Sicherheitswacht:Kein Ersatz für Polizisten

Lesezeit: 1 min

Die Sicherheitswacht ist ein Ehrenamt. (Foto: Christian Endt)

Der Einsatz der Sicherheitswacht in Karlsfeld klingt nach einer guten Idee. Tatsächlich kaschiert er nur ein Problem, das der Staat lösen muss.

Kommentar von Thomas Altvater

An Werbung, guten Worten und Zustimmung für das Projekt des Dachauer Polizeichefs Thomas Rauscher, eine Sicherheitswacht in Karlsfeld einzuführen, fehlt es wahrlich nicht. Die Sicherheitswacht sei ein "Bindeglied" zwischen Bevölkerung und Polizei, argumentiert Rauscher etwa. Oder, die Sicherheitswacht erhöhe das subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung. Doch das Projekt der Dachauer Polizei ist kritisch zu sehen. Denn es ist klar, dass die Sicherheitswacht personelle Lücken innerhalb der Polizei schließen soll. Das darf nicht sein. Denn für Sicherheit sollte ausschließlich die Polizei zuständig sein.

Noch vor etwa 20 Jahren waren viele Streifenbeamte der Polizei selbst zu Fuß unterwegs als sogenannte Fußstreifen. Im Jahr 2002 untersuchten Forscher die Wirkung der Fußstreifen auf die Bevölkerung. Das Ergebnis: Die erkennbaren und vor allem ansprechbaren Beamten zu Fuß stärken tatsächlich das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Doch die Einsparungen bei der Polizei führten dazu, dass die Fußstreifen mehr und mehr verschwanden. Mit der Einführung der Sicherheitswacht versucht man nun, die Abwesenheit von Polizeibeamten zu kaschieren. Lösen wird man das Problem dadurch jedoch nicht.

Der Erfolg der Sicherheitswacht ist kaum messbar

Das liegt zum einen an der Struktur der Sicherheitswacht: Die Sicherheitswacht ist ein Ehrenamt. Zwar werden die Ehrenamtlichen eigens von der Polizei ausgebildet. Allerdings sind diese Schulungen keineswegs mit der mehrjährigen Ausbildung von Polizeibeamten zu vergleichen. Bei einer Debatte im Bayerischen Landtag 2017 bezeichneten Oppositionspolitiker die Sicherheitswacht gar als "Amateure".

Auch kommt mit der Ausbildung und Auswahl der Ehrenamtlichen ein erheblicher Mehraufwand auf die Polizei zu. Doch zu welchem Ertrag? Der Erfolg der Sicherheitswacht ist kaum messbar und dürfte auf keiner Kriminalitätsstatistik aufscheinen. Auch deshalb stimmt das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag nicht. Deshalb muss die Politik dafür sorgen, die Polizei von Verwaltungsaufgaben zu befreien, personell aufzustocken und nicht Ehrenamtliche auf die Straße zu schicken.

© SZ vom 07.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKarlsfeld
:Wo eine Sicherheitswacht die Polizei unterstützen soll

Geht es nach Polizeichef Thomas Rauscher, patrouillieren in Karlsfeld schon bald die ersten ehrenamtlichen Hilfskräfte im Landkreis - als "Bindeglied" zwischen Polizei und Bevölkerung. Der Gemeinderat muss noch zustimmen, der Bürgermeister befürwortet die Idee.

Von Thomas Altvater

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: