Wahl in Erdweg:Joseph Ndogmo will es noch mal wissen

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Der Bürgermeisterkandidat Joseph Ndogmo lebt mit seiner Familie seit 2012 im Erdweger Ortsteil Welshofen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

2017 ist der 55-Jährige schon einmal gegen Amtsinhaber Christian Blatt angetreten und bekam damals beachtliche 32,5 Prozent der Stimmen - für den Sieg hat es trotzdem nicht gereicht. Nun tritt er noch einmal an und das, anders als seine Kontrahenten, für drei statt für sechs Jahre.

Von Jacqueline Lang, Erdweg

Dass Joseph Ndogmo nicht zum ersten Mal für das Amt des Erdweger Bürgermeisters kandidiert, daraus macht der 55-Jährige kein Geheimnis - im Gegenteil: Auf seiner Wahlkampfveranstaltung im Huttermuseum im Ortsteil Großberghofen gut zwei Wochen vor der Wahl am 9. Juli liegen auf den Tischen seine Broschüren von vor sechs Jahren aus, auch die PowerPoint-Präsentation von damals hat Ndogmo ganz bewusst nicht verändert, wirft er doch seinen Hut genau deshalb noch einmal in den Ring: Weil der 10-Punkte-Plan, mit dem er 2017 angetreten ist, aus seiner Sicht vom derzeitigen Bürgermeister Christian Blatt (CSU) noch nicht ganz abgearbeitet worden ist.

Da ist zum einen die Sache mit der Sportplatzverlegung. Schon 2015, habe der Gemeinderat, in dem Ndogmo seit rund neun Jahren sitzt, einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass die SpVgg Erdweg auf ein Gelände östlich der Bahnlinie umziehen soll. 2017 habe man dann den Plan gefasst, Machbarkeit und Umsetzung zu prüfen. Doch seitdem, sagt Ndogmo, der für die Freie Wählergruppe Welshofen kandidiert, sei nichts weiter passiert. Ihm gehe es nicht darum, das Projekt gegen alle Widerstände durchzudrücken. Aber man müsse den Bürgerinnen und Bürger doch zumindest ein für allemal sagen, ob alles beim Alten bleibt oder sich die Sportlerinnen und Sportler auf einen Umzug einstellen müssen. Aus Sicht von Ndogmo, der selbst Tennis, Fußball und Squash im Verein spielt, hätte der Ortswechsel gleich zwei Vorteile: Mehr Platz und damit die Möglichkeit, alle Sportarten zu bündeln, und weniger Lärmemissionen.

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Neben Christian Blatt (CSU) tritt mit Arlette Amend (SPD) eine engagierte Frau an. Dritter Bewerber ist der langjährige Gemeinderat Joseph Ndogmo, der 2017 fast ein Drittel der Stimmen bekam.

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Der zweite, noch offene Punkt auf Ndogmos Liste ist die Ansiedlung von Gewerbeflächen: "Ich beneide die Nachbargemeinden, die ihr Gewerbe immer weiter ausbauen." In Erdweg, wo er seit 2012 mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt, indes tue sich seit Jahren gar nichts. Der akademische Oberrat an der Technischen Universität München könnte sich einen Standort für Gewerbe etwa entlang der Verbindungsstraße zwischen Erdweg und Arnbach vorstellen.

Der dritte und letzte Punkt, den Ndogmo, sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, anpacken will ist das Gesundheitshaus inklusive Kinderhaus. Das Grundstück an der Hauptstraße sei schon gekauft worden, nun gelte es, dieses mit Leben zu füllen. Ndogmo könnte sich vorstellen, dass Fachärzte wie ein Augenarzt dort einmal in der Woche Sprechzeiten anbieten.

Diese drei von 2017 übrig gebliebenen Punkten, deren Abarbeiten er selbst als "Luxusprobleme" bezeichnet, das ist also Ndogmos ganzes Wahlprogramm. Ob er damit mindestens 33,2 Prozent der Erdwegerinnen und Erdweger noch einmal überzeugen kann? Der Pragmatiker mit dem schon leicht ergrauten Dreitagebart interessiert sich nicht für den Blick in die Glaskugel, das sei nichts weiter als "Kaffeesatzleserei". Fest steht für ihn nur: Er traut sich das Amt zu - und ist davon überzeugt, eine "echte Alternative" zu Christian Blatt zu sein. Und aus noch einem Grund tritt Ndogmo erneut an: Er will den Bürgerinnen und Bürgern mehr als eine Wahlmöglichkeit geben, um der Demokratie, der Vielfalt Willen.

"Hat der Joseph das gemacht, was er versprochen hat?"

All diese Aussagen, sie sind recht erwartbar für einen Bürgermeisterkandidaten. Eines unterscheidet Ndogmo aber ganz wesentlich von Arlette Amend (SPD) und Christian Blatt: Der gebürtige Kameruner, der 1986 mit einem Stipendium in die ehemalige DDR kam, will vorerst nur für drei Jahre antreten, nicht, wie üblich, für sechs. Das liegt nicht daran, dass er sich keine volle Legislaturperiode zutraut, sondern daran, dass er die Wahl des Gemeinderats wieder mit der Wahl des Bürgermeisters, der Bürgermeisterin zusammenlegen will. Denn seitdem Georg Osterauer (FW) 2017 nach nur drei Jahren Amtszeit verstarb, sind die beiden Wahlen entkoppelt. Das koste, sagt Ndogmo, den Steuerzahler unnötig Geld. Außerdem gebe eine erneute Wahl 2026 der Gemeinde die Möglichkeit, Zwischenbilanz zu ziehen: "Hat der Joseph das gemacht, was er versprochen hat?"

Nur einen Tag bevor man Ndogmo trifft, wird erstmals ein AfD-Politiker zum Landrat gewählt. Freilich, Thüringen ist weit weg. Und dennoch: Hat er nicht manchmal Angst, als einziger schwarzer Kommunalpolitiker weit und breit zur Zielscheibe von Hass zu werden? Nein, sagt Ndogmo mit seinem stets breiten Lächeln. Er sei "nicht naiv" und wisse natürlich aus Erfahrung, dass es auch in Erdweg Menschen gebe, die ihm allein aufgrund seiner Hautfarbe nie ihre Stimme geben würden. 2017 etwa, da habe ihn einer des Hofes verwiesen mit den Worten: "Sowas kann ich nicht wählen." Trotzdem ist Joseph Ndogmo, der über zahlreiche Ehrenämter gut vernetzt ist, überzeugt, dass in Erdweg nur "eine winzige Minderheit" so denkt - und die könne ihn nicht davon abhalten zu kandidieren und vielleicht, ja vielleicht, sogar Bürgermeister zu werden.

Im Huttermuseum trudeln unterdes neun Menschen ein, die zumindest neugierig auf den Mann sind, der Christian Blatt das Amt streitig machen will. Am Ende des Abends wird er nur einen Bruchteil von ihnen überzeugt haben - er habe "nichts Neues" zu erzählen gehabt, man verstehe ihn schlecht, so seine betagten Kritiker -, aber immerhin einen Mann hat er womöglich dazu gebracht, am 9. Juli wählen zu gehen - das erste Mal überhaupt. Und das ist für einen überzeugten Demokraten wie Ndogmo auch schon ein Erfolg.

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