Kolumne:Politischer Herdentrieb

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Die Kommunalwahl 2020 ist noch in weit weg. (Foto: Toni Heigl)

Was veranlasst Kommunalpolitiker dazu ein Jahr vor der Kommunalwahl 2020 schon ihre Kandidatur bekannt zu geben? Wichtiger als der Wähler scheint mal wieder der politische Gegner zu sein.

Kolumne von Thomas Radlmaier

Noch 354 Tage bis zur Kommunalwahl. Während das andernorts niemanden juckt, hat die innere Uhr der Parteien im Landkreis Dachau längst zu ticken begonnen. Fast ein Jahr vor dem 15. März 2020 haben die Spitzen mehrerer Wählergruppen verkündet, wer für sie als Bürgermeister kandidieren soll. Nervosität macht sich breit, in der Tierwelt sprechen Beobachter bei diesem Verhalten von Herdentrieb.

Die CSU in Dachau hat noch vor Weihnachten den Wahlkampf eröffnet. Am Abend des 3. Dezember 2018 präsentierten die Christsozialen in der Kegelbahn des ASV mit Peter Strauch den Mann, der für sie den Chefposten im Rathaus zurückerobern soll. Getreu dem frei erfundenen Motto: Die Ersten werden die Ersten sein. Der amtierende SPD-Oberbürgermeister Florian Hartmann gab sich damals cool und irritiert über diesen Frühstart. Dennoch musste auch er nun raus mit den Breaking News, die niemanden wirklich überraschten. Ja, er trete noch mal an, sagte er.

Ein Jahr dauert für Kommunalpolitiker, die vom Volk ein Mandat für sechs Jahre erhalten, ungefähr so lange wie ein Wimpernschlag. Da kann man seine Kandidaten nicht früh genug ins Schaufenster stellen. Das hat sich auch die ÜB in Dachau gedacht und es der CSU gleichgetan. Auch sie hat einen Peter auserkoren, um den siegessicheren Sozialdemokraten zu stürzen. Peter Nummer zwei hat den Nachnamen Gampenrieder. Wie lange die restlichen Fraktionen wohl noch dem Druck standhalten, bis sie aus der Deckung kommen? Klar ist nur: Sollten die Grünen einen Kandidaten ins Rennen schicken, wird dieser wohl einen anderen Vornamen haben.

Ginge es bei der Kommunalwahl nur um Namen, hätten die Karlsfelder Genossen schon gewonnen. Ihr designierter Kandidat heißt Goodwin, Bernhard Goodwin. Doch auch in Karlsfeld waren die Sozialdemokraten nur Zweiter bei der Verkündung der designierten Kandidaten. Die Mitglieder des CSU-Ortsverbandes beseitigten noch vor Fasching alle Zweifel, dass sie den amtierenden Bürgermeister Stefan Kolbe für fähig halten, seinen Posten zu verteidigen. In Röhrmoos dagegen hoffen die Freien Wähler auf einen Wechsel im Rathaus und wollen mit Michael Wockenfuß einen Politneuling ins Rennen schicken. Dass die Parteien so früh für klare Verhältnisse sorgen, ist eigentlich nur logisch. Es sind hochpolitische Zeiten. Die Europawahl steht an. Vor diesem Hintergrund können sich die Kandidaten schon einmal warm laufen und den Kommunalwahlkampf trainieren. Nicht, dass allen am Ende die Puste ausgeht.

© SZ vom 27.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Kommunalwahl 2020
:Der Herausforderer

Die Dachauer CSU schickt den 45-jährigen Peter Strauch ins Rennen, um OB Florian Hartmann (SPD) den Chefsessel im Rathaus streitig zu machen.

Von Thomas Radlmaier

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