Karlsfeld:MAN im Umbruch

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Nach der Übernahme durch VW kündigt das Unternehmen weitreichende Veränderungen am Standort München an - in Karlsfeld soll eine Mietstation für Lkw entstehen.

Gregor Schiegl

Die Übernahme durch den Volkswagen-Konzern hat auch für den MAN-Standort in München weitreichende Folgen. "Durch die Integration in VW wird der Standort neu überdacht", sagte Josef Lechner, Leiter des MAN Truck & Bus Centers München, am Mittwoch in einer Sitzung des Karlsfelder Bauausschusses. Es werde eine "grundsätzliche Überarbeitung der Struktur" geben, die auch mit der Schaffung weiterer Arbeitsplätze verbunden sei: "Die MAN plant, sich am Standort München zu verstärken."

Karlsfelds Gemeinderäte reagierten skeptisch auf die MAN-Pläne. (Foto: dpa)

Gemeinsam mit VW entwickelt MAN derzeit eine neue Generation von Leichttransportfahrzeugen. Daran beteiligt sind auch die Ingenieure am Standort München, bestätigte ein Unternehmenssprecher der SZ. Um konkrete Aussagen zu treffen, sie es aber noch zu früh. "Wir stecken noch mitten in der Konzeption." Ähnlich äußerte sich Lechner: "Der Konzern ist im Umbruch, alles ist im Fluss."

In dem Münchner Werk sind 7000 Mitarbeiter beschäftigt, davon ein Großteil aus dem Landkreis Dachau.

Ein erstes neues Geschäftsfeld am Standort München stellte Josef Lechner am Mittwoch bereits gemeinsam mit MAN-Vertriebsleiter Sascha Üblacker den Karlsfelder Gemeinderäten vor: Das MAN-Tochterunternehmen Euro-Leasing GmbH plant eine Mietstation für Lastwagen auf dem MAN-Areal im alten Karlsfelder Gewerbegebiet. Einen entsprechenden Bauantrag der Euro-Leasing GmbH billigte der Karlsfelder Bauausschuss mit großer Mehrheit; nur Günter Bunk (SPD) stimmte mit Nein.

Mit dem Lang- und Kurzzeit-Vermietgeschäft schließen wir uns Strömungen anderer Hersteller an, die das bereits mit Erfolg betreiben", erklärte Lechner. MAN werde damit "alle Werkstattaufenthalte überbrücken" und auch Kunden zurückgewinnen, die MAN an die Konkurrenz verloren habe. Die stärkere Auslastung stabilisiere den benachbarten Servicebetrieb. In der Folge könnten weitere Arbeitsplätze entstehen, insbesondere auch in den Büros, die das Leasing-Geschäft abwickeln, wie Vertriebsleiter Sascha Üblacker ergänzte.

Allerdings startet MAN erst einmal einen Probebetrieb, befristet auf drei Jahre. Deshalb sollen die Büros auch erst in Containern untergebracht werden - für den Fall, dass das Konzept scheitert. "Aus heutiger Sicht ist das ein unwahrscheinlicher Fall", sagte Üblacker. Ein großes Verkehrsaufkommen durch das Leasing-Geschäft haben die Karlsfelder angeblich dennoch nicht zu fürchten. Üblacker sprach von einem zu erwartenden Aufkommen von sechs bis acht Lastwagen am Tag.

Gewerbesteuereinnahmen wird das Vorhaben der Gemeinde nicht bringen: Die Euro-Leasing GmbH hat ihren Sitz in Norddeutschland, die MAN zahlt ihre Gewerbesteuern an München. Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum Karlsfelds Gemeinderäte skeptisch auf die Pläne reagierten. Mechthild Hofner, Sprecherin der Bündnis-Fraktion, erinnerte, dass sich gegenüber dem Areal ein Hort und eine Kinderkrippe befänden, "das ist ein sensibler Bereich".

Wolfgang Offenbeck (CSU) gab den MAN-Vertretern zum Abschied noch den Wunsch der Gemeinde mit auf den Weg, auf dem Gelände "langfristig über hochwertige Nutzung nachzudenken". Bislang nutzte der Nutzfahrzeughersteller das Areal nur als unansehnlichen Hinterhof. In den letzten Jahren diente er als provisorischer Abstellplatz für Lkw.

© SZ vom 23.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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