Gemeinde diskutiert:Karlsfelder kämpfen um ihr Hallenbad

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Vor rund einem Monat hat der Karlsfelder Gemeinderat beschlossen, das Hallenbad zu schließen. (Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde hat kein Geld für die Sanierung des maroden Bades - jetzt wollen die Bürger die Schließung abwenden

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Elf Millionen Euro soll die Sanierung des Karlsfelder Hallenbads nach ersten Berechnungen kosten. Eine gigantische Summe für eine Gemeinde, die noch nicht einmal genügend Geld für die laufenden Kosten hat. Kein Wunder also, dass viele Bürger die Schließung des Hallenbads befürchten. Am Donnerstag, 22. April, um 19 Uhr soll die Grundsatzentscheidung über die Zukunft des Bads im Gemeinderat fallen. Das hat vor allem am Wochenende für viel Wirbel in den sozialen Netzwerken geführt. Egal ob Whatsapp-Gruppe Karlsfeld-West oder Foren, auf denen sonst Kinderkleider verkauft werden; selbst in Fußball-Elterngruppen wurde heftig diskutiert und beraten, wie man eine Schließung noch abwenden könnte. Am Montagmorgen lag sogar eine Unterschriftenliste in der Bäckerei Slanitz aus, auf der noch vor Mittag rund 30 Karlsfelder ihr Veto gegen eine Schließung des Bads erklärten. Viele Facebooknutzer kommentierten die Unterschriftenliste auf Infokreis Karlsfeld ebenfalls mit hochgestrecktem Daumen. Und es wurden stündlich mehr. Die Gemeinderäte erhielten darüber hinaus zahlreiche E-Mails und Anrufe.

Über das Hallenbad und die nötige Sanierung wird unter den Kommunalpolitikern schon länger - meist hinter verschlossenen Türen - diskutiert. Der Schock darüber, dass das Bad spätestens in zwei Jahren schließen müsse, so die Einschätzung von Architektin Anne Hugues, die sich Ende vergangenen Jahres intensiv mit der Einrichtung beschäftigt hatte, saß bei vielen Gemeinderäten tief. Aber auch die Aussicht, dass die Gemeinde einen so hohen Betrag investieren müsse, um das Bad wieder in Schuss zu bekommen. Angesichts der momentan extrem angespannten Haushaltslage - es fehlen etwa vier Millionen Euro, um einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren zu können - sei die Debatte um das Hallenbad sehr kontrovers geführt worden, sagt CSU-Gemeinderat Christian Bieberle. Aber alle sähen die Schließung als allerletztes Mittel.

Auf Whatsapp schlug jemand vor, man könne die Gemeinde ja eventuell mit Spenden unterstützen. Dazu könnte man einen Verein gründen, der sich um die Spendenakquise kümmert, stellte ein anderer zur Diskussion. "Wir werden das prüfen lassen", sagt der Vizebürgermeister. Wenn man jetzt Wertkarten kaufen würde, um sie dann zu nutzen, wenn das Bad wieder öffnet, wäre der Gemeinde auch schon geholfen, wirbt Handl. Denn wenn das Hallenbad in Betrieb ist, zählt es knapp 100 000 Besucher pro Jahr. Gleichzeitig macht es allerdings auch bis zu 700 000 Euro Miese.

Die CSU hat den Aufruhr nun genutzt, um noch vor der Diskussion im Gemeinderat und einem endgültigen Beschluss, Stellung zu beziehen. "Die Fraktion der CSU Karlsfeld bekennt sich klar zum weiteren Betrieb des Hallenbades und ist bestrebt, diese Einrichtung in eine gute Zukunft zu führen", heißt es in dem Schreiben. Das Bad sei ein "bedeutender Bestandteil unseres Gemeindelebens" und soll es bleiben. Die Sanierungskosten seien allerdings nur "über zusätzliche Kreditaufnahmen" zu stemmen, so die Fraktion. Es gelte deshalb Zins- und Tilgungslast so gering wie möglich zu halten, deshalb müsse man das Projekt "so weit wie möglich strecken". Dabei hofft die CSU, dass sich die Finanzen nach der Corona-Pandemie wieder auf das Niveau von 2019 zubewegen. Allerdings brauche man noch zusätzliche Einnahmen, etwa durch Gewerbeansiedlungen und dann heißt es weiter: "Ohne moderate zusätzliche Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger wird dies jedoch nicht möglich sein." Natürlich hofft die Gemeinde auch immer noch auf einen Zuschuss des Bundes.

© SZ vom 20.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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