Wahlhelfer:Die lange Nacht des Auszählens

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Der Wahlausschussvorsitzende Norbert Liebeck öffnet die letzten Wahlbriefe im Dachauer Rathaus. Auf die Wahlhelfer wartet eine lange Nacht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bis spät in die Nacht müssen Ehrenamtliche in den Gemeinden die Stimmen auszählen. Dass es für die Wahlhelfer dieses Mal länger dauert, liegt auch an dem hohen Anteil der Briefwähler.

Von Emily Fabricius und Maxim Nägele, Dachau/Karlsfeld

Für Lola-Marie Schwingler und Aylin Erim beginnt der Sonntag um 7.30 Uhr mit dem Aufbau des Urnenwahllokales in der Fachoberschule Karlsfeld. Die beiden Abiturientinnen sind zwei von insgesamt 1900 ehrenamtlichen Wahlhelfenden, die bei der Landtags- und Bezirkstagswahl in Dachau im Einsatz sind. Von 13 bis 18 Uhr sind die beiden als Beisitzerinnen dafür verantwortlich, die Wahlbenachrichtigungen der eintreffenden Menschen zu prüfen. Schwingler hatte die Anfrage zur Wahlhelferin in ihrem Briefkasten gefunden und sich freiwillig gemeldet "um mal zu schauen, wie Wahlen eigentlich ablaufen", sagt sie. Aylin Erim gibt zu, dass sie es auch wegen des Geldes mache, insgesamt 80 Euro bekomme man in Karlsfeld heuer als Wahlhelfer.

In der Fachoberschule Karlsfeld wirkt es um 14 Uhr recht entspannt. Schon zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass die Wahlbeteiligung in der Gemeinde hoch sein wird. In mehreren der zwölf Urnenwahllokale hätten sogar Stimmzettel nachgeliefert werden müssen, erzählt Sarah Kothai, die Wahlleiterin des Bürgerbüros in Karlsfeld. Vor allem wegen des großen Umfangs der Stimmzettel sei es für die Wahlhelfer vor Ort oft schwer abzuschätzen, wie viele Stimmzettel noch übrig seien.

Im Briefwahllokal im Rathaus II wird aufgrund der vielen Briefe auch am Boden ausgezählt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In vielen Gemeinden berichten Wahlhelfende am Sonntag von Problemen wegen der Größe der Stimmzettel. Im Wahllokal in der Klosterschule in Dachau bilden sich vor allem vormittags immer wieder Schlangen. Die Wahlkabinen sind zu klein für die 129 Zentimeter großen Stimmzettel. Viele Wähler seien mit dem Falten der Zettel überfordert, sagt eine Wahlhelferin. Wahlhelfer Uwe Kreißelmeier aus dem Landratsamt Dachau erzählt lachend: "Manche haben gesagt, da bräuchte man ja einen Tapeziertisch." Die übergroßen Wahlzettel könnten auch ein Grund dafür sein, dass fast die Hälfte aller Wahlberechtigten im Landkreis per Brief abgestimmt hat.

Die Anzahl an Briefwählern steigt weiter an

Mit Ausblick auf die Dachauer Altstadt haben sich im Auszählraum 43 im Rathaus circa 15 Wahlhelfende für die Auswertung der Briefwahl versammelt. "Wir haben uns um 14.30 Uhr getroffen, um mit der formalen Überprüfung der eingegangenen Briefwahlunterlagen zu starten", so Sonja Drexler. Circa 400 Briefe zählen die Wahlhelfer. Die hohe Beteiligung an der Briefwahl sei vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, erklären sie im Rathaus. Seitdem habe die Briefwahl enorm an Beliebtheit dazugewonnen. Laut Thomas Held aus dem Bürgerbüro Dachau gilt es zu beachten, dass beide Umschläge verschlossen sind, die Unterschrift auf dem Wahlschein nicht fehlt und dass die Person, die das Kreuz macht, wahlberechtigt ist. Thomas Held ist seit 30 Jahren Wahlhelfer und weiß aus Erfahrung, dass die Auszählung oft bis in die Nacht dauert. Deswegen seien sie schon mit Essen und Trinken versorgt. "Daran soll es nicht scheitern."

Wegen der hohen Wahlbeteiligung im gesamten Landkreis Dachau rechneten alle Beteiligten mit einem langen Wahlabend. Im Briefwahllokal im Rathaus II muss aufgrund der vielen Briefe auch am Boden ausgezählt werden. Dort nimmt man das aber mit Humor: "Die Knieschützer kriegen wir dann von der Stadt gestellt."

Auch für die beiden Erst-Wahlhelferinnen wird der Abend an der FOS in Karlsfeld anstrengend, denn auch sie müssen beim abendlichen Auszählen mithelfen. In Hebertshausen, eine der ersten Gemeinden, wo das Wahlergebnis am Abend feststeht, ist die Wahlbeteiligung wohl eine der höchsten im Landkreis. 81,8 Prozent der Wahlberechtigten haben hier ihre Stimme abgegeben. Bereits 2018 war Hebertshausen mit 82,6 Prozent Spitzenreiter unter den Gemeinden. Auch in Hilgertshausen ist die Wahlbeteiligung heuer mit 78,7 Prozent vergleichsweise hoch.

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