Gewappnet für den Ansturm :Planschen im See ist erlaubt

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Die Temperaturen steigen, doch die Freibäder bleiben geschlossen. Noch mehr Menschen als sonst weichen deshalb in diesem Jahr auf die Badeseen im Landkreis aus. Die Wasserwacht und die DLRG sind vorbereitet auf den Ansturm

Von Mona Makro, Dachau

Nachdem sich die Eisheiligen und mit ihnen die kalten Temperaturen verzogen haben, verspricht die Wettervorhersage in den kommenden Wochen warme Sommertage. Beste Voraussetzungen also, um an den Liegewiesen der Badeseen Sonne zu tanken und sich vielleicht sogar Abkühlung im frischen Wasser zu holen. Immerhin gibt es für Schwimmer derzeit keine Alternative: die Freibäder im gesamten Landkreis sind coronabedingt geschlossen. Für Seen hingegen gelten dieselben Regeln wie für öffentliche Parks: Unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes dürfen sie frequentiert werden. Das Schwimmen in Badeseen und Flüssen ist also erlaubt, auch wenn das Bayerische Innenministerium empfiehlt, Ausflüge an Seen zu vermeiden. Das liegt jedoch nicht an einer erhöhten Ansteckungsgefahr im Wasser. Virologen sind sich nämlich einig, dass eine Übertragung über Wasser sehr unwahrscheinlich ist, da die Virusmenge in Sekundenschnelle so stark verdünnt wird, dass eine Ansteckung nicht mehr möglich zu sein scheint.

Der Appell des Bayerischen Innenministeriums hat einen anderen Grund: Mit dem Ansturm an Bayerns Seen an warmen Tagen steigt meist auch die Anzahl der Badeunfälle, bei denen Rettungskräfte alarmiert werden. Einsätze wie diese bringen die meist ehrenamtlich arbeitenden Rettungskräfte in unnötige Gefahr und strapazieren das medizinische System, das seine Ressourcen derzeit für die Bekämpfung der Coronakrise benötigt. Doch Oliver Welter, Vorsitzender der Kreiswasserwacht gibt Entwarnung: "Die Bitte, nicht ins Wasser zu gehen, gilt eher für große Seen, an denen Wassersportarten wie Windsurfen, Segeln oder Bootfahren betrieben werden. Solche Seen haben wir im Landkreis gar nicht." Das Schwimmen oder der Aufenthalt am See sei hingegen unproblematisch, solange Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und der Sicherheitsabstand eingehalten würden.

Mit Abstand, aber dennoch gut gefüllt: Die Liegewiese am Karlsfelder See ist dieser Tage ein beliebtes Ausflugsziel. (Foto: Toni Heigl)

Dem stimmt auch Landrat Stefan Löwl zu: "Gegen Planschen im Wasser ist nichts einzuwenden, aber ich rufe dazu auf, dass die Mitbürger unsere Seen verantwortungsvoll nutzen." Löwl äußert Verständnis dafür, dass die Menschen im Landkreis zur Naherholung an die Seen gehen. Besonders weil das Reisen derzeit nicht möglich ist und auch die Freibäder geschlossen sind, weiß er um die Bedeutung der Seen im Landkreis. "Aber man möge doch bitte aufpassen. Nach der Winterpause warne ich vor Überschätzung und sage ganz klar: Alkohol und Schwimmen gehören nicht zusammen", so Löwl weiter.

Der Karlsfelder Ortsverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), der eine Wachstation am Waldschwaigsee hat, sowie die Wasserwacht Dachau, die für den Karlsfelder See zuständig ist, bemerkten schon jetzt einen regelrechten Ansturm auf die Seen. "An den warmen Maitagen, die wir bisher hatten, waren die Liegewiesen voll belegt", sagt Hermann Bendl, Vorsitzender des DLRG-Ortsverbands Karlsfeld. Der Ansturm wird wohl auch noch in den kommenden Monaten anhalten: "Die Menschen dürfen nicht in den Urlaub fahren, die Freibäder sind geschlossen, Veranstaltungen wie Volksfeste finden nicht statt - das wird ganz klar dazu führen, dass an den Seen viel mehr los ist als in den vergangenen Jahren", so Bendl weiter.

Die Ersten wagen sich bereits ins Wasser: Stand up-Paddeling ist beliebt - auch auf dem Karlsfelder See, die Schwimminsel ebenfalls. (Foto: Toni Heigl)

Seit 15. Mai sind die Wachgänger am Waldschwaigsee im Einsatz - allerdings unter strengen Auflagen. Wachgänger unter 18 Jahren dürfen aktuell nicht im Dienst sein. So hat es der DLRG-Bundesverband vorgeschrieben. Beim jungen Karlsfelder Team fällt deshalb rund die Hälfte der Ehrenamtlichen weg. Auch die Wasserwacht Dachau muss mit deutlich weniger Personal klarkommen. Aktuell sind nur vier Leute im Einsatz. Damit will die Wasserwacht vermeiden, dass im Falle einer Corona-Erkrankung das ganze Team ausfällt. Die Wachgänger müssen sich zudem auf neue Arbeitsweisen einstimmen. Die Seerundgänge, bei denen sie die Liegewiesen kontrollieren, werden aktuell vermehrt vom Wasser aus mit einem Boot durchgeführt. "So können wir die Menschen kontrollieren, ohne selbst unter die Menschenmassen gehen zu müssen", sagt Bendl. Außerdem tragen die Ehrenamtlichen bei ihrem Dienst Mund- und Nasenschutz. Und auch für den Ernstfall sind die Wachgänger vorbereitet: "Unser Team ist so geschult, dass es weiß, wie es zu reagieren hat, wenn ein Patient, der Corona-Symptome aufweist, an die Wachstation kommt", erklärt Oliver Welter, Vorsitzender der Kreiswasserwacht.

© SZ vom 22.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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