Mitten im Wahlkampf:Lieber goofy als cringe

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Auf Einladung der Katholischen Arbeiterbewegung traten die Kandidaten vor einigen Wochen beim Spiel "Mensch wähl mich" gegeneinander an. (Foto: Niels P. Jørgensen)

An diesem Freitag müssen sich die Landtagskandidaten den Fragen ihrer jungen Wählerschaft stellen. Doch sprechen Politiker und Jugendliche überhaupt die gleiche Sprache?

Glosse von Maxim Nägele

Es ist ein altbekannter Konflikt, dass Jung und Alt oft nicht die gleiche Sprache sprechen. Das ist nicht nur in der Politik so. Das Jugendwort des Jahres ist mittlerweile ein jährlicher Running Gag bei vielen Jugendlichen, weil die Auswahl oft völlig absurd ist oder schon seit fünf Jahren out ist. Die diesjährigen Top 3 Begriffe sind "goofy", "NPC" und "side eye".

Bis 2020 hatte der Langenscheidt Verlag die Wörterlisten zusammengestellt. Dann wurde entschieden, dass nicht mehr die alten "Boomer", sondern die Jungen selber über die Auswahl abstimmen sollen. Ein Strategiewechsel für mehr Repräsentanz der jungen Generation, der in der Politik oftmals noch fehlt.

Die Dachauer Landtagskandidaten haben nun die einmalige Möglichkeit, unter Beweis zu stellen, dass sie das können, junge Menschen verstehen, dass sie deren Sprache sprechen. "PoliTisch, der Stammtisch für junge Wähler, und der Kreisjugendring veranstalten an diesem Freitag einen Check der Dachauer Landtagskandidaten. Die Politiker werden zu Mobilität, Chancengleichheit und Klimaschutz gefragt - allesamt wichtige Themen für die junge Generation.

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Beim Thema Cannabis werden sicher viele junge Wähler ein "side eye", einen missbilligenden Blick, auf Politiker wie Bernhard Seidenath (CSU) werfen, der eine Legalisierung weiterhin hartnäckig ablehnt. Vielleicht lenkt aber auch der "goofy", also alberne, Strohhut von Martin Modlinger (Grüne) von seinen Kernthemen Energiewende und Zusammenarbeit ab. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich den Sorgen junger Menschen im Landkreis stellt und die Motivation hat, nicht nur die Interessen der eigenen Altersgruppe zu vertreten. Sonst endet man für Neuwähler als "NPC" im Wahlkampf, als unbeteiligte und irrelevante Person. Die Abkürzung steht für "Non Playable Character", ursprünglich ein Begriff in Computerspielen.

Wie man sich mit den jüngeren Wählern verständigen kann, hat Landratsvizepräsident und Direktor der Stiftung Bayrische Gedenkstätten Karl Freller bei der vergangenen Landtagswahl 2018 gezeigt. In einem genialen Werbespot trägt er Gürtel mit SWAG-Schnalle, verspiegelte Sonnenbrille und ein T-Shirt mit dem Aufdruck "I bims der Charly vong CSU her". Das Video wurde mit dem "Politikaward 2018" ausgezeichnet und Freller hatte bei der Wahl die geringsten Stimmverluste aller CSU-Bewerber. Mal sehen, ob auch die Landtagskandidaten aus Dachau beim Stammtisch einen guten Eindruck auf die jungen Wähler machen können. Sonst wird's cringe.

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