Mitten im Kreißsaal:Wenn das Leben dazwischenkommt

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Nicht sieben, sogar neun Kinder sind am Helios-Klinikum innerhalb von 24 Stunden zur Welt gebracht worden. (Symbolbild) (Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa)

Eine Hebamme am Helios-Klinikum springt ein, als sie sieht, dass ihre Kolleginnen bei neun Geburten in 24 Stunden kaum hinterherkommen. Doch ihre spontane Hilfsbereitschaft hat einen Preis.

Glosse von Jacqueline Lang, Dachau

Es gibt Dinge im Leben, die lassen sich nicht planen. Die Geburt eines Babys zum Beispiel. Zwar kriegt jede Schwangere einen Entbindungstermin mitgeteilt, sprich ihr wird verraten, wann das Neugeborene vermutlich das Licht der Welt erblicken wird - aber, dass die kleine Murmel wirklich genau an diesem Tag das Licht der Welt erblicken, das ist dann doch eher unwahrscheinlich. Nicht nur für die werdenden Eltern bleibt es also bis zuletzt spannend, auch Geburtshelfende müssen eine ordentliche Portion Spontanität mitbringen für ihren Beruf.

Zuletzt hat das die Hebamme Anika Kolbe am Helios Amper-Klinikum Dachau bewiesen: Eigentlich war sie Ende der vergangenen Woche gar nicht im Dienst, wollte nur schnell etwas abholen und dann wieder gehen. Doch nachdem sie sah, was im Kreißsaal los war, "sprang sie ohne Zögern sofort ein, um zu helfen". So erzählt es jedenfalls Kolbes Kollegin Angela Sürth laut einer Pressemitteilung.

Hebamme Angela Sürth (zweite Reihe, ganz rechts) und ihre Kolleginnen freuen sich über die vielen Geburten am Helios Amper-Klinikum Dachau. (Foto: Helios)

Der Grund ist schnell erklärt: Innerhalb von 24 Stunden kamen neun Kinder zur Welt, sieben von ihnen sogar innerhalb von elf Stunden. "Für die diensthabenden Hebammen war es wie ein Marathonlauf, nur mit mehr Emotionen und weniger Laufstrecke", fasst Sürth diese auch für ihr erfahrenes Team nicht ganz alltäglichen zwei Tage zusammen. Und die Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen: Vier Mädchen und fünf Jungen sind wohlauf.

Dass Hebamme Kolbe nicht zweimal überlegt hat, als sie gesehen hat, dass ihre Kolleginnen alle Hände voll zu tun haben, die neun Babys gesund auf die Welt zu bringen hat, ehrt sie - zumal wenn man bedenkt, dass viele in ihrem Berufsstand auch an normalen Tagen an der Kapazitätsgrenze sind.

Ihr spontaner Einsatz hat aber auch einen Preis - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn sie hat nicht nur ihren eigentlich freien Tag im Kreißsaal verbracht, sie hat dafür auch "ein Knöllchen wegen Überschreitens der Höchstparkdauer kassiert". Bleibt nur zu hoffen, dass das Dachauer Ordnungsamt ausnahmsweise ein Auge zudrückt, wenn es erfährt, warum Kolbes Auto so ungewöhnlich lange auf dem Klinikparkplatz stand.

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