Karlsfelder Radwege:Ein Netz mit großen Löchern

Lesezeit: 2 min

Die Radwege in Karlsfeld sind alles andere als gut. Das findet die örtliche SPD. Sie will die Situation nun ändern.

Walter Gierlich

Fritz Nustede (SPD), Karlsfelds Bürgermeister von 1990 bis 2008, war (und ist auch als Pensionär) ein großer Radfahrer. Es muss daher nicht erstaunen, dass in seiner Amtszeit eine ganze Reihe an Radwegen im Gemeindegebiet angelegt wurden. Teilweise jedoch entsprechen sie nach Ansicht von Nustedes Parteigenossen nicht mehr den heutigen gesetzlichen Bestimmungen - etwa die durch Linien abmarkierten Radfahrstreifen entlang der Hoch-, Garten- oder Krenmoosstraße. Die SPD fordert daher ein Gesamtkonzept für den stetig zunehmenden Radverkehr.

Radfahrer geraten in Karlsfeld schnell einmal in gefährliche Situationen, wie hier an der vielbefahrenen Münchner Straße. (Foto: www.joergensen.com)

Vor gut zwei Jahren hat der SPD-Ortsverein nach Mitteilung seines Vorsitzenden Werner Plumeier schon einmal die innerörtlichen Radwege erkundet und danach im November 2009 im Gemeinderat den Antrag auf einen Gesamtplan gestellt, der bis heute nicht behandelt worden sei.

Am vergangenen Sonntag haben sich die Sozialdemokraten wieder per Fahrrad auf den Weg gemacht: Diesmal wollten sie die Anbindung des Karlsfelder S-Bahnhofs und des neuen Schulzentrums in Dachau-Augustenfeld unter die Lupe nehmen. Fazit der Tour: "Das bestehende Radwegenetz in Karlsfeld ist nicht dazu angetan, für die Fahrt zur S-Bahn oder nach Dachau aufs Rad umzusteigen."

Die vorhandenen Radwege sind nach Ansicht der SPD überwiegend nicht dazu geeignet, schnell sein Ziel zu erreichen. Gerade das wäre aber nach Meinung des Ortsvorsitzenden Plumeier "für Viele die Voraussetzung, um vom Auto aufs Rad umzusteigen". So fehle auf der Allacher Straße immer noch die Beschilderung für Radfahrer zum S-Bahnhof. Außerdem müssten die Radler die Allacher Straße auf dem Weg dorthin gleich zweimal überqueren, was mit Risiken und Zeitverlust verbunden sei. "Eine attraktive Radverbindung sieht anders aus."

Kaum besser fällt das Zeugnis für die Verbindung nach Dachau aus. Der Rad- und Fußweg entlang der Münchner und der Alten Münchner Straße weise sehr unterschiedliche Bauzustände und Fahrwegbreiten auf. Da er zudem in beiden Richtungen benutzt werden darf, ist er nach Ansicht Plumeiers zu schmal: "Wenn ich richtig informiert bin, ist eine Breite von 2,50 Meter nötig."

Plumeier ist tatsächlich richtig informiert: Gemeinsame Fuß- und Radwege müssen 2,50 Meter breit sein, ein Maß, das an der Münchner Straße praktisch nirgends erreicht wird. Außerhalb von Ortschaften reichen auch zwei Meter. An manchen Stellen, so der SPD-Chef, werde es bei Gegenverkehr sehr eng, insbesondere wenn noch Fußgänger mit Rollatoren unterwegs seien. Das ist durchaus häufig der Fall, gibt es doch in der Rothschwaige ein großes Altenheim und zahlreiche Seniorenwohnungen.

Besonders bedauerlich findet es Plumeier, dass erst vor kurzem die Würmbrücke im Zuge des Radwegs erneuert, dabei aber nicht auch gleich verbreitert worden sei. Das wäre nach seiner Ansicht mit wenig Aufwand möglich gewesen. "Gäbe es ein Gesamtkonzept, könnte man die Radwege bei allen Planungen mitberücksichtigen. Dann würde man auch so eine Brücke wie in der Rothschwaige nicht vergessen", glaubt der SPD-Vorsitzende.

Möglicherweise schrecke man im Gemeinderat, dem der SPD-Ortsvereinsvorsitzende selbst übrigens nicht angehört, davor zurück, einen Gesamtplan zu verabschieden, weil man glaube, dass dann alles sofort umgesetzt werden müsse, vermutet Plumeier. Das sei aber nicht der Fall. Doch wenn ein Konzept für das ganze Gemeindegebiet vorliege, "kann bei anfallenden Bauarbeiten entsprechend und ohne Zeitverlust gehandelt werden", erklärt er. Mit der Zeit entstehe so "ein sinnvolles und den gesetzlichen Vorschriften entsprechendes Gesamtnetz".

Um das von der SPD-Gemeinderatsfraktion seit fast zwei Jahren geforderte Konzept aufzustellen, schwebt Plumeier vor, "auch die Sachkenntnis des ADFC ( des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, d. Red.) einzubinden. Dieser hält die Trennung von Radfahr- und Autoverkehr durch jeweils eigene Wege keineswegs für der Weisheit letzten Schluss. Und der Ortsvorsitzende pflichtet der Radler-Lobby in dieser Frage durchaus bei: "In den vielen Tempo-30-Zonen in Karlsfeld ist es sinnvoller, auf der Straße zu radeln." Dadurch erhöhe sich auch die Sicherheit, weil die Radfahrer dann nach seiner Einschätzung automatisch rechts fahren. "Wenn der Radler auf dem Gehweg mitfährt, dann fährt er auch mal links."

© SZ vom 01.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: