Regeln einhalten:"Eltern sollten stolz sein"

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Renate Mehlhase findet das ständige Dokumentieren und Regeln einhalten sehr anstrengend. (Foto: oh)

Renate Mehlhase, Leiterin des Kindergartens am Stadtwald, über selbständige Kinder

Protokoll: Lena Krafft

Geändert hat sich unsere Arbeit dahingehend, dass es jetzt diese ganze Dokumentation gibt. Strukturiert waren wir schon immer, die Kinder haben einen festen Tagesablauf, aber jetzt findet das Ganze viel, viel intensiver statt. Man hat getrennte Gruppen, achtet zum Beispiel besonders auf richtiges Händewaschen - da haben wir sogar ein spezielles Lied dafür. Wir übernehmen die Kinder inzwischen auch immer an der Türe, die Eltern kommen schon seit Langem nicht mehr ins Haus. So sind wir auf der sicheren Seite. Aber dieses ständige Dokumentieren und Regeln einhalten, das ist phasenweise schon auch anstrengend. Wenn wir aus der Arbeit rausgehen, dann sind wir doch alle relativ platt.

Wir sprechen mit den Kindern auch über die Pandemie und ich muss sagen, sie machen das toll. Sie sind sehr entspannt mit der Situation, sie kennen ihre Abläufe und wissen, wie der Tag funktioniert. Wir bereiten uns schon auf Sankt Martin vor, die Eltern dürfen zwar nicht kommen, aber wir feiern das trotzdem mit Brotzeit und mit Martinsliedern, diesmal singen wir eben im Garten. Und - ich klopfe auf Holz - das klappt dann so hoffentlich auch. Da muss ich sagen, machen die Kinder toll mit und sie sind durch diese Pandemie auch so was von selbständig geworden.

Normalerweise kommt die Mama ja noch mit rein und hilft beim Jacke ausziehen und Tasche abstellen. Das fällt jetzt weg. Es gibt immer mal wieder Situationen mit Matschhosen, wo wir helfen müssen, aber allgemein sind die Kinder in fünf Minuten selbständig mit Ausziehen, Aufhängen und Händewaschen fertig. Das geht echt zack, zack und ist wirklich das größte Plus dieser Pandemie, dass die Kinder das jetzt so schön selber machen können. Allerdings vermissen es die Eltern natürlich, dass sie durchs Haus gehen, sich die Bilder anschauen und mit uns ratschen können. Aber wir schicken ihnen alle paar Wochen E-Mails mit Fotos nach Hause, damit sie sehen können, was gerade gebastelt wurde und was wir unternommen haben. Einfach, damit sie da noch mit dabei sind.

Wir wünschen uns natürlich, dass das Ganze bald wieder beendet ist. Wenn wir alle zusammenhalten und ein bisschen an die Regeln halten, müssten wir auf einem guten Weg sein. Und die Eltern sollten stolz auf ihre Kinder sein, wie die das in dieser Pandemie alles handhaben - nämlich wirklich großartig. Da kann man wirklich stolz sein.

© SZ vom 10.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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