Coronavirus in Dachau:Freibadsaison steht auf der Kippe

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Droht ein Sommer ohne Schwimmspaß? Wann und ob die Betreiber im Landkreis aufsperren können, ist noch ungewiss

Von Mona Marko

Anfang Mai sind die Becken und Liegeflächen der Freibäder im Landkreis Dachau für gewöhnlich schon einsatzbereit. Dann ist es nur noch vom Wetter abhängig, wann die Betreiber die Türen für die ersten Badegäste öffnen. In den vergangenen Jahren waren die Freibäder spätestens Ende Mai jedoch immer gut besucht. Dieses Jahr wird das anders sein. Nicht nur der Start der Freibadsaison aber wird sich aufgrund der Corona-Pandemie verzögern. Die Frage ist nämlich, ob es überhaupt eine Freibadsaison 2020 geben wird.

"Wie sollen wir denn unser Naturbad aufsperren, wenn bis 31. August alle Großveranstaltungen untersagt sind?", fragt sich etwa Vierkirchens Bürgermeister Harald Dirlenbach. Die diesjährige Saison auf den September zu begrenzen komme auch nicht in Frage: "Dafür sind die Vorbereitungen zu aufwendig", sagt Dirlenbach. Man müsse die Becken des Naturbads in Vierkirchen immerhin erst grundreinigen, dann befüllen, das Wasser ruhen lassen und schließlich Proben ins Labor schicken. Erst wenn die Messwerte den Richtlinien des Gesundheitsamtes entsprechen, dürfen Gäste ins Wasser. Eine Prozedur, die sich über bis zu vier Wochen erstreckt. "Deshalb sehe ich für diesen Sommer auch eher schwarz als weiß", so Dirlenbach.

Ähnlich ist die Situation beim Freibad Vierkirchen. Olaf Schellenberg ist zweiter Vorsitzender des Vereins für Bewegungsspiele (VfB) Ainhofen, der das dortige Freibad betreibt. Er sagt: "Ich bezweifle, dass wir eine Badesaison 2020 haben werden. Freibäder werden das letzte sein, das zur Tagesordnung zurückkehrt. Wir können nämlich weder mit Masken schwimmen noch den Sicherheitsabstand garantieren." Sollten die Freibäder überraschenderweise doch den Betrieb aufnehmen dürfen, rechnet Schellenberg mit strengen Auflagen. Er befürchtet strenge Besucherlimits, Kontrollen und Sicherheitsabstände für die Liegewiesen. "Die Frage ist: Können und wollen wir diese Auflagen umsetzen?", so Schellenberg. Besonders die Besucherlimits sind für ihn schwer vorstellbar. "Was soll ich denn mit den Menschen machen, die nicht reindürfen? Sollen wir sie bei 35 Grad in der Sonne warten lassen?" Dieselbe Frage stellt sich auch Vierkirchens Bürgermeister Dirlenbach: "Wenn ich 300 Menschen ins Bad lassen darf, was mach ich dann mit dem 301? Das wird alles nicht so einfach." Dirlenbach befürchtet, dass die Vierkirchner erst wieder 2021 das Wasser des Naturbads genießen werden und auch Schellenberg sagt: "Ich bin zwar hin und hergerissen, aber meine Vernunft sagt mir, dass wir Betreiber nicht verantworten können, die Freibäder aufzusperren."

Auch für das Familienbad in der Kreisstadt ist die Lage noch ungewiss. Arbeiten wie die Sanierung des Sport- und Springerbeckens laufen zwar, aber mit den finalen Vorbereitungen wie dem Beckenfüllen wird erst begonnen, wenn es einen festen Termin gibt, an dem die Freibäder ihren Betrieb aufnehmen dürfen. "Wir wissen um die Bedeutung des Familienbades für die Dachauer. Sollte eine Öffnung unter den sicherheitsrelevanten Vorgaben eines Pandemieplans möglich werden, werden auch die Dachauer Bäder wieder unseren Gästen zur Verfügung stehen", erklärt Cornelia Scheyerl, Sprecherin der Stadtwerke Dachau.

Die Betreiber aller Freibäder wünschen sich zwar eine lange Saison, ein Sommer ohne Betrieb würde die Bäder trotzdem nicht in finanzielle Schwierigkeiten bringen: Umkosten entstehen für sie nämlich immererst, wenn das Wasser in die Becken gefüllt wird. Nur die Pacht oder die Telefonkosten laufen auch ohne den Gastbetrieb weiter.

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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