Trotz heftiger Proteste:Landessynode unterstützt Sparkurs

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Pfarrer und Historiker Björn Mensing: Die Versöhnungskirche muss künftig mit viel weniger Geld auskommen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Kirchenparlament bewilligt Streichung der Diakonenstelle an der Versöhnungskirche

Die Proteste gegen den geplanten Stellenabbau an der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau sind ohne Erfolg geblieben. Die bayerische Landessynode hat am Donnerstag eine Eingabe an das Kirchenparlament abgelehnt, die Finanzierung einer theologisch-pädagogischen Stelle über das Jahr 2023 hinaus zu sichern. Das Landeskirchenamt hatte entschieden, die finanziellen Mittel für die Diakonenstelle zum 1. Januar 2024 zu streichen. Das führte zu massiver Kritik von Kommunalpolitikern, Wissenschaftlern, aber auch KZ-Überlebenden sowie deren Verbänden. Ihre Sorge: Bei einer faktischen Halbierung des Personals - die Pfarrerstelle bleibt - könne die Versöhnungskirche ihr vielfältiges Engagement in der Erinnerungsarbeit und im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus nicht mehr fortsetzen.

Zur Ablehnung der Eingabe, die unter anderen der Holocaust-Überlebende Walter Joelsen formuliert hatte, wurde in der Debatte erklärt: Man wolle durch die Bewilligung von einzelnen Stellen der erst beginnenden Erarbeitung von Kriterien für die Einsparung von Stellen in der Landesstellenplanung nicht vorgreifen. Zugleich aber betonte und würdigte die Landessynode die große Bedeutung der Arbeit in der evangelischen Kirche. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte kurz vor der Abstimmung, er sei dankbar für die Würdigung der Arbeit in der Versöhnungskirche. Sie mache deutlich, was in der öffentlichen Wahrnehmung synodaler Beschlüsse oft zu kurz komme. Denn die Synode würdige trotz der Ablehnung der Eingabe die Arbeit in Dachau. Sie habe sich in den Voten der Arbeitskreise klar dafür ausgesprochen, die Arbeit in der KZ-Gedenkstätte "so stark wie möglich weiterzuführen".

Versöhnungskirche in Dachau ist hart getroffen

Dazu soll künftig aber die Finanzierung der Diakonenstelle auf breitere Füße gestellt werden, sagte Bedford-Strohm. Seit einigen Wochen wurde öffentlich über die Zukunft der theologisch-pädagogischen Diakonenstelle an der Versöhnungskirche heftig diskutiert. Die Lagergemeinschaft Dachau, das Mauthausen Komitee Österreich und die Initiative "Nie wieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball", die aus der Versöhnungskirche hervorging, hatten die Sparbeschlüsse heftig kritisiert. Die letzte Hoffnung der Kritiker hing an dem Kirchenparlament.

Doch es bleibt dabei: Wegen des Spardrucks der bayerischen Landeskirche ist die weitere finanzielle Unterstützung der Diakonenstelle aus Mitteln der Landeskirche über das Jahr 2023 hinaus nicht mehr möglich, wie es hieß. Inzwischen hat Kirchenrat Björn Mensing, Pfarrer an der Versöhnungskirche, eine "Stiftung außerhalb Bayerns" aufgetan, die wohl bereit ist, die Finanzierung einer Diakonenstelle zu 25 Prozent zu übernehmen. Gerade deshalb hatten die Kritiker auf die Landessynode gehofft.

Sie hat aber insgesamt eine Schrumpfkur verordnet und den Abbau der landeskirchlichen Stellen um zehn Prozent beschlossen. Damit reagiert die Kirche auf sinkende Mitgliederzahlen und Einnahmeverluste auch in Folge der Corona-Pandemie. Für die nächsten Jahre wird es in den evangelischen Gemeinden und Dekanaten in Bayern noch 1903 theologische, theologisch-pädagogische und Stellen für Kirchenmusiker geben - 190 weniger als noch bei der Landesstellenplanung von 2010. Bis zum Jahr 2023 müsse die Kirche ein Defizit von 130 Millionen Euro ausgleichen.

Die Versöhnungskirche in Dachau ist von diesem Beschluss hart getroffen - auch die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) will ihre Zuwendung von jährlich ungefähr 80 000 Euro bis 2030 gleich um ein Drittel reduzieren.

© SZ vom 26.03.2021 / epd, hz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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