Dachau:"Das Bad ist ein Sanierungsfall"

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Die Baustelle des neuen Dachauer Hallenbades steht seit einiger Zeit still. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Neubau des Dachauer Hallenbades entwickelt sich für die Stadt zum Desaster. Im Stadtrat stellt sich nun die Frage: Wer trägt die Verantwortung dafür?

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Der Ton in der Debatte um das Fiasko beim Hallenbad-Neubau verschärft sich: Wer ist verantwortlich für die erheblichen Mehrkosten, die auch durch unzählige Baumängel entstanden sind? Um diese Frage kreiste die Sitzung des Dachauer Stadtrates am Dienstagabend.

Nachdem die Stadt den Eröffnungstermin des neuen Hallenbades aufgrund massiver Bauverzögerungen immer wieder verschieben musste, hatte sie im September vergangenen Jahres die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Architekten aufgekündigt. Seitdem steht die Baustelle still. Stadtwerke-Chef Robert Haimerl geht davon aus, dass die Bauarbeiten erst 2024 weitergehen können. Die geschätzten Kosten für den Neubau sind in den vergangenen Jahren immer weiter nach oben gegangen. Aktuell liegen sie laut Haimerl bei rund 23,9 Millionen Euro.

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Nachdem die Karlsfelder Schwimmhalle schließt, wird das Dachauer Bad in Zukunft noch gefragter sein. Einen Eröffnungstermin für das neue Gebäude will Stadtwerkeleiter Robert Haimerl nicht mehr nennen. So viel verrät er aber: Es gibt neue Architekten für das Projekt.

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Inzwischen haben neue Planer, die Architekturbüros Krieger und Prokopetz, das Bauprojekt übernommen. Sie sind gerade dabei, den Bestand der bisherigen Arbeiten und vor allem sämtliche Baumängel zu analysieren. Anschließend sollen sie Lösungen erarbeiten, wie die Probleme zu beheben sind. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sprach von einer "Art Neustart" des Vorhabens. "Die neuen Architekten schauen sich das Bad komplett an, um alle Mängel darzustellen", sagte er. Im Juni oder Juli werde man den Ist-Zustand der Öffentlichkeit auf einer Infoveranstaltung darlegen.

Vor der Sitzung des Stadtrates am Dienstagabend kamen die Mitglieder des Werkausschusses zu einer nicht-öffentlichen Sitzung zusammen. Dort wurden den Stadträten erste Erkenntnisse der neuen Planer präsentiert. "Die Dimension der Mängel hat uns umgeworfen. Das Bad ist ein Sanierungsfall", sagte Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU). Sie forderte, "vollumfänglich" offenzulegen, woran es hapert.

"Schuld und Verantwortung kann man erst klären, wenn alle Mängel dargestellt sind."

Hartmann sagte, es werde immer wieder nach der Verantwortung für die aktuelle Situation gefragt. Die Verantwortung liege bei den Stadtwerken als Bauherren, dem Werkausschuss und bei ihm als Vorsitzenden des Werkausschusses. "Dieser Verantwortung hat sich keiner entzogen", so Hartmann. Gleichwohl müsse man auch klarmachen, wo Verantwortlichkeiten enden. Der Werkausschuss sei nicht für "Ausführungsmängel" verantwortlich. Diese hätten andere zu verantworten. Hartmann kündigte an, dass die Stadt rechtlich gegen "den ein oder anderen Beteiligten" vorgehen werde. Ein großer Teil der Verantwortung liege beim früheren Architekten, so Hartmann. Auch Kai Kühnel (Bündnis) sagte: "Wir haben uns alle von der niedrigen Kostenschätzung des Architekten blenden lassen."

Jürgen Seidl (FDP) sagte, man solle die Verantwortung nicht allein auf den Architekten abwälzen, der Werkausschuss habe auch die Pflicht, den Bau "vom Schreibtisch aus" zu überwachen. Anke Drexler (SPD) warnte dagegen davor, zum aktuellen Zeitpunkt einen Schuldigen zu suchen: "Schuld und Verantwortung kann man erst klären, wenn alle Mängel dargestellt sind."

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