Dachauer KZ-Überlebender Erich Finsches:Eine Stimme gegen den Hass

Lesezeit: 8 min

Der Wiener Holocaust-Überlebende Erich Finsches im Zeitzeugengespräch mit KZ-Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Als kleiner Junge kämpft der Wiener Jude Erich Finsches mit Titos Partisanen gegen die Deutschen. Er überlebt Auschwitz und zwei Dachauer Außenlager - und erzählt heute seine Geschichte für eine bessere Zukunft.

Von Eva Waltl, Dachau/Wien

Erich Finsches, ein elegant gekleideter Mann mit perfekten Manieren, lebt im dritten Wiener Gemeindebezirk. An der Wand im Wohnzimmer hängt ein großes leinenes Bild, das den Canal Grande in Venedig zeigt. Der 94-Jährige führt den Besucher zu einer großen Vitrine voll mit Erinnerungsstücken. Bilder, Tassen, eine 60 Jahre alte Weinflasche, eine kubanische Zigarettenschachtel - und zu jedem Gegenstand kann Erich Finsches er eine Geschichte erzählen. Etwas unsicher geht er, auf einen Stock gestützt, zu einem Polstersessel. Auf dem runden Tisch steht ein Schüsselchen mit Schokodrops. Als er zu erzählen beginnt, greift er einmal kurz in die Schüssel, und steckt sich ein Bonbon in den Mund. Nach wenigen Minuten schon rückt die Stadt, die gerade versucht, aus dem Corona-Schlaf zu erwachen, in weite Ferne. Die Zeit steht still. In seiner Wohnung im zweiten Stock des mit Stuck verzierten Wohnhauses erzählt Erich Finsches aus seinem Leben, von seinem Überleben in dem Jahrhundert des Hasses und der Gewalt. Er wurde als Jude von Deutschen und Österreichern verfolgt, mehrmals befreite er sich aus den Fängen der SS und kämpfte mit Titos Partisanen, fast ein Kind war er damals noch. Erich Finsches wurde am 11. September 1927 in Wien geboren.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusDeutscher Historikertag in München
:Kampf um die Geschichte

Mit einem Jahr Verzögerung beginnt in München der größte geisteswissenschaftliche Kongress Europas. Sprecher Martin Zimmermann über Deutungsdebatten in der Wissenschaft und seine Hoffnung, dass die Veranstaltung nicht wie die vergangene endet.

Interview von Jakob Wetzel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: