Stichwahl in Petershausen:Die Revanche

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Vor sechs Jahren verlor Petershausens Bürgermeister Günter Fuchs sein Amt an den Newcomer Marcel Fath von den Freien Wählern. In der Stichwahl am Sonntag entscheidet sich, ob es dem Christsozialen gelingt, das Rathaus wieder zurückzuerobern.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Marcel Fath von den Freien Wählern (FW) oder Günter Fuchs von der CSU? Wer soll künftig als Bürgermeister die Gemeinde leiten? So lautet die Entscheidung, die alle wahlberechtigte Petershausener in diesen Tagen per Briefwahl treffen können. Denn nachdem Amtsinhaber Marcel Fath mit 48,5 Prozent im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit um 49 Stimmen knapp verpasst hat, muss er seinen Chefsessel im Rathaus nun verteidigen. Herausforderer ist der Christsoziale Günter Fuchs, der 32 Prozent der Stimmen geholt hat und als ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde nun zurück will ins Rathaus. Eine Situation, die aktuell von der Corona-Pandemie überschattet wird, aber an und für sich ganz und gar kein Novum ist für Petershausen: In der 6900-Einwohnergemeinde sind Stichwahlen schon fast die Regel, ist es seit 2008 doch keinem Rathauschef mehr gelungen, sein Amt erfolgreich zu verteidigen.

Mit den Kontrahenten Fath und Fuchs treten jetzt erneut die beiden Kandidaten von 2014 gegeneinander an, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Damals startete Günter Fuchs als Amtsinhaber mit deutlichem Stimmenvorteil ins Rennen, unterlag aber dem politischen Newcomer Marcel Fath. Jetzt hat Fath als amtierender Rathauschef im ersten Wahlgang einen deutlichen Vorsprung herausgeholt, den Fuchs nun aufholen will. Beide Bewerber sehen dem Wahlausgang optimistisch entgegen. "Ich rechne mir schon etwas aus", sagt der CSU-Kandidat Günter Fuchs. Und der amtierende Rathauschef Marcel Fath (FW) berichtet von "positiven Rückmeldungen in den digitalen Medien".

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Tatsächlich stellt dieser Wahlkampf die beiden Bewerber jetzt vor spezielle Herausforderungen. Da der persönliche Gang zur Urne am Wahlsonntag wegen der Corona-Pandemie ausfällt, gilt es, die Wähler zu motivieren, die automatisch versendeten Briefwahlunterlagen auszufüllen und zurückzusenden. Dabei sind klassische Mittel wie Info-Stände oder Versammlungen wegen der Ausgangsbeschränkungen unmöglich, beide Kandidaten haben deshalb noch am vorigen Freitag rasch vor Beginn der Ausgangsbeschränkungen Flyer verteilt. Vor allem setzen beide Bewerber auf digitale Medien. In Testimonials sprechen sich Bürger aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen von Petershausen für Marcel Fath aus, Günter Fuchs wirbt mit kurzen Videobotschaften der CSU-Politprominenz bis hinauf zu Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Ein Coup, der im Dorf zu Irritationen geführt hat. Eine Landtagspräsidentin sei der Neutralität verpflichtet, monieren Kritiker. Gerade erfahrene Politiker und Politikerinnen sollten sich "auch um die Probleme der kleinen Kommunen sorgen", hält der CSU-Gemeinderat Josef Gerer für die CSU-Fraktion entgegen.

Stärker als persönliche Wahlbotschaften könnte vielleicht die Empfehlung der übrigen politischen Parteien in Petershausen unentschlossene Wähler beeindrucken. Doch beide Bewerber müssen auf die explizite Unterstützung von wählerstarken Gruppierungen verzichten. Einzig Franz Georg Seitz (ÜBP), der als Bürgermeisterkandidat im ersten Wahlgang 5,1 Prozent der Stimmen holte, spricht sich für Günter Fuchs (CSU) aus. "Er vertritt die mir wichtigen Ziele am besten und ist daher die bessere Lösung für Petershausen", schreibt Seitz. Dagegen wollen sich die Grünen, die keinen Bewerber fürs Bürgermeisteramt nominiert hatten, aber bei der Gemeinderatswahl auf Anhieb 16 Prozent holten, nicht festlegen. Und auch die SPD, die 2014 in der Stichwahl klar Position für Marcel Fath bezogen hatte, hält sich diesmal offenbar heraus. Was der amtierende Rathauschef Fath nicht nachvollziehen kann angesichts einer "vorbildlichen Zusammenarbeit im Gemeinderat". Auch erhalte er positive Rückmeldungen von SPD-Mitgliedern. Einzig SPD-Gemeinderat und zweiter Bürgermeister Wolfgang Stadler bezieht als altgedienter Petershausener Kommunalpolitiker öffentlich klar Position - für Amtsinhaber Fath. "Ihm traue ich am ehesten zu, unser Petershausen vorwärts zu bringen und in diesen schwierigen Zeiten mit Sachverstand und kollegialem Führungswillen die Verwaltung und den Gemeinderat zu leiten."

Wahlempfehlung oder nicht, die Wahl eines Bürgermeisters gilt gemeinhin als Persönlichkeitswahl. Wem es letztlich besser gelungen ist, seine Unterstützer zur Stimmabgabe zu motivieren, wird sich am Stichwahl-Sonntag zeigen. Eine öffentliche Veranstaltung, bei der interessierte Bürger gemeinsam mit den Kommunalpolitikern auf das Ergebnis warten, wird es diesmal nicht geben. Die Resultate sind am Sonntagabend auf der Internetseite der Gemeinde abrufbar.

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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