Hebertshausen:Sensationeller Fund in Ampermoching

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Ampermoching ist plötzlich 800 Jahre älter - Archäologen entdecken keltische Siedlungsreste aus der vorchristlichen Latènezeit.

Walter Gierlich

Einen sensationellen Fund haben Archäologen im Hebertshausener Ortsteil Ampermoching gemacht: Zwischen östlichem Ortsrand und Sportgelände fanden sie Reste einer keltischen Siedlung aus der Latènezeit (5. bis 1. Jahrhundert vor Christus). Erste Sondierungen ergaben, dass die entdeckte Gebäudegrundrisse aus dem dritten oder zweiten vorchristlichen Jahrhundert stammen. Ampermoching, das 748 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist somit plötzlich mindestens 800 Jahre älter geworden.

Im Hebertshausener Ortsteil Ampermoching haben Archäologen eine sensationellen Fund gemacht.   (Foto: npj)

Das ist eine absolute Aufwertung für Ampermoching", sagte Hebertshausens Bürgermeister Michael Kreitmeir der Dachauer SZ. "Jetzt haben wird sogar das 2000 Jahre alte Augsburg überholt", merkte er stolz an. Auch das Landesamt für Denkmalpflege hält die bisherigen Befunde für ungewöhnlich, ist das Gebiet um Dachau "doch vergleichsweise arm an archäologischen Fundstellen, insbesondere der Latènezeit", wie Pressesprecherin Beate Zarges mitteilt.

Das Areal im Osten Ampermochings, auf dem im kommenden Jahr nach Auskunft Kreitmeirs 34 Parzellen für eine kleine Siedlung erschlossen und bebaut werden sollen, galt dem Landesamt für Denkmalpflege dank Hinweisen aus Luftbildern als potentieller Fundort. "Uns liegt hier ein reguläres Verfahren im Rahmen der Bauleitplanung vor", erklärt Zarges. Bevor die Gemeinde dort mit den Erschließungsmaßnahmen beginnen konnte, mussten unter Aufsicht des Landesdenkmalamts die oberen Bodenschichten untersucht werden, da man schon vermutete, dort Funde aus keltischer Zeit zu machen.

Am 2. November habe man mit einem kleinen Bagger mit einer ersten Schürfung begonnen, dabei aber nichts gefunden, berichtete Kreitmeir. Beim zweiten Mal wurde man fündig: Die Archäologen einer Privatfirma, die im Auftrag des Landesamts graben, förderten drei Siedlungsanwesen aus der vorrömischen Eisenzeit zu Tage - "circa einen halben Meter unter der Ackerkrume", wie der Bürgermeister sagte. Für einen Laien sei es äußerst schwierig, etwas zu erkennen und den Wert der Funde einzuordnen, ergänzte er. In erster Linie handelt es sich um Abdrücke von Pfosten der Häuser, die aus Holz bestanden. Die Ausgräber haben dem Denkmalamt zufolge auch einige "wenige, aber zeittypische Keramikscherben" gefunden.

Schon die bisherigen Funde deuteten auf einen seltenen Siedlungstypus hin, der bisher nur bei Schöngeising im Landkreis Fürstenfeldbruck, in der Nähe von Straubing sowie im Schwäbischen nachgewiesen ist, hat Hebertshausens Bürgermeister von den Fachleuten erfahren. Kreitmeir ist glücklich, dass in seinem Gemeindegebiet eine so bedeutsame historische Entdeckung gemacht wurde.

Nachdem auf einem Teilstück die ersten drei Anwesen gefunden wurden, wird von Montag an der Boden auf dem gesamten künftigen Baugebiet mit einem Bagger vorsichtig abgetragen, da die vorgeschichtliche Siedlung möglicherweise deutlich größer war. "In diesem Jahr werden an dieser Stelle voraussichtlich noch 3000 Quadratmeter untersucht", lässt Pressesprecherin Zarges wissen. Der Bürgermeister jedenfalls ist froh, dass die Gemeinde bereits jetzt im Herbst mit den archäologischen Erkundungen begonnen habe, so dass es im kommenden Frühjahr nach seiner Einschätzung keine Bauverzögerungen geben werde.

Weil im Raum München sehr viel gebaut wird, haben großflächige Untersuchungen im Vorfeld von Baumaßnahmen die Region nach Mitteilung des Denkmalamts "zu einer der ertragreichsten archäologischen Fundlandschaften in Süddeutschland" gemacht. Solche Fälle wie in Ampermoching kommen daher immer wieder vor. So konnte beispielsweise die Stadt Garching bei München in den vergangenen Jahren das Datum ihrer frühesten Besiedlung gleich mehrfach weiter in graue Vorzeit verschieben. Hatte man dort früher stets die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 951 als Gründungsdatum gefeiert, fanden sich nacheinander zuerst Reste aus dem frühen Mittelalter, dann aus der Latènezeit und schließlich sogar aus der Bronzezeit im zweiten vorchristlichen Jahrtausend.

© SZ vom 12.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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