Mitten in Karlsfeld:Ente gut, alles gut

Eine Entenfamilie will in Karlsfeld die Münchner Straße überqueren. Die Dachauer Polizei kann zwei Küken retten.

Glosse von Thomas Radlmaier

Zwar flimmern jetzt wieder die guten Streifen aus Hollywood über die Kinoleinwände. Filme, nach deren Vorstellung die Zuschauer den Saal mit einem Kloß im Hals und Tränen im Gesicht verlassen. Doch sind sie nichts gegen die ganz Dramen, die das Leben schreibt. Und der Reporter weiß: Die traurigsten Geschichten liegen auf der Straße.

Als der Anruf am Donnerstagnachmittag kam, dürften die Polizisten schon geahnt haben, dass dies kein alltäglicher Einsatz wird. Eine Entenfamilie hatte sich verirrt, die Tiere watschelten über die Münchner Straße in Karlsfeld. Wer dort schon einmal unterwegs war, der weiß, dass die vierspurige Asphalt-Trasse alles andere ist als ein sicheres Pflaster - weder für Menschen und schon gar nicht für Enten. Jeden Tag heizen Autos und Lastwagen auf der Münchner Straße durch Karlsfeld, als hätte jemand einen Preis ausgelobt für denjenigen Raser, der die Gemeinde mit seiner benzinsaufenden Karre am schnellesten durchqueren kann.

Die Entenfamilie hat der Gang über diese Straße zerstört. Ein Fahrzeug bretterte die Mutter und eines der Küken nieder, sie starben kurz vor dem Würmkanal. Doch in diesem Unglück ereignete sich auch ein kleines Wunder: Die Polizisten fanden zwei lebende Küken, die sich unter einem anderen Fahrzeug versteckt hatten. Sie tauften sie auf die Namen Hanni und Nanni und brachten sie ins Dachauer Tierheim. "Dort wurden Hanni und Nanni liebevoll aufgenommen und werden nun professionell versorgt", teilt die Polizeiinspektion Dachau mit. Und irgendwie ist es dann doch wieder wie in einem Kinofilm: Ente gut, alles gut.

© SZ vom 03.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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