Astronomie:Meteoritenteile im Norden Münchens

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Im Juli 2020 war der Komet Neowise über Bad Wörishofen zu sehen. Ein ähnliches Schauspiel bot sich am vergangenen Samstag, als der Meteoroid 529-2024 über Bayern verglühte. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Am Samstag ist über Bayern ein Meteoroid in die Erdatmosphäre eingetreten. Nun haben Experten berechnet, dass kleine Teile von ihm im Landkreis Dachau gelandet sein könnten.

Von Lisa Nguyen, Dachau

"Ich dachte erst, es sind sehr helle Feuerwerkskugeln, aber kein Ton und nichts vorher oder anschließend", schreibt eine Beobachterin aus Moosach auf der Website der International Meteor Organization (IMO). Sie und Hunderte Menschen, die meisten aus Bayern und Österreich, hatten am vergangenen Samstag gegen 17.29 Uhr einen hell scheinenden Meteoroiden am Himmel gesehen. Bis Mittwoch sind bei der IMO für den Meteoroiden mit dem Namen 529-2024 386 Sichtungsmeldungen eingegangen. Dass ein paar Brocken im Landkreis Dachau gelandet sind, halten nun polnische Meteoritenexperten von "Made in Space" für möglich.

Sie haben ein Streufeld errechnet, das sich vom Westen Karlsfelds bis westlich von Bergkirchen erstreckt. Eine Karte dazu haben sie am Dienstag auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht. Über das Streufeld berichtet auch ein Astronom vom Planetarium Bochum auf X, vormals Twitter. Die Brocken sollen zwischen ein und zehn Gramm schwer sein.

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Die polnischen Meteoritensucher haben in der vergangenen Woche im Havelland bereits Bruchstücke von einem Asteroiden gefunden, der am 21. Januar über Brandenburg verglüht war. Eine erste Prüfung hat den Brocken als echt eingestuft.

Die polnischen Sucher freuen sich über ihren Fund, denn für Gesteinsbrocken aus dem All werden teils sehr hohe Summen gezahlt: Im schleswig-holsteinischen Elmshorn schlug im vergangenen Jahr ein 3,7 Kilogramm schwerer Meteorit im Garten einer Familie ein. Laut Bild-Zeitung soll dieser Brocken für 200 000 Euro an einen deutschen Käufer gehen.

Auch ein Suchtrupp um das Berliner Naturkundemuseum hat in der vergangenen Woche zwei walnussgroße Gesteinsbrocken gefunden, bei denen es sich wahrscheinlich um Meteoriten handelt.

Meteoriten wohl "so groß wie eine Erbse"

Dass jetzt Goldgräberstimmung im Landkreis Dachau herrschen wird, ist laut Experten unwahrscheinlich. Gesteinsstücke von 529-2024 seien "sehr, sehr klein", sofern überhaupt welche auf der Erde angekommen sind, sagt Dieter Heinlein, Leiter des Bavarian Meteorite Lab in Augsburg aus. Er beruft sich auf Berechnungen seines Kollegen Pavel Spurny von der tschechischen Sternwarte Ondřejov. Dieser hat herausgefunden, dass die Brocken in 32 Kilometer Höhe beim Eintritt in die Atmosphäre pulverisiert worden seien. Heinlein hält es dennoch für möglich, dass im Landkreis Bruchstücke, "so groß wie eine Erbse", auf den Erdboden gefallen sind.

Mehr als 5000 mutmaßliche Gesteinsbrocken aus dem All hat Heinlein im Laufe seiner Karriere begutachtet. Nur drei von ihnen haben sich tatsächlich als Meteoriten entpuppt - darunter auch der vermeintliche Ackerstein aus Dachau, der 2014 gefunden worden war und 1,4 Kilogramm wiegt. Jahrelang hatte dieser im Vorgarten des Finders gelegen. Erst nach 50 Jahren identifizierten Wissenschaftler das Gestein als Meteoriten.

Heinlein rät davon ab, sich nun auf die Suche nach den kleinen Gesteinsbrocken aus dem All zu machen. Es lohne sich mehr, auf den nächsten Meteoroiden zu warten. Selbst die polnischen Meteoritensucher wollen nicht nach Bayern kommen, um Überreste von 529-2024 aufzuspüren. Sie investieren ihre Zeit in die weitere Suche im brandenburgischen Havelland, schreiben sie auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Dort sei der "viel wichtigere Meteorit" gefallen.

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