Karlsfelder Kunstwerkstatt:Bilder wie ein Spaziergang durch die Natur

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Für Liz Schinzler ist es nicht die erste Ausstellung in der Karlsfelder Kunstwerkstatt. (Foto: Toni Heigl)

Dass Liz Schinzler gelernte Grafikerin ist, merkt man ihren Werken an: Ihre "Traumwelten" erschafft sie durch eine Symbiose aus modernster Technik und Kunsthandwerk. Die Ergebnisse sind nur teilweise von dieser Welt.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Beim Betreten des hellen Raumes der Karlsfelder Kunstwerkstatt fallen unter zwei Dutzend abstrakter Gemälde vor allem zwei großformatige Fotos auf: "Traumwald 1" und "Traumwald 2". So lauten die Titel der beiden Bilder, die aussehen wie mehrfach belichtete analoge Fotografien. Die Bäume gehen ineinander über und verschwimmen farblich. Auf den zweiten Blick drängt sich auf einem Bild ein dicker Stamm nach vorne, auf dem anderen schiebt sich ein grünes Blätterdach in den Vordergrund. Liz Schinzler, die sie geschaffen hat, nennt das "eine mystische Tiefe".

Letztlich spielt sich das alles nur im Kopf des Betrachters ab, denn es handelt sich bei der "Welt voller Wunder und Schönheit", so die Künstlerin, um übereinander gedruckte Fotos auf sogenanntem Alu-Dibond, also wenigen Zehntelmillimeter dünnen Aluminiumplatten. In den "Traumwelten", wie Liz Schinzler, seit 2011 Mitglied des Karlsfelder Kunstkreises, ihre Ausstellung genannt hat, gehen Kunsthandwerk und moderne Technik eine Symbiose ein.

"Ich möchte in meinen Bildern träumen können"

Das muss nicht weiter erstaunen, hat doch die Künstlerin lange Jahre beruflich bei BMW als Computer-Grafikerin gearbeitet. Seit sie im Ruhestand ist, habe sie wesentlich mehr Zeit für ihre künstlerische Arbeit mit Pinsel und Kamera, mit der sie 1991 begonnen habe, sagt sie. Von 2003 an war sie mehrere Jahre lang Schülerin der Münchner Malerin Eva Großhennig. Sie hat unter anderem bereits bei BMW und der Mohrvilla in München, im Wasserturm Dachau, in der städtischen Galerie Pfaffenhofen an der Ilm und im Kurhaus Garmisch ausgestellt. Die Ausstellung in Karlsfeld, die an diesem Freitag eröffnet wird, ist nicht ihre erste in der Kunstwerkstatt.

Unter anderem zeigte sie hier Werke unter Titeln wie "Auf den 2. Blick" oder "Stille in Bewegung". Diese Namen würden auch für die aktuelle Schau passen, in der Liz Schinzler besagte Traumwelten präsentiert. Manche der Gemälde scheinen zunächst eine Landschaft darzustellen, die sich bei genauerem Hinsehen allerdings verflüchtigt. Genau wie die Künstlerin das beabsichtigt: "Ich möchte die Gefühle darstellen, die ich beim Spaziergang in der Natur hatte", beschreibt sie ihre Motivation.

"Traumwald 1", ein Bild, mit dem die Künstlerin mithilfe modernster Technik fast "mystische Tiefe" erzeugt. (Foto: Toni Heigl)
Obwohl auf dem Bild "Endlich Frühling" keine Blüten oder sprießende Blätter zu sehen sind, fühlt es sich an, als stünde man in einem Park oder einer Waldlichtung. (Foto: Toni Heigl)

Am besten gelinge ihr das mit der abstrakten Malerei, erklärt sie: "Ich möchte in meinen Bildern träumen können. Das nicht Fassbare kann die Wirklichkeit oftmals lebendiger gestalten als das Endgültige." Das ist in mehreren Bildern nachzuempfinden, in denen sie ein altes, längst fertiges Werk übermalt hat, von dem noch einzelne Druckbuchstaben, handschriftliche Zeilen oder sogar Beine von Menschen zu erkennen sind.

Nahezu realistisch erscheint ein Gemälde in Acryl-Mischtechnik, das den Titel "Die Kraft der Steine" trägt - ein paar Riesenkiesel im Wasser, so wirkt es. Doch dann drängen sie für den Betrachter nach vorne, als würden sie jeden Moment aus dem Rahmen fallen. Blickt man auf das Bild, das "Endlich Frühling" heißt, sind zwar weder Blüten noch hervor sprießende Blätter zu sehen, und doch fühlt es sich an, als stünde man in einem Park oder einer Waldlichtung.

Die Künstlerin verwendet teils auch überraschende Materialien

Genau das, was sich Liz Schinzler erhofft: Sie möchte, so betont sie, "den Blick auf das Wichtige lenken, auf etwas das guttut, das die Seele berührt". Erstaunlicherweise funktioniert das auch mit einem Stoff, den man sonst nicht auf Gemälden erwartet, sondern eher im Straßenbau: Bitumen, eine teerartige, aus Erdöl gewonnene Masse. Schinzler hat es auf mehreren Werken - "Traumwelt 1" und "Traumwelt 2" sowie "Traumwelten klein" - verwendet und es erinnert mit seinem faszinierenden Farbton an natürlichen Erdboden.

Neben den großen Gemälden und Fotos sind in der Kunstwerkstatt auch bezaubernde kleine Objekte zu sehen, in denen Pusteblumen die Hauptrolle spielen. "Kleine Wunder" hat Schinzler die in Acrylblöcke eingepressten Früchte der Löwenzahnblüten genannt, die durch Spiegelung aussehen wie 3D-Objekte. Eine andere Pusteblume, in Holz eingesteckt wie in eine Vase, trägt die Bezeichnung "Wunscherfüller". Doch wie es Schinzler gelungen ist, das Pflänzchen, das normal beim leisesten Luftzug die Samen davonfliegen lässt, so dauerhaft haltbar zu machen, verrät sie nicht: "Das bleibt mein Geheimnis."

Wer am Freitag zur Vernissage kommt, die um 19 Uhr beginnt, kann sich auch auf eine musikalische Einstimmung freuen. Die Künstlerin lernt nämlich seit Kurzem auf einer Handpan zu spielen, einem Blechklanginstrument, das aus zwei verbundenen Stahlblechschalen mit mehreren Tonfeldern in der oberen Schale besteht und von der Steel Pan aus Trinidad inspiriert ist. Schinzler findet, "dass die meditativen, sphärischen Klänge der Handpan" besonders gut zu ihren Bildern passen. Man darf gespannt sein.

Die Ausstellung "Traumwelten" ist nach der Vernissage am Freitag, 12. April, an den beiden folgenden Wochenenden, 13./14. April, und 20./21. April, jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Karlsfelder Kunstwerkstatt zu sehen.

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