Stadtwerke Dachau:Strom vom Meer

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Die Stadtwerke Dachau wollen unabhängig werden von den Stromriesen. Ein erster Schritt ist jetzt getan: Dachau bekommt Strom von der Nordsee.

Walter Gierlich

Es ist die letzte Amtshandlung vor seinem Ruhestand gewesen: Ludwig Pfänder, technischer Werkleiter der Dachauer Stadtwerke, hat in dieser Woche alle Verträge für die Beteiligung des Kommunalunternehmens am Off-Shore-Windpark Borkum-West II unter Dachau und Fach gebracht. Für einen Betrag von gut drei Millionen Euro haben die Stadtwerke nun einen Anteil von 2,3 Megawatt Nennleistung an den Windrädern rund 45 Kilometer vor der Nordsee-Insel Borkum, was 1,15 Prozent entspricht.

Die Stadtwerke Dachau beteiligen sich an einem Windpark in der Nordsee. (Foto: dpa)

"Es hat mich persönlich gefreut, dass wir das noch hingekriegt haben", sagte Pfänder der SZ. Er beendet seine Berufslaufbahn zum Jahresende. Fast drei Jahre haben Planungen und Vorbereitungen für die Anlage gedauert, die von der Trianel Windkraftwerk Borkum (TWB) gebaut und betrieben werden wird.

Die Stadtwerke Dachau und weitere 33 Gesellschafter aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz fällten jetzt den Baubeschluss für den ersten Abschnitt des Windparks, der sich einmal über ein Gebiet von 56 Quadratkilometer erstrecken soll.

Pfänder ist nicht nur erfreut, dass er es noch geschafft hat, die Anlage auf den Weg zu bringen, er sieht darin auch einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg, den Anteil der regenerativen Energien bei den Stadtwerken auszuweiten.

"Seit Anfang 2008 planen wir mit dem Aachener Stadtwerke-Netzwerk Trianel an diesem ersten kommunalen Off-Shore-Windpark." Dass jetzt die Entscheidung für den Baubeginn gefallen sei, zeige, "dass sich langer Atem auszahlt", erklärte der scheidende Werkleiter.

Über Trianel sind die Dachauer Stadtwerke bereits an einem Gaskraftwerk in Hamm-Uentrop beteiligt. Auch die umstrittene Energieerzeugung mit Kohle wird von Trianel forciert. Zwar wurden die Stadtwerke Dachau im vergangenen Sommer per Bürgerentscheid zum Ausstieg aus den geplanten Kohlekraftwerken in Lünen und Krefeld aufgefordert, doch geht das wegen der Vertragslage nicht so einfach.

In Krefeld, das erst in der Planung war, stellte der Ausstieg kein Problem dar. Aus der Beteiligung am Projekt in Lünen, das längst im Bau ist, kommen die Stadtwerke allerdings erst 20 Jahre nach Inbetriebnahme heraus.

Pfänder sieht die Stadtwerke durch die Beteiligung an dem Windpark in der Nordsee nun jedoch auf dem richtigen Weg zu dem Energiekonzept, das von allen Parteien im Bundestag angesichts des Klimawandels angestrebt wird. "Die Ziele der Bundesregierung lassen sich nur mit Off-Shore-Windparks erreichen", sagt der Stadtwerke-Chef, der in diesem Zusammenhang allerdings auch Kritik an der deutschen Politik übt.

"Angesichts der Unwägbarkeiten bei der Realisierung von Windparks im Meer wäre eine bessere Förderung wünschenswert", sagt er. "In England ist die Förderung wesentlich höher, da passiert auch wesentlich mehr."

Im Sommer werden für den ersten Bauabschnitt des Windparks Borkum-West II in 30 Meter Wassertiefe die Fundamente von 40 Rotoren gelegt. Zur Jahresende 2012/2013 sollen die Windräder mit einer Nabenhöhe von 90 Meter in den Regelbetrieb gehen. Die Anlage, der Rotorenspitzen 148 Meter über die Wasseroberfläche ragen, wird im ersten bauabschnitt eine Leistung von 200 Megawatt haben, so dass rund 200 000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden können. Die Investitionskosten für den ersten Bauabschnitt betragen mehr als 700 Millionen Euro.

Trianel will dann möglichst rasch einen zweiten Bauabschnitt mit weitere 200 Megawatt folgen lassen. Pfänder sieht zwar durchaus Herausforderungen in der Bauphase, sagt aber: "Insgesamt bin ich zuversichtlich, dass der Bau und die Inbetriebnahme jetzt im Zeitplan erfolgreich realisiert werden können."

© SZ vom 23.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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