Sensationsfund aus Dachau:Ackerstein stellt sich als Meteorit heraus

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Ein Wissenschaftler präsentiert den vermeintlichen Ackerstein, der sich nun als Meteorit entpuppt hat. (Foto: dpa)
  • Nach mehr als 50 Jahren indentifizieren Wissenschaftler einen scheinbar gewöhnlichen Ackerstein als Meteoriten.
  • In der Wissenschaft gilt der Fund als kleine Sensation.
  • Am 25. und 26. Oktober wird er bei den Münchner Mineralientagen zu sehen sein.

Eine 1422 Gramm schwere Sensation

Ein vermeintlicher Ackerstein aus der Nähe von Dachau hat sich nach mehr als 50 Jahren als Meteorit entpuppt. Das teilten die Mineralientage München mit. Wissenschaftler sprechen von einer kleinen Sensation.

Die Mineralogische Staatssammlung München hat den Stein, der von einem Bauernsohn in Machtenstein bei Dachau gefunden wurde, als etwa 4,5 Milliarden Jahre alten Stein-Meteoriten identifiziert. Nach dem Fund befand sich das kleine Stückchen Weltall, das etwa 1,4 Kilogramm wiegt, jahrelang unerkannt als Wasserstein im Vorgarten des Finders.

"Seltener als ein Sechser im Lotto"

"Von den vielen tausend Objekten, die ständig auf unseren Planeten einprasseln, schafft es nur ein Bruchteil bis auf die Erdoberfläche. Dass solch ein Meteorit, dessen Fall nicht direkt beobachtet wurde, in Deutschland gefunden wird, ist eine Sensation und seltener als ein Sechser im Lotto", sagte der stellvertretende Direktor der Mineralogischen Staatssammlung, Rupert Hochleitner.

Tausende Einschläge - pro Stunde

"Der letzte Meteoritenfall verfehlte Schloss Neuschwanstein nur knapp", sagte der Leiter des Geologischen Dienstes im Landesamt für Umwelt, Roland Eichhorn. Das war im Jahr 2002. Die Erde wird nach Angaben Eichhorns jede Stunde von tausenden winzigen bis faustgroßen Meteoriten getroffen - allerdings unbeobachtet.

Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik wurden nach Angaben der Mineralogischen Staatssammlung 30 Einschläge von Meteoriten beobachtet, die danach auch sichergestellt wurden. 17 weitere außerirdische Brocken wurden zufällig gefunden.

Gewichtszunahme durch Meteoriten

Statistisch gesehen wird Bayern durch die Meteoriten jedes Jahr um sieben Kilo schwerer. In den vergangenen 1000 Jahren richteten die Meteoriten keine nennenswerten Schäden an, vor 15 Millionen Jahren war das anders: Damals traf ein riesiger Meteorit das Nördlinger Ries und löschte im Umkreis von 100 Kilometern alles Leben aus.

Der Stein soll bei den Mineralientagen am 25. und 26. Oktober erstmals gezeigt und von 2020 an im geplanten Naturkundemuseum Bayern ausgestellt werden.

Meteoriten-Einschläge in Bayern

  • 19. September 1775: In Bad Rodach fällt ein 3,6 Kilogramm schwerer Steinmeteorit auf die Erde. Er gilt heute als verschollen.
  • 19. Februar 1785: In Eichstätt kommt ein 3,2 Kilo schwerer Steinmeteorit vom Himmel.
  • 13. Dezember 1803: Ein 1,6 Kilo schwerer Meteorit trifft Massing in Niederbayern.
  • 25. Dezember 1846: In Schönenberg fällt der mit 8 Kilo schwerste in Bayern gefundene Steinmeteorit auf die Erde.
  • 1920: Der in Untermässing in Mittelfranken gefundene Eisenmeteorit ist noch zehnmal schwerer und wiegt 80 Kilo.
  • 4. April 2002: Der jüngste Fall eines Meteoriten in Bayern wurde vor mehr als 12 Jahren beobachtet. Damals verfehlte er das berühmte Schloss Neuschwanstein nur knapp.
  • Oktober 2014: Es wird bekannt, dass es sich bei einem in den 1960er Jahren in Machtenstein bei Dachau gefundenen, 1,4 Kilo schweren Stein um einen Meteoriten handelt.
  • Streit gibt es um einen Fall in Schäftlarn von 1772: Der Geologische Dienst des Landesamtes für Umwelt zählt ihn mit, die Mineralogische Staatssammlung nicht. Ihre Begründung: "Es gibt nur diffuse Berichte, ein Stein wurde nie gefunden."
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