger ist", was die Leute geben. Genaue Zahlen dazu fehlen. Auch wenn es theoretisch möglich ist, über einen QR-Code so zu spenden, dass sich die Gelder dem jeweiligen Pfarrverband zuordnen lassen, gibt es laut Deininger und Skrabal auch viele, die direkt an das Kindermissionswerk spenden. Waren es 2020 vor Corona noch 49,3 Millionen Euro, sind 2021 nur 38,2 Millionen Euro zusammengekommen.

© SZ vom 04.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusIslam in Bayern
:"Es geht beim Muezzinruf nicht um Propaganda"

In Köln wird neuerdings ein Muezzin zum Freitagsgebet rufen. Wäre das auch in Bayern denkbar? Wo immer über die Idee nachgedacht wird, sind die Gegner sofort zur Stelle. Und die CSU? Hält sich lieber ganz raus aus der Debatte.

Von Nina Böckmann und Andreas Glas und Clara Lipkowski

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: