Dachauer Hausärzte im Stress:Impfen am Anschlag

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Seit Anfang der Woche gilt für den Impfstoff Astra Zeneca keine Impfpriorisierung mehr. Die Hausärzte im Landkreis impfen damit trotzdem weiter vor allem Über-60-Jährige. (Foto: AFP)

Nachdem die Regierung die Priorisierung für das Vakzin Astra Zeneca aufgehoben hat, sind die Telefonleitungen der Hausarztpraxen dauerbelegt. Die gute Impfquote des Landkreises weckt Begehrlichkeiten.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Am Mittwochabend hat das Gesundheitsministerium die Impfpriorisierung für den Impfstoff Astra Zeneca bayernweit offiziell aufgehoben. Im Landkreis Dachau war man sogar noch ein wenig schneller: Bereits am Montag hatte der Versorgungsarzt Christian Günzel die Priorisierung formal aufgehoben. Doch im Landkreis Dachau sind die Leitungen vieler Hausärzte nicht erst seit dieser Entscheidung dauerbelegt: Schon seit bekannt wurde, dass auch die Praxen impfen dürfen, stehen die Telefone nicht mehr still. "Bei uns ist das schon länger Thema", sagt Michaela Kohler. Sie ist Arzthelferin in der Dachauer Gemeinschaftspraxis von Stephan Herf, eine der vielen Hausarztpraxen die sich an der Impfkampagne beteiligen. Um welche und wie viele Praxen es sich im Einzelnen handelt, darf das Landratsamt aus Datenschutzgründen laut KVB nicht mitteilen. Laut Landrat Stefan Löwl (CSU) läuft derzeit jedoch eine Abfrage bei allen Praxen, um mit deren Einverständnis eine Liste anzulegen.

Obwohl die impfenden Praxen schon seit Wochen im Dauerstress sind, weil sie ihre regulären Patienten und jene, die eine Impfungen haben wollen, unter einen Hut bringen müssen, wird sich zumindest in der Praxis von Herf ab kommender Woche doch etwas Entscheidendes ändern: "Ab Montag impfen wir nur noch unsere Patienten", sagt Kohler. Es würden sich derzeit sogar Menschen aus München bei ihnen melden, die geimpft werden wollten. Weil aber nach dem Turboimpfen mit Astra Zeneca nun deutlich weniger Impfstoff nachkomme, habe man entschieden, die eigenen Patienten fortan zu priorisieren. "Jeder hat doch seinen eigenen Hausarzt", sagt Kohler, an diesen müssten sich die Menschen zuerst wenden - oder warten, bis sie einen Impftermin in einem der beiden Impfzentren in Dachau oder Karlsfeld zugewiesen bekämen.

"Wirklich jeder profitiert von einer Impfung, auch mit Astra Zeneca"

Laut Michael Ranft, zweiter Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbands, ist das aber eher die Ausnahme. Die meisten würden schon bei ihrem Hausarzt anrufen. Allerdings, so Ranft, wecke die augenscheinlich hohe Impfquote des Landkreises - derzeit liegt sie bei 26,8 Prozent - möglicherweise Begehrlichkeiten, weil der Eindruck entstehe, dass man hier schneller an einen Impftermin komme. Ranft indes würde sich wünschen, die Coronakrise als das zu begreifen, was sie ist: eine weltweite Pandemie.

Grundsätzlich sieht der Karlsfelder Arzt mehrere Probleme: Zum einen werde so getan, als ob die gestiegene Impfquote mit den nun beteiligten Hausärzten zusammenhänge. Wie viel verimpft werden könne, hänge jedoch allein mit der gelieferten Menge an Impfstoff zusammen. Und eins stehe in diesem Zusammenhang fest: "Wir sind noch nicht am Limit, was unsere Impfkapazitäten anbelangt."

Zum anderen fehle die Planbarkeit. Immer erst donnerstags erfahre er, wie viel von welchem Impfstoff er am darauffolgenden Dienstag er erhalten werde. Wenn es sich um Astra Zeneca handle, dann seien in Einzelfällen längere, beratende Gespräche notwendig. Allerdings, auch das betont Ranft, sei das nicht die Regel, denn die Ärzte im Landkreis würden sich nach wie vor grundsätzlich an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts halten. Dieses empfiehlt, den Impfstoff vorrangig an Über-60-Jährige zu verimpfen. Und noch eines ist Ranft wichtig zu betonen: Als Hausarzt leiste man medizinische Versorgung und impfe nebenher - nicht umgekehrt. Auch deshalb brauch es alle Kräfte: die Impfzentren, die Betriebs- und die Hausärzte.

Die Zusammenarbeit aller Akteure, das betont auch Landrat Löwl, funktioniere im Landkreis gut. Er selbst hatte sich am Freitagmittag bei Herf in der Praxis Astra Zeneca spritzen lassen. Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen, um für das Impfen im Allgemeinen, und für Astra Zeneca im Besonderen zu werben. Auch der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Ranft hält das für sinnvoll: "Wirklich jeder profitiert von einer Impfung, auch mit Astra Zeneca."

© SZ vom 24.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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