Unwetter:Schneechaos fordert Einsatzkräften alles ab

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Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerk und der Feuerwehr räumen ein Flachdach im Gewerbegebiet Gada in Bergkirchen. (Foto: THW Dachau)

Am Wochenende geht im Landkreis zeitweise gar nichts mehr. Straßen verwandeln sich in Rutschbahnen, Flachdächer drohen einzustürzen, Weihnachtsmärkte werden verschoben. Die Feuerwehren im Landkreis müssen fast 300 Mal ausrücken.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Massiver Schneefall hat den Landkreis Dachau am Wochenende zeitweise komplett lahmgelegt. Die Straßen und Bürgersteige verwandelten sich in der Nacht auf Samstag in Rutschbahnen. Nach Angaben der Polizei kam es zu zahlreichen Verkehrsunfällen, bei denen vereinzelt Menschen verletzt wurden. Abgebrochene Äste oder umgestürzte Bäume, die der Schneelast nicht standhielten, fielen auf geparkte Autos. In der Alten Römerstraße stürzte am Samstagabend ein Baum auf einen fahrenden Pkw. In Karlsfeld musste die Feuerwehr am späten Freitagabend ein Auto aus einem Bach bergen.

Der öffentliche Personennahverkehr stand insbesondere am Samstag still. S-Bahnen fielen aus, auch die Stadt Dachau stellte den Busverkehr am Samstag komplett ein. Feuerwehr und Landratsamt rieten den Menschen am Samstag, zu Hause zu bleiben und nur rauszugehen oder mit Auto zu fahren, wenn es unbedingt nötig sein sollte.

Mehrere Straßen mussten komplett gesperrt werden

Der Wintereinbruch bescherte vor allem den Einsatzkräften von Feuerwehren, Polizei und Technischem Hilfswerk (THW) sowie Winterdiensten ein arbeitsintensives Wochenende. Wie Kreisbrandrat Maximilian Reimoser am Sonntag berichtet, mussten die Feuerwehren im Landkreis seit Freitagabend zu rund 280 Einsätzen ausrücken. Größtenteils mussten sie Straßen von umgestürzten Bäumen oder abgebrochenen Ästen befreien. Auch versuchten sie, über Drehleitern präventiv den Schnee von Bäumen herunterzubekommen, damit diese nicht umknickten. Mehrere Straßen mussten komplett gesperrt werden, etwa die Kreisstraßen zwischen Vierkirchen und Markt Indersdorf und bei Riedenzhofen sowie die Gröbenrieder Straße in Dachau.

"Wir waren durchgehend im Einsatz", sagte Wolfgang Reichelt, Pressesprecher Freiwilligen Feuerwehr Dachau. Allein die Dachauer Wehr sei zu 40 Einsätzen ausgerückt. Auch Reimoser sagt, die Einsatzkräfte hätten zwischen den Alarmierungen kaum Pause machen können. Die Karlsfelder Feuerwehr schrieb am Samstag auf Facebook: "Die Mannschaft ist bei den heutigen Unwetter-Einsätzen an ihre Grenzen gegangen. So manch einer von uns war eingeschneit und musste sich zu Fuß den Weg in das Gerätehaus nach der ersten Alarmierung um 4.09 Uhr bahnen."

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Die Integrierte Leitstelle (ILS) in Fürstenfeldbruck, die Notrufe in den Landkreisen Dachau, Fürstenfeldbruck, Landsberg und Starnberg aufnimmt und die Einsätze dort koordiniert, war wegen der Vielzahl der Alarmierungen am Samstag überlastet. Deswegen war die Dachauer Kreiseinsatzzentrale (KEZ) in Hebertshausen ab etwa 10 Uhr am Samstag besetzt. Von dort wurden fortan die Einsätze im gesamten Landkreis koordiniert.

Je mehr Schnee fiel, desto kritischer blickten Behörden auf Gebäude mit Flachdächern. Das Landratsamt sperrte vorsorglich alle Sporthallen im Landkreis. Etwa 30 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Dachau, Pellheim und Prittlbach begannen am Samstag gegen 15 Uhr, Schnee vom Dach der Turnhalle in der Steinstraße in Dachau zu schaufeln, um einen Einsturz zu verhindern. In der Turnhalle sind aktuell Geflüchtete untergebracht.

Feuerwehren und THW schaufeln Dächer frei

Im Gewerbegebiet Gada in Bergkirchen mussten das THW und die Feuerwehr zur Sicherheit das Dach einer Lagerhalle eines Pharmagroßhändlers vom Schnee befreien. Wie Sven Langer, THW-Pressesprecher, berichtet, zählt das Unternehmen zur kritischen Infrastruktur. Etwa viereinhalb Stunden hätten die 20 Einsatzkräfte gebraucht, um das Dach freizuräumen. Auch die Feuerwehr Hebertshausen schaufelte fünf Stunden lang ein 350 Quadratmeter großes Flachdach im Hebertshauser Gewerbegebiet frei.

Der Weg zur Martin-Huber-Treppe in die Dachauer Altstadt ist gesperrt. (Foto: Niels P. Jörgensen)
In der Martin-Huber-Straße in Dachau biegen sich Bäume über die Fahrbahn. Die Feuerwehr versucht, sie von den Schneemassen zu befreien. (Foto: Niels P. Jörgensen)
Der Schnee hält überall gut, auch auch Fahrrädern. (Foto: Niels P. Jørgensen/Niels P. Jørgensen)
Am Freitag konnte der Hüttenzauber in Karlsfeld noch stattfinden, am Samstag ging dann nichts mehr. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Schlittenfahren in der Stadt: Der Karlsberg in Dachau wird zur Rodelbahn. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Einige Supermärkte wie der Aldi in Dachau-Ost blieben geschlossen. Beim Edeka-Markt in Odelzhausen befürchtete zunächst der Betreiber, dass das Dach den Schneemassen nicht standhalten werde. Das THW konnte aber nach einer Untersuchung Entwarnung geben. In Amperpettenbach wurde eine landwirtschaftliche Lagerhalle vorsorglich gesperrt. Auch die KZ-Gedenkstätte Dachau blieb am Samstag und Sonntag witterungsbedingt geschlossen.

Zahlreiche Weihnachtsmärkte, die am Samstag hätten stattfinden sollen, darunter in Röhrmoos oder Bergkirchen wurden auf Sonntag verschoben. Der Karlsfelder Hüttenzauber war am Freitagabend bei Schneefall gestartet, musste am Samstag pausieren und konnte am Sonntag fortgesetzt werden. Auch das Konzert der Kleinkunstbühne Leierkasten am Sonntagabend im Thoma-Haus konnte nicht stattfinden. Ein neuer Termin werde gesucht, Karten behielten ihre Gültigkeit, so die Veranstalter. Auch das Hoftheater Bergkirchen sagte seine Vorstellung von "Loriot, du dödel di" am Samstag witterungsbedingt ab. Auf Facebook empfahl das Hoftheater seinen Gästen: "Bleibt zu Hause und macht es euch gemütlich mit Glühwein, Punsch und Co. Loriot würde heute auch auf seinem Sofa bleiben."

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