Dachau:Verdruss im Busverkehr

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Die Klagen über massive Verspätungen der Stadtbusse häufen sich. Nach Darstellung der Stadtwerke ist die rege Bautätigkeit in Dachau schuld.

Helmut Zeller

800 000 Besucher kommen jährlich zur KZ-Gedenkstätte Dachau - ein Drittel davon mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Vom S-Bahnhof der Stadt geht es in heillos überfüllten Bussen im 20-Minuten-Takt zur Gedenkstätte. Die Gedenkstätte hat bereits mehrmals, wie Pressesprecherin Martina Venter sagt, darauf hingewiesen, dass die Kapazität nicht ausreicht. Doch jetzt ist alles noch schlimmer: Denn die Linie 724 fährt seit Beginn des Schuljahres die Gedenkstätte nicht mehr an - für Schulklassen und Touristen, viele aus dem Ausland, gibt es nur noch die Linie 726. Aber auch die Dachauer sind sauer auf die Stadtwerke Dachau: Die Busse, die häufig - auch auf anderen Linien - zu spät kommen oder auf dem Weg zur Gedenkstätte manchmal gar nicht mehr halten, weil sie zu voll sind.

In mehreren Anrufen an die SZ machten Dachauer Bürger ihrem Ärger über den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt Luft. Auch der Verkehrsreferent des Stadtrates, Volker C. Koch (SPD), wurde bereits von Bürgern angesprochen. Die Linie 724 fährt wegen des Umzugs der Realschule in ein neues Gebäude in Augustenfeld eine neue Route - hin und zurück acht Haltestellen mehr als bisher. Aber es ist nicht nur der 724er. In den Fahrplan müssen die Bürger nicht mehr schauen, Verspätungen sind die Regel, und die S-Bahn ist oft bereits weg, wenn der Bus am Bahnhof eintrifft. "Das wäre nur zu schaffen, wenn wir ohne Fahrgäste fahren und alle Ampeln auf Grün gestellt sind", sagt ein Busfahrer. Sein Kollege weist auf die "besondere Logik" hin, dass auf der Linie 719, der City-Bus, zwei Doppelhaltestellen mit derselben Abfahrtszeit eingetragen seien.

Nicht nur die Fahrgäste, auch die Busfahrer haben die Nase inzwischen voll. Sie bekommen tagtäglich den Ärger ab - und können doch nichts dafür. Im Werkausschuss des Stadtrats räumte der technische Leiter der Stadtwerke, Gerald Nübler, ein, dass auch bei ihm "viele Beschwerdebriefe aufgeschlagen" seien. An der "angespannten Situation" seien die vielen Baustellen in der Stadt schuld, vor allem dem Brückenbau über die Amper am Karlsberg. "Wir können nur um Geduld bitten", sagte Nübel. Aber viel wird sich nicht ändern: Wegen des wachsenden Individualverkehrs werden Busverspätungen immer ein Problem bleiben, wie Nübel erklärte. "Da muss sich der 724 behaupten." Oder, so Nübel, man müsse über eine generelle Vorfahrt für den öffentlichen Nahverkehr nachdenken.

Die Verbindung zur KZ-Gedenkstätte war im Werkausschuss kein Thema, dabei leiden deren Besucher durch die aktuelle Fahrplanänderung noch mehr. Der 724er fährt jetzt die Gedenkstätte nur noch an den Wochenenden an. Das wurde, wie Pressesprecherin Venter sagte, nicht einmal kommuniziert. Einige ihrer Mitarbeiter hätten den Bus wie gewohnt genommen - und seien irgendwo gelandet. Noch schlimmer ergeht es den Besuchern, die eingezwängt in völlig überfüllten und teils verschmutzten Bussen der Linie 726 die Fahrt zur Gedenkstätte ertragen müssen. Und die Dachauer haben das Nachsehen: Vor zwei Tagen fuhr ein Bus an der Haltestelle John-F.-Kennedy-Platz und den wartenden Menschen einfach vorbei - aber ein Blick genügte, um sich zu überzeugen, dass in diesem Bus nun wirklich kein einziger Fahrgast mehr Platz gehabt hätte.

© SZ vom 30.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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