Wahl in Erdweg:Christian Blatt bleibt Bürgermeister

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Auf dem Chefsessel im Erdweger Rathaus sitzt nach der Wahl am Sonntag auch weiterhin Christian Blatt. Arlette Amend gratuliert ihm zum Sieg. (Foto: Toni Heigl)

Der CSU-Kandidat erhält bei der Bürgermeisterwahl 66,1 Prozent der Stimmen, seine beiden Mitbewerber zusammen nur ein Drittel. Allerdings gehen nur 52 Prozent der Berechtigten an die Urnen - und der Sieger kündigt an, sich schon 2026 wieder zur Wahl zu stellen.

Von Jessica Schober und Alexandra Vettori, Erdweg

66,1 Prozent der Erdweger Wählerinnen und Wähler haben sich am Sonntag für Christian Blatt als Bürgermeister ausgesprochen. Damit hat der 39-Jährige leicht zugelegt, 2017 waren es noch 62 Prozent. 1670 Einzelstimmen entfielen auf ihn. Joseph Ndogmo von der Freien Wählergruppe Welshofen kam auf 22,8 Prozent, 576 Stimmen, die SPD-Kandidatin Arlette Amend auf 11,1 Prozent oder 280 Stimmen. Im Vergleich zur Bürgermeisterwahl vor sechs Jahren ist allerdings die Wahlbeteiligung rapide gesunken, von damals 78,8 Prozent auf nun 52,1 Prozent. Der Anteil derjenigen, die sich für eine Briefwahl entschieden haben, lag bei 23,7 Prozent.

Am Sonntagabend drängen sich rund 40 Menschen unter dem holzvertäfelten Spitzgiebeldach im Sitzungssaal des Erdweger Rathauses, der Kühlschrank im Eck summt, es ist heiß. Als um 18.15 Uhr die ersten Ergebnisse aus dem gegenüberliegenden Wahllokal im Wirtshaus einlaufen, wird es still im Saal. Gemurmel, Augenblinzeln. Blatt im hellblauen hochgekrempelten Hemd macht immer wieder drei Schritte auf die Leinwand zu, um die Ergebnisse besser sehen zu können, er knetet seine Finger immer dann, wenn in einzelnen Ortsteilen Ergebnisse mit einer Sechs am Anfang zu sehen sind - und keiner Sieben. Verschlechtern will er sich nicht im Vergleich zur letzten Wahl, das ist ihm anzusehen, und doch strahlt er eine optimistische Ruhe aus. Er wird seinen Job im Gemeindechefsessel behalten.

Es hat dann nur eine dreiviertel Stunde gedauert, bis alle Stimmen ausgezählt waren, doppelt so schnell wie bei der Wahl 2017. Doch schon nach dem ersten Stimmbezirk, Erdweg/Wirtshaus, war klar, dass es ein klarer Sieg für den 39-jährigen Amtsinhaber werden würde. Christian Blatt lag in jedem der 13 Stimmbezirke weit vorne, allerdings scheint der Wohnort eine Rolle gespielt zu haben. So fuhr der Bürgermeister sein bestes Einzelergebnis, 79,5 Prozent, in seinem Heimatdorf Großberghofen ein, ebenso wie Arlette Amend ihr bestes mit gut 19 Prozent in ihrem Wohnort Kleinberghofen. Joseph Ndogmo, der in Welshofen lebt, kam allerdings im Stimmbezirk Eisenhofen/Großberghofen mit 28,2 Prozent auf sein bestes Einzelergebnis.

Arlette Amend geht am Ende als Drittplazierte aus dem Rennen hervor

Sozialdemokratin Arlette Amend gibt ihr Lächeln nicht auf, auch wenn bald klar wird, dass sie als Drittplatzierte aus dem Rennen hervorgehen wird. Sie setzt sich zum Stillen ans offene Fenster und schuckelt ihr Baby tapfer in die Gewissheit hinein, dass es trotz sommerlichem Haustürwahlkampf nur für ein knapp zweistelliges Ergebnis reichen wird. Gemeinsam mit ihrem Mitbewerber Joseph Ndogmo, der sich am Wahlabend erst spät im Rathaus blicken lässt, hat sie dem Platzhirsch Blatt nicht mehr Stimmen abluchsen können, als es den beiden Gegenkandidaten 2017 gelungen war.

Joseph Ndogmo ist geradezu entsetzt von der vergleichsweise niedrigen Wahlbeteiligung. "Es ist eine Niederlage für die Demokratie. Ich frage mich, was wir falsch gemacht haben, dass so wenig Leute Interesse an der Kommunalpolitik haben", so der 55-Jährige. Schon 2017 hatte er gegen Blatt kandidiert und war damals auf 32,5 Prozent der Wählerstimmen gekommen. Von einer Niederlage will er nicht sprechen, auch wenn der Amtsinhaber im Vergleich zu 2017 Stimmen gewonnen hat und er, Ndgomo, verloren. "Ich bin jetzt zwar schon ein bisschen enttäuscht", sagt er, "aber das Ergebnis ist bei einer Wahl, zu der fast die Hälfte der Wähler nicht kommt, nicht aussagekräftig".

Zur Unterstützung Blatts kommen zahlreiche CSU-Parteikollegen ins Rathaus

Im Laufe des Abends gesellen sich zahlreiche CSU-Kollegen zur Unterstützung Blatts in den Sitzungssaal, in der Mitte des Tischrundes tagt quasi ein informeller Politikstammtisch: Der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath, Landrat Stefan Löwl, Kreisrätin und Bezirkstagskandidatin Stephanie Burgmaier und der Sulzemooser Bürgermeister Johannes Kneidl sind unter anderem da. Löwl scherzt mit Blatt über dessen Sieg, und betont, ab 70 Prozent Wählerzustimmung werde ein Bier fällig. Der Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) ist schließlich um 18.45 Uhr der Erste, der Blatt mit einem kräftigen Schulterklopfer gratuliert.

Vom SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Schrodi, der just vorm Wochenende ein Ordnungsgeld im Berliner Plenarsaal kassierte und prompt als "Pöbler" in der Boulevardpresse bezeichnet wurde, fehlt in Erdweg unterdes jede Spur. Amend hatte Schrodi im Wahlkampf unterstützt, andersherum hatte Schrodi sich kaum bemüht, um die junge Neukandidatin zu unterstützen.

Schon 2026 könnte in Erdweg erneut gewählt werden

Sozialdemokratin Arlette Amend reicht dem Gewinner bald die Hand, wünscht lächelnd "Alles Gute", Blatt antwortet mit einem "Herzlichen Dank". Für Amend sei der Ausgang des Abends offen gewesen: "Wenn man das erste Mal kandidiert, weiß man nie, wie es ausgeht." Dass sie als einzige Bewerberin einen klassischen Haustürwahlkampf gemacht hat, habe sich für sie dennoch ausgezahlt: "Ich habe viele Menschen kennengelernt und nehme deren Anliegen jetzt mit in den Gemeinderat", sagt sie.

Noch am Wahlabend gibt der Sieger Blatt bekannt: "Ich würde auf dreieinhalb Jahre meiner Amtszeit verzichten und mich im März 2026 erneut zur Wahl stellen." Er will die Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen wieder auf einen gemeinsamen Termin legen, "um den Aufwand zu minimieren und die Ressourcen zu schonen". Schließlich seien auch 60 ehrenamtliche Wahlhelfer im Einsatz gewesen. Für eine Synchronisation der Termine will Blatt in einiger Zeit "gute Gespräche mit dem Gemeinderat" führen, er könne diese Entscheidung nicht alleine treffen. 2017 musste die Erdweger Bürgermeisterwahl nach dem überraschenden Tod von Georg Osterauer (FW) vorgezogen werden - seitdem fällt sie nicht mehr mit der Gemeinderatswahl zusammen. Auch Joseph Ndogmo hatte es im Wahlkampf zum Thema gemacht, diesen Umstand ändern zu wollen - nicht zuletzt mit der Hoffnung auf eine höhere Wahlbeteiligung.

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Gut 66 Prozent der Wählerschaft haben Christian Blatt am Sonntag erneut ihre Stimme gegeben. Die niedrige Wahlbeteiligung von 52 Prozent könnte auch ein Zeichen von Zufriedenheit sein.

Kommentar von Alexandra Vettori

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