Wahl in Erdweg:Pragmatiker im Amt

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Keine Gegenstimme, keine Enthaltung gab es, als die Erdweger CSU Bürgermeister Christian Blatt zum erneuten Kandidaten für die anstehende Wahl nominiert hat. Auch die Freien Wähler stehen hinter ihm. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Christian Blatt (CSU) ist seit sechs Jahren Bürgermeister. Er möchte es bleiben, weil ihm das Gestalten liegt. Utopien sind seine Sache nicht, Wünsche kommen auf die Tagesordnung, wenn die Pflichtaufgaben erledigt sind.

Von Alexandra Vettori, Erdweg

Seine Nominierung zum Bürgermeisterkandidaten der Erdweger CSU war eine klare Sache: 100 Prozent Ja-Stimmen für Christian Blatt. Auch die Freien Wähler hätten ihn aufgestellt, das aber ließen ihre Statuten nicht zu, und so ist es "nur" eine Wahlempfehlung geworden. Es zeigt aber: Der Erdweger Bürgermeister sitzt fest im Sattel. Verfrühte Siegesgewissheit möchte der 39-Jährige im Gespräch in seinem Büro im Rathaus dennoch nicht aufkommen lassen: "Noch ist die Wahl nicht gelaufen".

Christian Blatt macht kein Geheimnis daraus, dass er sehr gerne Bürgermeister der gut 6000 Einwohner-Gemeinde bleiben würde: "In den vergangenen sechs Jahren ist viel passiert in Erdweg, da gilt es, dran zu bleiben, wir haben noch viel vor." Was er vor hat, hat er bei sieben Veranstaltungen in den größeren Ortsteilen dargelegt. "Lasst uns reden" hieß das Motto. Er habe das bewusst offen gehalten, sagt er, "keinen klassischen Frontalangriff, sondern lockere Gesprächsrunden".

Die Liste der Errungenschaften ist schon lang

Auf seinen Faltblättern steht, was "erfolgreich in Angriff genommen" wurde und was die nächsten Ziele sind. Auf der Haben-Seite verbucht Blatt Bauland für Einheimische, den Grundstückskauf durch die Gemeinde für ein Haus der Medizin, zwei neue Kinderhäuser, die parallel gebaut wurden und im Kostenrahmen geblieben sind, eine moderne elektronische Datenverarbeitung (EDV) in Schule und Rathaus, wo vieles schon digital möglich ist. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Liste. Unter "nächste Ziele" stehen unter anderem Kommunaler Wohnungsbau, der schon in Planung ist, Seniorenwohnungen, für die es schon ein Grundkonzept gibt, neue Räume für Mittags- und Hausaufgabenbetreuung, kommunale Wärmeplanung und Gewerbeflächenentwicklung, ein Dauerthema in Erdweg.

Wahl in Erdweg
:Starkes Trio strebt nach dem Bürgermeisteramt

Neben Christian Blatt (CSU) tritt mit Arlette Amend (SPD) eine engagierte Frau an. Dritter Bewerber ist der langjährige Gemeinderat Joseph Ndogmo, der 2017 fast ein Drittel der Stimmen bekam.

Von Alexandra Vettori

Auf die Frage, was er als gute Fee für Erdweg zaubern würde, kommt Blatt ins Stocken. Träumereien seien seine Sache nicht, gibt er offen zu: "Erst mal müssen die Basics stimmen und nebenbei auch noch die Pflichtaufgaben erfüllt werden, es muss halt auch die Abwasserbeseitigung funktionieren." Natürlich könne man viel versprechen, "aber ich schaue lieber, wie kann ich Pflichtaufgaben optimal erfüllen und mir damit Spielraum generieren zur Finanzierung von Wünschen."

Sachpolitik steht weit über Parteipolitik

Immer wieder lobt Christian Blatt die sachlich-konstruktive Arbeit im Gemeinderat, die über Ortsteil-Denken steht und noch weiter über Parteipolitik. "Sie werden auf meinem Flyer nur einmal CSU finden", sagt er. Eingetreten ist er kurz vor der Gemeinderatswahl 2014. "Ich hätte das auch ohne Partei machen können, aber mir war das Netzwerk wichtig", sagt er. Auf lokaler Ebene sei Sachpolitik ausschlaggebend. "Im Kreistag dagegen geht es schon los", weiß er, der selbst Kreisrat und Kreisvorsitzender der kommunalpolitischen Vereinigung der CSU ist.

Der zweifache Familienvater ist in Erdweg aufgewachsen, ist in der Feuerwehr und das immer noch aktiv. Blatt hängt es nicht an die große Glocke, auch im Wahl-Flyer steht nur, dass er sich in verschiedenen Ehrenämtern engagiert. Tatsächlich aber kommt es immer wieder vor, dass nach einem Feuerwehralarm der Bürgermeister aus dem Rathaus zu einem Einsatz hetzt, er ist immer noch zweiter Kommandant. "Ich arbeite hier vor Ort, jedenfalls meistens, das ist ein großer Vorteil für die Feuerwehr", sagt er. Des Weiteren ist Blatt Schützenmeister bei den Großberghofener Schützen.

Wichtige Einblicke in die Sozialverwaltung

Als er vor gut zehn Jahren die 100-Jahr-Feier der Schützen organisierte, sei er mehrmals angesprochen worden, ob er nicht für den Gemeinderat kandidieren wolle. Damals war der Wirtschaftsingenieur und Unternehmensberater im Landratsamt Erding tätig und als Projektleiter mit dem Aufbau des Digitalfunks für Rettungsdienste beschäftigt. Als das beendet war, stand eine neue Aufgabe an: Als Projektsteuerer baute er das Asylmanagement auf. "Die Zeit war sehr lehrreich, generell die Einblicke in die Sozialverwaltungen", sagt er heute.

Bei den Kommunalwahlen 2014 kandidierte Blatt nicht nur als Gemeinderat, sondern auch als Bürgermeister. "Aber ich war ja noch nicht bekannt, deshalb ist es Georg Osterauer geworden." Blatt selbst wurde zweiter Bürgermeister und bei den vorgezogenen Wahlen nach dem unerwarteten Tod von Osterauer 2017 setzte er sich gegen zwei Mitbewerber mit 62 Prozent durch. Was ihm am Bürgermeisteramt Spaß macht? "Das Gestalten", kommt die Antwort prompt, "zu schauen, wo sind Defizite und dann maßgeschneiderte Lösungen finden. Es gibt zwar viele unterschiedliche Interessen, und man kann nicht immer alles unter einen Hut bringen, aber man kann versuchen, zu vermitteln".

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