Dachau handelt:Mit dem Tagesticket shoppen gehen

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Mit nur einem Test sollen Kunden in allen Dachauer Geschäften einkaufen können. (Foto: N.P.JØRGENSEN)

Die Devise, erst testen, dann einkaufen, gilt seit Montag auch im Landkreis Dachau. Um den Ladeninhabern die Arbeit zu erleichtern, will der Verein "Dachau handelt" nun ein Eintrittskartensystem nach dem Test einrichten

Von Thomas Altvater, Dachau

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis ist mit 118,1 weiterhin hoch. Trotzdem sind in Dachau nun erste Lockerungen in Kraft getreten: So dürfen fortan wieder mehr Geschäfte öffnen. Auch die Schüler der Abschlussklassen im Landkreis kehren nach den Osterferien in ihre Klassenzimmer zurück. Für Schule und Einzelhandel, ausgenommen sind Geschäfte für den täglichen Bedarf sowie körpernahe Dienstleister, gilt jedoch gleichermaßen: Kein Eintritt ohne negativen Corona-Test. Im Einzelhandel kommt hinzu, dass dort weiterhin eine vorherige Terminvereinbarung nötig ist.

"Bevor die Kunden ein Geschäft betreten, müssen sie ihr Testergebnis vorzeigen", erklärt Isabel Seeber vom Vorstand der Dachauer Händlerinitiative "Dachau handelt" e.V.. Gültig sind negative PCR-Tests, die nicht älter als 48 Stunden sind, aber auch Antigen- oder Schnelltests, deren Ergebnis dann allerdings nicht älter als 24 Stunden sein darf. "Ich bin zuversichtlich, dass das grundsätzlich funktioniert", sagt Seeber. Optimistisch stimmt sie, dass sich in Dachau die Einzelhändler zusammengeschlossen haben. "Es wird von unserem Verein ein sogenanntes Tagesticket geben", erklärt Seeber.

Das Prinzip ist einfach: "Man kann in einem Geschäft oder in einer Apotheke einen Schnelltest machen und sich hinterher dieses Ticket ausfüllen lassen". Das Ticket soll dann den ganzen Tag lang als Eintrittskarte für alle Geschäfte dienen, die sich an der Aktion beteiligen. Das Ticket werde gerade gedruckt, "fälschungssicher", wie Seeber betont, und liege im Laufe der Woche in den Geschäften oder Apotheken aus. Gemeinsam mit dem Landratsamt habe man dafür in den vergangenen Wochen die rechtlichen Eckpunkte ausgelotet, sagt sie.

Auf diese Weise wolle man den Kunden den Einkauf erleichtern. Das andere ist: "Wir wollen damit vielen Händlern auch die Angst nehmen, dass sie etwas falsch machen", sagt Seeber. Schließlich sind es die Händler, die kontrollieren müssen, ob die Tests gültig sind. Schlimmsten Falls müssen sie, sollte der Test ungültig gewesen sein, eine Strafe bezahlen. "Dieses Ticket ist eben auch dafür da, um die Händler auf die sichere Seite zu bringen", erklärt die Inhaberin der Candisserie.

Isabel Seeber vom Verein Dachau handelt erklärt die Idee des Tagestickets. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Einzelhändler dürfen ihre Kunden übrigens vor dem Einlass selbst testen. Ob diese Möglichkeit auch von den Dachauer Händlern wahrgenommen wird, das kann Seeber noch nicht abschätzen. Stattdessen befürchtet sie das Gegenteil, dass sich diese Tests vor Ort nicht durchsetzen werden. "Für die Händler ist das wahrscheinlich oft zu kompliziert, oder auch zu teuer", sagt sie. Am Ende blieben vermutlich nur die Apotheken oder Testzentren als Option für die Kunden, um ein vorzeigbar negatives Ergebnis zu bekommen.

Wie die Kunden das Tagesticket des Vereins, dem immerhin 600 Betriebe angehören, annehmen, "da bin ich noch unsicher", erklärt Seeber. "Aber grundsätzlich glaube ich, dass Leute, die sich sowieso öfter testen lassen, sich dann auch schneller ein solches Ticket ausstellen lassen".

Ähnlich verläuft es an den Schulen. Dort müssen sich die Kinder und Jugendlichen von nun an zweimal pro Woche zu Unterrichtsbeginn testen lassen, bei höherer Inzidenz wie im Landkreis sogar ein drittes Mal. "Das machen die Schüler gemeinsam im Klassenzimmer unter Aufsicht einer Lehrkraft", erklärt der Rektor des Ignaz-Taschner-Gymnasiums, Erwin Lenz. Aber was ist, wenn die Eltern einen Schnelltest ihres Kindes verweigern? "Der jeweilige Schüler darf dann auch nicht an die Schule kommen", sagt Lenz. Positive Tests habe es bisher nicht gegeben, berichtet er.

Auch wenn Lenz immer wieder den Nutzen der Schnelltests betont, so äußert er doch Kritik an der Strategie: "Der Ort der Testungen, also die Schule, ist einfach der falsche", erklärt er. Die Kinder würden mit dem Bus oder der S-Bahn in die Schule kommen, "die Reihenfolge ist also falsch". Besser wäre es nach Meinung des Rektors, die Kinder würden sich zu Hause testen. "Und wer weiß, wie die Schüler reagieren, wenn ein positives Ergebnis bei einem anderen rauskommt", erklärt er, "vor allem mit den sozialen Medien". Bei den ersten Tests hat ein Mitglied des Elternbeirats, das medizinisch geschult ist, den Schülern aber auch den Lehrkräften vor Ort zur Seite gestanden, so Lenz.

In der Grundschule Dachau Ost haben die Lehrer die Selbsttests mit einer eigenen Unterrichtsstunde verbunden, Arbeitsblätter ausgeteilt, Videos angeschaut, erklärt Schulleiterin Andrea Noha. "Ich hätte es mir insgesamt schlimmer vorgestellt, gerade weil die kleineren Schüler feinmotorisch noch nicht so ausgeprägt sind", sagt sie, "aber es hat bisher alles gut geklappt".

© SZ vom 13.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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