Waldschwaigsee:Künstler verschönern eigenmächtig Infotafel

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Einzigartiges Panorama: An der Rückseite einer Infotafel am Waldschwaigsee sorgt ein Fotodruck für die fast perfekte Illusion. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine Infotafel für den "Räuber Kneißl Radweg" versperrt den Blick auf den Waldschwaigsee. Künstler haben das Panorama nun eigenmächtig aufgehübscht.

Von Emily Strunk, Karlsfeld

Am Waldschwaigsee können Besucher seit kurzem wieder die Aussicht genießen. Wo zuvor die Rückseite der frisch installierten Infotafel für den "Räuber Kneißl Radweg" die wunderschöne Aussicht auf das Gewässer verstellte, ziert seit etwa einer Woche ein Fotodruck den Ausblick am Nordwestufer. Die Abbildung, ebenso simpel wie genial, zeigt die ursprüngliche Aussicht auf den See und fügt sich malerisch in die Szenerie ein. Das Bild spricht für sich: ein kleiner charmanter Hinweis für die Installationsplaner des besagten Informationspunktes. Wer steckt aber dahinter?

Auf Verdacht hat die SZ Dachau bei der Künstlervereinigung Dachau (KVD) nachgefragt. Johannes Karl, Vorsitzender der KVD, bestätigte am Telefon die Vermutung: "Ja, das ist auf unserem Mist gewachsen", sagt er und lacht. Das KVD-Projekt solle jedoch nicht als Affront gegen den Radweg, sondern als netter Kommentar verstanden werden, so Karl. Die Realisierung des Radwegs sei ein tolles Projekt, lediglich die Infotafel am Waldschwaigsee sei sehr "unglücklich positioniert" worden, erklärt der Künstler.

"Ich denke, das Anbringen des Drucks ist Äußerung genug"

Die Idee, den Druck anzubringen, hatte Florian Marschall. Was er von der Platzierung der Infotafel hält? "Ich denke, das Anbringen des Drucks ist Äußerung genug", scherzt er. Zusammen mit einigen anderen Mitgliedern des KVD verbringt Marshall viel und gerne Zeit am Waldschwaigsee. So sei auch die Idee für den Fotodruck "aus einer Laune heraus entstanden", erzählt Marschall. Den Künstlern sei es dabei wichtig gewesen "nichts zu beschädigen oder zu zerstören". Wir wollen mit der Installation "niemandem auf den Schlips treten, sondern nur auf die Infotafel als Sichtbarriere an einem tollen Ausblick aufmerksam machen".

Bisher stößt der Fotodruck großflächig auf Interesse und Begeisterung für so viel Kreativität. Als Ärgernis hat es noch keiner bezeichnet. Diese Wahrnehmung teilt auch Künstler Marschall. Bereits beim Anbringen der bedruckten LKW-Plane durch Mitglieder des KVD hätten die Leute die Umsetzung "wohlwollend und interessiert verfolgt und aufgenommen", sagt Marschall.

Auch über das Fotomotiv wurde innerhalb der KVD diskutiert

Auch über das Fotomotiv wurde innerhalb der KVD diskutiert: "Wir haben überlegt ein Foto abzubilden, das exakt dem vorigen Ausblick entspricht", sagt Marschall. Gegen diese Form der Umsetzung hätten sich jedoch die Argumente gehäuft. Für die perfekte Illusion müsste sich der Betrachter genau an einem bestimmten Punkt am Seeufer befinden. Bei leichter Abweichung in der Position sei die Täuschung der Wahrnehmung des Betrachters bereits hinfällig, erklärt Marschall.

Zudem sei das Wetter ein inkonsistenter Begleiter. Schließlich könne die Abbildung des Seeblicks bei Sonnenschein an einem Regentag nicht einmal die dort lebenden Insekten von seiner Echtheit überzeugen. Das entscheidende Argument gegen eine hyperreale Realisierung sei letztlich die damit verbundene Aussage gewesen, die eine derart genaue Reproduktion des Ausblicks transportieren würde, sagt Florian Marschall: "Das entspricht nicht mehr dem Augenzwinkern, das wir ausdrücken wollten."

© SZ vom 11.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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