Auftakt des NS-Terrors:"Wir waren die Ersten"

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Die Lesung findet im Kinosaal der Gedenkstätte statt. (Foto: Toni Heigl)

Die KZ-Gedenkstätte Dachau veranstaltet eine szenische Lesung über die Anfänge des Konzentrationslagers. Sie ist Teil des Begleitprogramms der Sonderausstellung "Auftakt des Terrors - Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus".

Von Helmut Zeller, Dachau

Sie waren die Ersten: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und einzelne Mitglieder der Bayerischen Volkspartei, die im Widerstand gegen das Naziregime standen, wurden vom 22. März 1933 an in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Manche hatten bereits Gefängnisstrafen wegen ihrer Widerstandstätigkeit verbüßt. Die Polizeibehörden wiesen zudem Männer ein, die sich kritisch über das Naziregime oder die Konzentrationslager geäußert hatten. Viele Gefangene kamen bald wieder frei. Ein Teil der NS-Gegner blieb jedoch jahrelang im Lager inhaftiert, manche während der gesamten zwölf Jahre der NS-Herrschaft. Die KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert am Sonntag, 10. Dezember, um 11 Uhr mit der szenischen Lesung "Wir waren die Ersten" an genau diese Menschen.

In Zusammenarbeit mit dem Dramaturgen Boris Heczko hat die wissenschaftliche Abteilung der KZ-Gedenkstätte unter der Leitung des Historikers Christoph Thonfeld eine Textkollage aus Archivalien, eindrücklichen Erinnerungen von ehemaligen Gefangenen und Angehörigen, politischen Reden, zeitgeschichtlichen Dokumenten, Befragungen sowie Auszügen aus regionalen, nationalen und internationalen Zeitungsartikeln erstellt. Katja Amberger, Burchard Dabinnus, Thomas Huber und Robert Spitz, die dem Publikum aus Film- und Theaterproduktionen bekannt sein dürften, lesen die Texte. Vor der Lesung können die Besucher um 10 Uhr an einer einführenden Begehung des Geländes (Treffpunkt um 9.45 Uhr im Besucherzentrum) teilnehmen.

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Am 22. März 1933 verschleppt das NS-Regime die ersten politischen Gegner in das noch chaotische Konzentrationslager Dachau. Häftling Nummer 1, Claus Bastian, fragte sich zeitlebens, weshalb er ins Lager musste.

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Unmittelbar nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Hindenburg am 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Verfolgung ihrer politischen Gegner. In den folgenden Wochen wurden Grundrechte weitgehend außer Kraft gesetzt, gravierende Gesetzesänderungen beschlossen und erste Konzentrationslager errichtet, in denen die politischen Gegner dem Regime recht- und schutzlos ausgeliefert waren.

Die jüdischen Männer unter den politischen Gefangenen wurden von der Lager-SS besonders brutal misshandelt. In das Dachauer Lager und seine Außenlager litten in den Jahren bis zur Befreiung durch amerikanische Soldaten am 29. April 1945 mehr als 200 000 Menschen aus mehr als 40 Nationen. Mindestens 41 500 starben dort an Hunger, Krankheiten, Folter, Mord und den Folgen der KZ-Haft.

Die Lesung begleitet eine Sonderausstellung

Die Lesung ist Teil des Begleitprogramms der Sonderausstellung "Auftakt des Terrors - Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus", die noch bis Sonntag in der Gedenkstätte zu sehen ist. In Dachau wurde die bundesweite Ausstellung um "Das erste bayerische Konzentrationslager" ergänzt, entsprechend der besonderen Bedeutung des Dachauer Lagers, das als Modell für alle anderen Konzentrations- und Vernichtungslager diente.

In die Textfassung sind Teile des Skripts der Lesung ",Mit uns fing alles anʼ - Die ersten Häftlinge des KZ Dachau 1933" aus dem Jahr 2013 eingeflossen. Jene Lesung ging aus einem Forschungsprojekt der Gedenkstättenleiterin und Historikerin Gabriele Hammermann hervor, an dem mehrere Wissenschaftler beteiligt waren.

Die Lesung am Sonntag, 10. Dezember, findet im Kinosaal der KZ-Gedenkstätte um 11 Uhr als Matinee statt. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten.

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