Masern:Gefährliche Pusteln

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2013 gab es im Landkreis 36 Fälle von Masern, im Jahr zuvor nur fünf. Das liegt auch an der niedrigen Impfrate in Dachau. Nur 56 Prozent der Kinder haben die wichtige Zweitimpfung erhalten.

Von Viktoria Großmann

Masern können besonders Erwachsenen schwer zu schaffen machen. Experten empfehlen deshalb eine Impfung. (Foto: pa/obs/Glaxosmithkline Gmbh & Co)

Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Dachau 36 Fälle von Masern bekannt. Im Jahr zuvor gab es nur fünf. Damit liegt Dachau in einem bundesweiten und vor allem sehr bayerischen Trend, denn in Oberbayern sind im Vergleich besonders wenige Menschen geimpft. Bis Juni 2013 wurden deutschlandweit 1043 Krankheitsfälle registriert, davon fast die Hälfte, 465, in Bayern - 26 davon im Landkreis Dachau. Weitere zehn kamen bis zum Ende der Sommerferien hinzu, danach erkrankte niemand mehr, sagt der Dachauer Amtsarzt Hans Bergemann.

Die verhältnismäßig hohe Zahl der Erkrankungen erklärt Bergemann mit der Herdenimmunitätstheorie. Nach dieser müssen mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, damit es nicht zum Ausbruch einer Epidemie kommt. Wenn diese Impfquote erreicht ist, erklärt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts eine Krankheit für ausgerottet. Im Landkreis Dachau waren zum Schuljahresbeginn 2012 92,1 Prozent der Grundschüler geimpft. Da scheint das Ziel von 95 Prozent in nicht allzu weiter Ferne zu liegen. Doch das ist nur die Rate der Grundschüler. Im vergangenen Jahr erkrankten aber laut Bergemann mindestens so viele Erwachsene wie Kinder und Jugendliche. Er rät, der Empfehlung der Impfkommission zu folgen und sich, so man nach 1970 geboren ist und sich nicht erinnern kann, die Krankheit gehabt zu haben oder geimpft zu sein, die Immunisierung nun nachzuholen. Anstecken könne man sich schließlich auch im Urlaub.

Masernviren werden wie Erkältungsviren leicht von Mensch zu Mensch übertragen. Sie lösen zunächst hohes Fieber, Husten, Schnupfen und häufig eine Bindehautentzündung aus. Dann setzt der typische Masernausschlag ein. Oft beginnend hinter den Ohren breiten sich innerhalb von 24 Stunden rote, juckende Pusteln über den gesamten Körper aus. Erwachsene und Jugendliche bekommen häufig zusätzlich eine Lungen- oder Mittelohrentzündung, sodass sich die Erkrankung über Wochen hinzieht. Bei Kindern können die Masern leichter verlaufen, jedoch besteht das Risiko, dass bei ihnen Jahre später die Krankheit SSPE ausbricht, die immer tödlich verläuft.

Die Impfung sei hingegen weitgehend komplikationslos, sagt Bergemann. Es könne sein, dass man die Einstichstelle noch ein, zwei Tage spüre. Gespritzt werden abgeschwächte, lebende Viren - üblicherweise in Kombination mit dem Impfstoff gegen Mumps und Röteln. Röteln sind eine Krankheit, die besonders für schwangere Frauen gefährlich ist, weil sie Fehlbildungen am Ungeborenen auslösen kann. Besonders die alternative Medizin, Homöopathen und Naturheilkundler, argumentieren jedoch gegen die Impfung, die sie als unnatürlich, überflüssig und teils sogar als gefährlich empfinden. Tatsächlich besteht ein allerdings extrem geringes Risiko bleibender Impfschäden. Zum Teil wird deshalb die Auffassung vertreten, es sei besser, die Krankheit durchgemacht zu haben als geimpft zu sein. Sogenannte Masern-Partys, auf der Eltern ihre Kinder absichtlich infizieren, gelten juristisch jedoch als Körperverletzung. Hans Bergemann sagt dazu nur: "Was macht es für einen Sinn, mein Kind mit einer Krankheit zu infizieren, an der jedes 2000. stirbt?"

Auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission sollten Kinder bis zum zweiten Lebensjahr beide Impfungen erhalten haben. Dann besteht lebenslange Immunität. An der notwendigen Zweitimpfung mangelt es im ganzen Bundesgebiet und in Dachau besonders. Nur 56,4 Prozent der Zweijährigen haben sie. Ärzte ermahnen nicht nur Erwachsene und Jugendliche ihren Impfschutz zu überprüfen, sondern warnen insbesondere auch vor jener Impflücke im Kindergarten, die entsteht, wenn die Zweitimpfung erst vor der Einschulung erfolgt. Dabei gehe es nicht nur um den eigenen Schutz, sondern auch um den von Neugeborenen oder Geschwächten, die tatsächlich nicht geimpft werden können.

© SZ vom 13.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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