Neue Ortsmitte:Karlsfelds Herz wartet auf Wiederbelebung

Lesezeit: 3 min

Um die denkmalgeschützte Ludl-Kapelle an der Münchner Straße soll das Anna-Quartier in Zukunft entstehen. Aktuell ist das Grundstück ziemlich zugewuchert. (Foto: Toni Heigl)

Das Ludl-Gelände in Karlsfeld ist seit Jahren ungenutzt. Hier tobt ein "Kampf um Flächen". Gemeinde und Investor streiten um fehlende Spielplätze. Dabei sollte das Anna-Quartier mitsamt Hotel-Tower und Rooftop-Bar ein Vorzeigeprojekt werden.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Das ehemalige MD-Gelände in Dachau, das Bayernwerkgelände und das Ludl-Gelände in Karlsfeld - alle drei haben etwas gemeinsam: Seit Jahren bleibt ein Großteil ihrer Fläche ungenutzt. Die Kommunen haben zwar Konzepte und Wünsche, wie ihre Grundstücke in Zukunft aussehen könnten, das MD-Gelände zum Beispiel soll künftig eine Sehenswürdigkeit und ein identitätsstiftender Ort werden, der Plan ist, dass die Stadt in den nächsten Jahren Baurecht erteilt. Doch es geht nur in Trippelschritten vorwärts. Ähnlich zäh gestalten sich die Pläne für das Anna-Quartier auf dem Ludl-Gelände in Karlsfeld.

Der Investor CG Elementum will das rund 40 000 Quadratmeter große Areal bebauen, das einst landwirtschaftlich genutzt wurde. Es liegt in Karlsfelds Zentrum entlang der Münchner Straße und neben der denkmalgeschützten Ludl-Kapelle - und ist an einigen Stellen ziemlich zugewuchert. Eine Baugrube wurde bereits ausgehoben, aber "aufgrund von Änderungen wurden die Arbeiten vorübergehend ausgesetzt", schreibt CG Elementum.

Der Muro-Lucano-Platz ist "eine Herzensangelegenheit"

2016 beschloss der Gemeinderat, den Ludl-Hof abzureißen, vier Jahre später hatte sich das Gremium auf einen Bebauungsplan für das Gelände geeinigt. 2021 kaufte der jetzige Investor das Grundstück und bat um Änderungen im Plan. Zuletzt berichteten Thomas Ramrath und George Moutoulis von CG Elementum den Kommunalpolitikern, wie der aktuelle Planungsstand ist und welche Herausforderungen auf dem Weg zu einem geänderten Bebauungsplan noch zu bewältigen sind.

An der Münchner Straße soll auf dem Ludl-Gelände ein Hotel inklusive Rooftop-Bar entstehen. (Foto: Toni Heigl)
Mehrgeschossige Gebäude, Grünflächen und PV-Dächer: So soll das Anna-Quartier einmal aussehen. (Foto: MOW Architekten)

Der Investor muss umplanen, weil der Gemeinderat vor wenigen Monaten eine neue Spielplatzsatzung beschlossen hat. Demnach gilt: Für 25 Quadratmeter Wohnfläche muss ein Bauherr auch 1,5 Quadratmeter Spielplatz in der Nähe schaffen. "Es ist ein Kampf um die Flächen", sagte Ramrath in der Sitzung. Einerseits müssten Stellplätze für Autos und Fahrräder sowie Versickerungsflächen eingeplant werden, anderseits bringe die Gemeinde ihre Anliegen ein. Sie wünsche sich neben vielen Spielflächen und Wegeführungen im neuen Quartier auch einen Platz, um die italienische Partnerstadt zu würdigen. Das sprach auch Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) an: "Wir wollen ein Quartier, auf das wir stolz sein können", damit wolle er die Neue Mitte in Karlsfeld, die gegenüberliegt, noch toppen.

Der geplante Muro-Lucano-Platz, benannt nach Karlsfelds italienischer Partnergemeinde, sei zudem "eine Herzensangelegenheit", so Kolbe. Er bat die Projektmanager deshalb, die Gemeinderäte einzubeziehen, wenn es einmal um die Möblierung des Platzes gehe.

"Der Tower wird eine Höhe von circa 34 Metern mit neun Geschossen haben"

Insgesamt soll im Anna-Quartier eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Nahversorgung entstehen. Bei einer Informationsveranstaltung im Bürgerhaus vor zwei Jahren verkündete der Investor, dass auf etwa 27 000 Quadratmetern des Geländes Wohnfläche entstehen soll, 30 Prozent davon als geförderter Wohnbau. Wie viele Wohnungen, Büros und Grünflächen nun genau gebaut werden sollen, will der Investor derzeit nicht beantworten. Schließlich müsse das noch ausdiskutiert werden: "Wir möchten hier nicht dem Verhandlungsergebnis mit allen Beteiligten beziehungsweise der Gemeinde Karlsfeld vorgreifen." Auf SZ-Anfrage schreibt CG Elementum: Es solle "sowohl geförderter Wohnraum errichtet werden als auch ein Wohnungsmix von Ein- bis Fünf-Zimmerwohnungen Bestand haben."

Zudem wurden schon Mietverträge mit dem Lebensmitteldiscounter Lidl und dem Getränkemarkt Fristo geschlossen, die sich auf dem Ludl-Gelände ansiedeln wollen: "Wir stehen auch in sehr fortgeschrittenen Verhandlungen mit einer internationalen Hotelkette." Denn an der Münchner Straße ist ein Hotel geplant -mittlerweile wieder mit Rooftop-Bar. Die Bar über den Dächern von Karlsfeld war schon mal vom Tisch, 2020 sagte Architekt Klaus Kehrbaum, dass sich kein Betreiber dafür gefunden habe. Man befürchtete, dass sich eine Rooftop-Bar in Karlsfeld nicht rentieren würde. Dem Gemeinderat sagte Ramrath nun, dass der interessierte Hotelbetreiber die Rentabilität seines Betriebes nicht von der Rooftop-Bar, sondern von den Zimmerbuchungen abhängig machen würde. Insgesamt soll der Hotel-Tower eine Höhe von circa 34 Metern mit neun Geschossen haben.

85 Prozent der Versorgung aus erneuerbaren Energien

CSU-Gemeinderat Christian Bieberle lobte die geplante Energieversorgung des Viertels und dass das benachbarte Biomasse-Heizkraftwerk der Gemeinde einbezogen wird. Laut Investor soll die Energieversorgung des Anna-Quartiers zu 85 Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgen. Dafür wird die Fernwärme aus dem Heizkraftwerk genutzt, aber auch Wärmepumpen sowie Photovoltaikanlagen auf 2000 Quadratmetern Dachfläche sollen installiert werden.

Der Investor rechnet damit, dass die ersten Baufelder im Jahr 2027 fertig werden. Bis dahin werden aber noch einige Diskussionen über den Bebauungsplan mit dem Gemeinderat zu führen sein. Es ist nicht das einzige Projekt, das in Karlsfeld seit Jahren auf der Warteliste steht: Auch ein Großteil des ehemaligen Bayernwerkgeländes in Karlsfeld-West liegt seit Jahren brach, weil sich Investor und Gemeinde dort nicht auf eine Bebauung einigen können.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBildung
:"Glück ist mein Lieblingsfach"

An der Karlsfelder Verbandsgrundschule lernen die Kinder nicht nur Lesen und Schreiben, Kathrin Feldmann unterrichtet seit diesem Schuljahr auch noch ein ganz besonderes Fach. Sie gibt Tipps bei Wutanfällen und fragt, wer eine Glücksdusche braucht. Ein Besuch.

Von Anna Schwarz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: