Hebertshausen:Anrainer wehren sich gegen Bauvorhaben "Am Hofanger"

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Auf dieser landwirtschaftlich genutzten Fläche plant die Gemeinde Hebertshausen den Bau von Wohnhäusern. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit dem Neubaugebiet, das auch eine Quartiersgarage vorsieht, will die Gemeinde Hebertshausen die Wohnungsnot anpacken. Die Anwohner finden die Pläne allerdings eine Nummer zu groß.

Von Elisabeth Klaushofer, Hebertshausen

Mitten in Hebertshausen klafft eine Lücke: Ein fünf Fußballfelder großes Maisfeld liegt zwischen der Straße Am Eichenberg im Westen und dem Bürgermeister- Reischl-Weg im Osten, ein schmaler Wassergraben teilt das landwirtschaftliche Areal. Für die kleinere Fläche im Westen hat die Gemeinde Hebertshausen vor vier Wochen den Bebauungsplan bekanntgegeben: 62 Wohneinheiten für insgesamt 150 Personen sollen dort entstehen. Wäre es nach Bürgermeister Richard Reischl (CSU) gegangen, wären auf dem zwei Hektar großen Gebiet bereits 2025 die ersten Bagger angerollt. Doch Anwohner haben vergangene Woche - Frist war der 17. August - Einspruch erhoben und den Bebauungsplan "entschieden" abgelehnt. 77 Unterschriften sammelten sie dazu und legten sie zusammen mit ihrem Schreiben der Gemeinde vor.

Einer der betroffenen Anwohner ist Gunther Reinhart. Seit 32 Jahren wohnt er unmittelbar am Neubaugebiet. Im Austausch mit den Nachbarn sei der Sammeleinspruch entstanden, sagt er. "Wir wollen das nicht grundsätzlich verhindern. Uns geht es um die bestmögliche Planung", stellt er im Gespräch mit der SZ klar. Das Hauptproblem sähen die Anwohner in der "Insellage" des Baugebietes. Derzeit ist lediglich eine Zufahrtsmöglichkeit über die Straße Am Eichenberg vorgesehen; diese Zufahrtsstraße in das neue Wohngebiet würde in einem Wendehammer enden. "Die Eichenberg-Straße ist jetzt schon zwischen sechs und acht Uhr morgens durch den Berufsverkehr schwer belastet", sagt Reinhart. Nun rechnet er mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von bis zu 30 Prozent. Da seien die Kinder auf ihrem Schulweg ein Punkt, der ihm wirklich Sorgen mache. "Irgendwann kann was passieren", sagt er.

Hier ein Parkhaus? "Unzumutbar"

Laut Bauplan soll der Birkenweg zu einem Geh- und Radweg umfunktioniert werden. Der Weg sei zu unübersichtlich und berge deshalb Unfallgefahren, bemängeln Anwohner. Großer Kritikpunkt ist auch die geplante Parkgarage. Diese sei mitten im Wohngebiet "unzumutbar", heißt es in dem Schreiben. "Wenn da Türen von 70 Autos zuschlagen, das stört dann schon", sagt Reinhart.

Die Anrainer fordern nun eine Verlegung des Baugebiets nach Osten - auf die andere Seite des Bewässerungsgrabens. Denn dort könne auch das Parkhaus neben einer landwirtschaftlichen Halle errichtet werden. Dort gäbe es gleich drei Zufahrtsmöglichkeiten, nämlich über die Bahnhofstraße, den Bürgermeister-Reischl-Weg und nach Süden über die Bürgermeister-Herzog-Straße.

Bürgermeister Richard Reischl stellt allerdings fest: "Eine Verlegung ist ganz, ganz schwer vorstellbar." Immerhin seien die Verträge mit den Grundstücksbesitzern schon geschlossen, und generell würde es die Planung wieder zurückwerfen. In den Vorwürfen sehe er die "Angst vor dem Unbekannten". Immerhin sei die geplante Quartiersgarage die erste dieser Art in Hebertshausen.

Gemeinde will günstigen Wohnraum schaffen

Geplant sind derzeit neben zwei Einzelhäusern vorwiegend Reihen- und Doppelhäuser. 214 Interessenten haben sich bei der Gemeinde mittlerweile für die 62 Wohneinheiten gemeldet. Doch auch hier kommt Kritik von den Anwohnern. Man sei von maximal 35 Wohneinheiten ausgegangen und kritisiert nun diese "gewaltige Verdichtung". Reischl selbst berichtete 2022 in einem Interview mit der SZ noch von 46 Wohneinheiten, bei einer Infoveranstaltung der Gemeinde Mitte Juli war von 50 Wohneinheiten die Rede. "Mein Ziel war es immer, möglichst viele unterzubringen", verteidigt sich Reischl. Damit schaffe die Gemeinde leistbaren Wohnraum für Familien; der CSU-Politiker sieht darin einen "Befreiungsschlag fürs Eigenheim".

Auch die von den Anwohnern vorgebrachten Sorgen, dass die Kindergartenplätze nicht mehr ausreichen könnten, räumt Reischl aus dem Weg. "In Hebertshausen hatten wir noch nie das Problem einer Warteliste", sagt er.

Konflikt soll Hebertshausen nicht spalten

Noch gibt es Änderungsmöglichkeiten. Das Verfahren sehe schließlich vor, dass die Bürger bis zum endgültigen Beschluss auf Schwächen im Bebauungsplan hinweisen könnten, sagt Reischl. "Ein Anwohner hat nämlich nochmal einen anderen Blick drauf." Im Oktober werde der Gemeinderat voraussichtlich darüber beraten, ob und wie die Gemeinde nun auf die Forderungen der Anrainer eingehe. Der vorläufige Baubeginn für 2025 verschiebt sich voraussichtlich nach hinten.

Reischl hofft, dass die Angelegenheit nicht zu einem Konflikt innerhalb des Orts führt. Zumindest in diesem Punkt ist er einer Meinung mit Anwohner Günther Reinhart. "Wir wollen doch auch nur die bestmögliche Lösung für uns Bürger finden", sagt Reinhart.

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