Feuerwehr Landkreis Dachau:37 Großbrände in einem Jahr

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Die Feuerwehren arbeiten größtenteils ehrenamtlich, dabei haben sie massenhaft Einsätze: In 2011 verendeten hundert Kühe und Kälber im Feuer, die Linie A kollidierte mit einem PKW und viele weitere Verkehrsunfälle.

Robert Stocker

Die gewaltige schwarze Rauchsäule war noch im Zentrum Münchens zu sehen: Am 3. Januar dieses Jahres brannte das Sportzentrum mit der Squashinsel in Dachau-Ost völlig nieder. Der Großbrand, einer der verheerendsten im Landkreis der vergangenen Jahre, verursachte einen geschätzten Schaden von mehr als zehn Millionen Euro, Menschen kamen wie durch ein Wunder nicht zu Schaden. Die Feuerwehren des Landkreises rückten mit einem Großaufgebot an. Etwa 200 Einsatzkräfte riegelten zusammen mit der Polizei den Unglücksort weiträumig ab, evakuierten einen nahe gelegenen Bauernhof und kämpften die gesamte Nacht hindurch gegen die Flammen. Das Sportzentrum mit Fitnesscenter, Squashhalle und Bowlingbahnen war zwar nicht mehr zu retten, doch der Feuerwehr gelang es, einen Flächenbrand im Gewerbegebiet zu verhindern.

Der Kampf gegen das Flammen-Inferno in Dachau-Ost belegt besonders deutlich, wie wichtig die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren für die Sicherheit der Bürger ist. 67 Wehren mit 2411 aktiven Mitgliedern - darunter 84 Frauen - sind im Landkreis für den Brandschutz zuständig, leisten technische Hilfe bei Verkehrsunfällen oder retten Menschen und Tiere, die sich aus einer misslichen Lage nicht mehr selbst befreien können. Katastrophen wie das Großfeuer in Dachau-Ost gab es im vergangenen Jahr zwar nicht, doch wie der Jahresbericht von Kreisbrandinspektion und Kreisfeuerwehrverband zeigt, hatten die Feuerwehren auch 2011 alle Hände voll zu tun. Bei insgesamt 2034 Einsätzen (Vorjahr: 2275) waren 17 438 Kräfte im Dienst, die 396 Brände bekämpften, in 1204 Fällen technische Hilfe leisteten und 114 Sicherheitswachen absolvierten. Als sonstige Tätigkeiten weist der Jahresbericht 34 Einsätze aus, außerdem registrierten die Feuerwehren 286 Fehlalarme. Dazu gehören 59 sogenannte blinde Alarme, aber auch 19 Fälle, in denen die Einsatzkräfte böswillig alarmiert wurden.

Zu den 37 Großbränden des vergangenen Jahres zählt auch das Feuer in einer Altomünsterer Bäckerei, das am 10. Mai ausbrach. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, stand der Dachstuhl des Wohn- und Geschäftshauses völlig in Flammen; der Feuerschein über dem Marktplatz war in der gesamten Gemeinde zu sehen. Obwohl 143 Feuerwehrleute im Einsatz waren, brannte das Gebäude vollständig nieder. Eine Ausbreitung des Feuers auf die angrenzenden Gebäude konnte allerdings verhindert werden. Am 30. Juni brach ein weiteres Großfeuer in Altomünster aus: Beim Brand einer landwirtschaftlichen Halle verendeten rund hundert Kühe und Kälber, der Stall brannte bis auf die Grundmauern nieder. Bei einem Brand am 29. Juli wurde der Dachstuhl eines Dachdeckerbetriebes in der Rothschwaige in Karlsfeld zerstört. Auch schwere Verkehrsunfälle hielten die Feuerwehren im vergangenen Jahr in Atem. Auf der A 8 in Höhe der Anschlussstelle Sulzemoos fuhr am 28. März ein 57-Jähriger mit seinem Auto auf einen Lkw-Anhänger auf; der Längsträger des Anhängers bohrte sich durch den Wagen und verfehlte den Fahrer nur um Haaresbreite. Schlimme Folgen hatte auch ein schwerer Unfall am 15. August in Ramelsbach, als ein 19-Jähriger frontal gegen die Betonwand der örtlichen Bahnunterführung prallte. Die Feuerwehr musste die drei eingeklemmten Insassen aus dem Fahrzeugwrack befreien, Fahrer und Beifahrer wurden schwer verletzt. Schlagzeilen machte auch der Zusammenstoß eines Zuges der Linie A mit einem Auto am Bahnübergang in Arnbach. Ein älteres Ehepaar, das in Richtung Hirtlbach fuhr, hatte den herannahenden Zug übersehen. Durch den Aufprall wurde das Auto gegen ein Andreaskreuz geschleudert, die Feuerwehr befreite die eingeklemmte Frau aus dem Wagen.

Insgesamt waren die Feuerwehrkräfte des Landkreises 27 428 Stunden im Einsatz - freiwillig und ehrenamtlich. Immer wieder, schreibt Kreisbrandrat Heinrich Schmalenberg im Vorwort des Jahresberichts, zeigten sich Bürger verwundert, wenn sie erfahren, dass die Mitglieder der Feuerwehren ihren Dienst nicht hauptberuflich ausüben. Umso höher, so Landrat Hansjörg Christmann, sei das Engagement der Frauen und Männer zu bewerten, die die Bürger bei ihren Einsätzen vor Schaden bewahren und dabei ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben riskieren. Christmann hofft, dass dieses Engagement Ansporn für die Jugend ist, die Tradition der Feuerwehren zu erhalten. Die Voraussetzungen dafür sind im Dachauer Kreisfeuerwehrverband gut: 419 Jugendliche sind derzeit bei der Feuerwehr aktiv, darunter 68 Mädchen. 79 Jugendliche wurden im vergangenen Jahr in den aktiven Feuerwehrdienst übernommen.

© SZ vom 03.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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