KZ-Gedenkstätte Dachau:"Es ist ganz schön runtergerockt hier"

Lesezeit: 6 min

Hier sehen Sie: nichts. Unter der Holzverschalung befindet sich ein Tastmodell der KZ-Gedenkstätte für blinde und sehbehinderte Menschen. (Foto: Toni Heigl)

Eine Million Besucher im Jahr hinterlassen Spuren an der KZ-Gedenkstätte Dachau, die Anlage müsste dringend saniert werden. Asbest in den Wänden, defekte Audio-Stationen und ein jüngst eingeweihtes und wieder geschlossenes Tastmodell mit hakeliger Mechanik - Rundgang über einen bröselnden Gedenkort.

Von Jessica Schober, Dachau

Der Kipppunkt ist erreicht, noch bevor das Tor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" durchschritten ist. Direkt am Eingang des Geländes der KZ-Gedenkstätte Dachau, gegenüber des Besucherzentrums, stehen zwei braune Kästen, groß wie Särge. Unter der dunkelbraunen Holzverschalung verbirgt sich ein kippbares Tastmodell des Areals - daran sollten blinde und sehbehinderte Menschen die Konturen der KZ-Gedenkstätte erspüren können. Nun aber ist das preisgekrönte Modell unzugänglich, Aufkleber mahnen, man möge dort weder sitzen noch stehen. Wenige Wochen nach der Einweihung 2020 gab es schon Zank um die Installation. Ursprünglich hätte man das Tastmodell um die eigene Achse drehen können, doch der Kipp-Mechanismus hakte bald; manche klemmten sich die Finger ein, andere ärgerten sich über die umständliche Wartung - nun ist der Sarkophag über dem Relief zum Symbol geworden für den Verfall des gesamten Gedenkortes.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivKZ-Gedenkstätten
:Das lange Schweigen der Claudia Roth

Bayern und Berlin streiten sich um Förderanträge der KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg. Auch in anderen ehemaligen Konzentrationslagern in Deutschland besteht enormer Sanierungsbedarf. Das Geld dafür übersteigt den Etat des Kulturstaatsministeriums.

Von Leonard Scharfenberg und Helmut Zeller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: