Die Bilder gingen um die Welt: Mitglieder der Band Pussy Riot stürmten 2012 mit bunten Sturmmasken in die Erlöserkathedrale in Moskau und skandierten unter anderem: "Mutter Gottes, Jungfrau, verjage Putin!" Es folgte ein umstrittener Gerichtsprozess, indem die Frauen wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" schuldig gesprochen und zwei von ihnen zu zwei Jahren Straflager verurteilt wurden. Zehn Jahre ist das her, inzwischen gehört Pussy Riot neben Männern wie Alexej Nawalny und Garri Kasparow zu den wohl bekanntesten Gegnerinnen des russischen Präsidenten.
Im Moment tourt die feministische und kremlkritische Punk-Band mit der sogenannten "Pussy Riot Anti-War Tour" durch Metropolen wie Berlin, München, Barcelona und Lissabon - und beendet die Tournee in Dachau. "Sie schieben uns noch in ihre Sommerpause, bevor sie in den USA weitertouren", erzählt Ludwig Gasteiger, Geschäftsführer des Dachauer Kreisjugendrings.
Der Vorsitzende des Dachauer Kreisjugendrings schrieb die Aktivistinnen auf Facebook an
Wie es dazu kam, erklärt Gasteiger am Telefon. So habe er mitbekommen wie die Pussy-Riot-Aktivistin Maria Aljochina als Essenslieferantin verkleidet aus dem Hausarrest in Russland entwischt sei, um bei der Protest-Tournee gegen Putins Angriffskrieg dabei zu sein: "Da habe ich die Band gleich über Facebook angeschrieben." Wenig später hatte er den Kontakt zum Tourneemanager von Pussy Riot und mit ihm ausgemacht, dass das bis zu elfköpfige Künstlerinnenkollektiv am Samstag, 6. August, im Rahmen der Feierlichkeiten zur 40. Internationalen Jugendbegegnung auftreten wird.
Für Gasteiger passt das sehr gut, denn der Fokus der internationalen Jugendbegegnung liege nicht bloß auf der Geschichte des Nationalsozialismus, sondern auch auf gegenwärtige Formen von Autoritarismus und Diskriminierung. "Und Pussy Riot waren eine der ersten, die die Entwicklung in Russland scharf kritisiert haben", erklärt Gasteiger die Einladung. So ist geplant, dass das Künstlerinnenkollektiv neben einer Führung durch die KZ-Gedenkstätte am Nachmittag mit Jugendlichen zum Thema "Kunst und Widerstand in Russland" sprechen wird.
"Das wird schon ein besonderes Ereignis"
Abends soll dann ein Auftritt im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der internationalen Jugendbegegnung stattfinden, an der unter anderem auch der Holocaust-Überlebende Ernst Grube als Vorsitzender der Dachauer Lagergemeinschaft teilnehmen wird. Das Konzert wird Gasteiger zufolge 20 Euro kosten und für alle offen sein, der Vorverkauf soll in Kürze starten.
"Das wird schon ein besonderes Ereignis", sagt Gasteiger und schiebt nach, "für den ein oder anderen vielleicht auch gewöhnungsbedürftig". Schließlich seien die Auftritte von Pussy Riot keine klassischen Konzerte, sondern audiovisuelle Erlebnisse, die immer auch den aktuellen Kontext kommentierten und künstlerisch verarbeiteten, Musik sei da nur ein Teil. "Pussy Riot ist viel mehr als nur eine Punk-Band."