Ausstellungswochenende in Dachau:Kunst mal acht

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Haus der Kunst: Der Zeichner Florian Marschall, die Keramikerin Claudia Flach und die Malerin Karin Schuff vor ihrem gemeinsamen Künstlerdomizil, der Kleinen Moosschwaige. (Foto: Toni Heigl)

Jedes Jahr zum 1. Advent findet die Atelierausstellung in der Kleinen Moosschwaige statt. Diesmal sind zwei neue Künstler dabei.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Die Stadt Dachau wächst rasant, der Raum für Künstler nicht. Das Kulturamt hat sich dafür eine Lösung einfallen lassen, die man auf die Formel "Teile und male" bringen könnte. In der Kleinen Moosschwaige, einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahre 1802, das nach einem Umbau 1915 seine heutige Gestalt erhielt, gibt es fünf Ateliers. Genutzt werden sie von mittlerweile acht Künstlern.

Für Anna Dietze ist die Ausstellung eine Premiere. Mit ihrem Vater Alfred Ullrich hat sie erst im März die Räume der 2018 verstorbenen Künstlerin gigi übernommen. "Wir heißen das erste Mal Interessierte willkommen, sich in unserem Atelier umzusehen", sagt die junge Künstlerin. Viel Zeit für neue Arbeiten sind ihr in den vergangenen Monaten allerdings nicht geblieben, ihr Baby und der Umzug haben sie auf Trab gehalten. "Eigentlich bin ich mit dem Umzug auch noch gar nicht ganz fertig", sagt sie.

Schon seit 1980 im Haus ist Gebhard Schmidl. Er ist inzwischen 91 Jahre alt, da wird auch die Kunst langsam beschwerlich. Zum ersten Mal stellt er gemeinsam mit seinem Sohn Martin in der Kleinen Moosschwaige aus. Auch das ist eine Premiere. "Malerei und Zeichnung werden von uns zu sehen sein", kündigt er an, "und ich zeige eine Auswahl meiner Künstlerbücher aus den letzten Jahren."

Worum es auch immer geht: Sehen und gesehen werden

"Früher war die Atelierausstellung in der Kleinen Moosschwaige ein gesellschaftliches Ereignis in Dachau", sagt der Zeichner Florian Marschall. Nach fast drei Jahren Pandemie hoffen die Künstler, endlich wieder volles Haus zu haben. Bei Marschall stapeln sich bereits Getränkekisten, Live-Musik soll es auch geben. Atelierausstellungen sind für die Künstler wichtig, um Kontakte zu knüpfen, Käufer warm zu halten und die eine oder andere neue Arbeit zu zeigen.

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Nebenan liegt das Atelier von Karin Schuff und Margot Krottenthaler. Schuff malte in den vergangenen Jahren viel mit Schwarz und Weiß, die farbenfrohen Bilder waren von ihrer Kollegin, das macht die Unterscheidung leicht. In diesem Jahr ist es umgekehrt. Seit der Schlossausstellung "Alien Polka" arbeitet Margot Krottenthaler viel mit Linolschnitt, Karin Schuff hat ihre Begeisterung für Hinterglasmalerei entdeckt und malt viel mit Komplementärfarben, Rostrot und Berliner Blau.

Claudia Flach teilt sich ihr Atelier mit ihren fabelhaften Keramikgeschöpfen: "Protected Innocence" ist ein türkis lasierter gepanzerter Vierbeiner mit neugierigen Kinderaugen. Die Künstlerin sieht ihn in Zeiten, in denen übelste Ressentiments wieder auf fruchtbaren Boden fallen, durchaus als politisches Statement. Dasselbe kann man über ihre Vasen mit ihren pflanzlichen Formen sagen, die an Astringe erinnern. Gesundes Wachstum braucht auch immer wieder ein Innehalten.

Jahresausstellung Kleine Moosschwaige, St.-Peter-Straße 1, Freitag, 25. November, ab 19 Uhr, Samstag und Sonntag, 26/27. November, jeweils 14 bis 18 Uhr.

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