KZ-Gedenkstätte:Gedenken an KZ-Häftling Gosse Blijdorp

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Der Pfarrer und Historiker Björn Mensing der evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte in Dachau. (Foto: Niels P. Joergensen)

Mit einem Gottesdienst erinnert die Versöhnungskirche an den mutigen Pfarrer, der das Konzentrationslager Dachau überlebte.

Die evangelische Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert am Karfreitag, 29. März, um 15 Uhr mit einem Gottesdienst an Gosse Blijdorp (1919-2017), einen niederländischen Pfarrer, der das Konzentrationslager Dachau überlebte.

Gosse Blijdorp wurde am 21. März 1919 in Rotterdam geboren. 1941 begann er, Theologie zu studieren. Wie die Versöhnungskirche mitteilt, ging Blijdorp dann nach Deutschland, "in die Höhle des Löwen", in der Hoffnung, Material für den niederländischen Widerstand gegen die Nazis sammeln zu können.

Im Mai 1944 kam Gosse Blijdorp in das KZ Dachau

Blijdorp arbeitete in der Lüneburger Heide in einem Büro der Firma "Wolff & Co" in Bomlitz, einer Sprengstofffabrik. Ein Brief, in dem Blijdorp seiner Freude über einen alliierten Bombenangriff auf den Ort Ausdruck gegeben hatte, wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde nach Rotterdam zurückgerufen und vom deutschen Sicherheitsdienst verhört.

Am 22. Oktober 1942 wurde Blijdorp verhaftet und zunächst im Polizeigefängnis "Haagsche Veer" in Rotterdam eingesperrt, am 11. April 1943 kam er in das Konzentrationslager Herzogenbusch-Vught und im Mai 1944 nach Dachau, wo er unter anderem bei BMW in Allach Zwangsarbeit leisten musste. Im Herbst 1944 wurde der Theologiestudent im Stammlager in den Block 28 einquartiert, in dem ausschließlich Geistliche untergebracht waren, von der SS abschätzig "Pfaffenblock" genannt.

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Blijdorp setzte nach der Befreiung sein Studium der Theologie fort und wurde evangelisch-reformierter Pfarrer. Er arbeitete von 1957 bis 1967 in den Gemeinden von Dokkum und Wierum, später wechselte er nach Alblasserdam und Nieuw-Lekkerland in der Nähe von Rotterdam. Dort blieb er bis zum Jahre 1984, als er in Rente ging. Auch im Ruhestand übernahm er noch bis ins hohe Alter viele Dienste.

Gosse Blijdorp starb am 24. März 2017, wenige Tage nach seinem 98. Geburtstag. In Dachau erinnert eine Biografie im "Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau" und ein Banner der Wanderausstellung "Namen statt Nummern" an ihn. Kirchenrat Björn Mensing berichtet im Gottesdienst unter anderem davon, wie Gosse Blijdorp im Jahr 2010 an der Entstehung des ihm gewidmeten Banners mitwirkte.

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