Klare Sieger der Europawahl im Landkreis Dachau sind die Grünen. Sie haben auch im Vergleich zur Landtagswahl im Oktober nochmals gewonnen. Mit 18,7 Prozent liegen sie erneut auf Platz zwei hinter der CSU. Deutlich mehr Wähler als zur Landtagswahl setzten diesmal wieder ihr Vertrauen in die CSU: 40,6 Prozent wollten die CSU und mit ihr offenbar Spitzenkandidat Manfred Weber im EU-Parlament sehen. Zur Landtagswahl hatte die Christsozialen im Landkreis nur 35,8 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Damit darf sich die CSU nun erst recht weiterhin eine Volkspartei nennen.
Die SPD hingegen hat bundesweit schlecht abgeschnitten, im Landkreis Dachau aber ein schlicht verheerendes Ergebnis eingefahren: 7,9 Prozent. Mit nochmals drei Prozentpunkten weniger als zur Landtagswahl bleibt die SPD im Landkreis nun sogar hinter dem bayernweiten Ergebnis zurück. Die besten Ergebnisse gab es in Karlsfeld, Dachau und Vierkirchen. Zweistellige aber waren nicht dabei.
Überragende Wahlbeteiligung bei der Europawahl im Landkreis Dachau
Die Sozialdemokraten, die im Wahlkampf deutlich für ein stärkeres, gerechteres Europa eingetreten sind und Hoffnungen in den Niederländer Frans Timmermans als neuen Kommissionspräsidenten setzen, konnten lokal offensichtlich überhaupt nicht überzeugen. "Mich ärgert, dass wir weniger haben als bei der Landtagswahl", sagte der SPD-Kreisvorsitzende Hubert Böck, der bereits am Wahlabend in die Zukunft blickte und sich kämpferisch gab. "Bei der Kommunalwahl werden wir ein anderes Ergebnis haben."
Die Genossen bleiben im Landkreis hinter der rechtspopulistischen AfD zurück, die 8,4 Prozent der Wählerstimmen erhielt. Die AfD will gemeinsam mit anderen nationalistischen Parteien die Rechte der EU-Institutionen deutlich einschränken. Im Vergleich zur Landtagswahl und zur Europawahl vor fünf Jahren verlor die AfD im Landkreis jedoch an Zuspruch.
Die überraschendste Nachricht des Wahlsonntags ist jedoch wohl die überragende Wahlbeteiligung von 65,1 Prozent. Damit zeigen sich die Landkreisbürger erneut als geradezu vorbildliche Wähler. Deutlich mehr Menschen als im bayerischen (59 Prozent) wie im bundesweiten (61,5 Prozent) Durchschnitt gingen im Landkreis Dachau zur Wahl. Bereits zur Landtagswahl, bei der die Wahlbeteiligung üblicherweise höher ausfällt als zu Europawahlen, lag der Landkreis mit 77,7 Prozent mehr als fünf Prozent über dem Landesdurchschnitt.
Die Grünen gehen gestärkt in den Kommunalwahlkampf
Mehr als zufrieden sind die Grünen. Sie bemerken auch an der Mitgliederzahl ein deutlich wachsendes Interesse an ihren Themen. Waren es noch kurz vor der Landtagswahl keine 70 Mitglieder landkreisweit, sind es nun mehr als 100. Selbst am Infostand laufen den Grünen Beitrittswillige einfach zu, wie Bezirksrat Anton Speierl berichtet. Mittlerweile gibt es fünf Ortsverbände im Landkreis. Bergkirchen könnte bald den nächsten gründen. Es ist eine Frage der Zeit, bis die Grünen im Landkreis in den Kommunalwahlkampf für März 2020 einsteigen und vermutlich einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin ins Rennen um das Oberbürgermeisteramt in Dachau schicken.
SPD-Bundestagsabgeordneter Michael Schrodi glaubt dennoch, dass die Grünen von einer Sympathiewelle hochgehoben werden, die irgendwann wieder abebbt. Schrodi positioniert sich in Berlin klar für eine Regierungszusammenarbeit mit Linken und Grünen. Aber natürlich nicht zum Preis einer immer schwächeren SPD. "Die SPD bringt in Berlin vieles auf den Weg. Oft blockiert die CDU/CSU. Das nervt viele", sagt er am Wahlabend im Landratsamt und lobt seine Partei für den Kohleausstieg bis 2038. Die Grünen, kritisiert Schrodi, hätten diese in den später gescheiterten Koalitionsverhandlungen glatt unter den Tisch fallen lassen.
Die CSU ist erleichtert. Ortsvorsitzender Tobias Stephan hat selbst in Dachau als Wahlhelfer Stimmen ausgezählt. "Es hat sich doch ausgezahlt, dass wir wieder etwas gemäßigter geworden sind", sagt er. Zumindest hat es offenbar der AfD nicht weitere Wähler zugetrieben. Landrat Stefan Löwl (CSU) und der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath, Vorsitzender der Landkreis-CSU, erklärten, dass die Europaoffensive, die ihre Partei in den Tagen vor dem Wahlsonntag noch gefahren hat, doch Wirkung gezeigt habe.